Zurück in die Gesellschaft
Ein Wohnhaus für Obdachlose
Neunerhaus nennt sich eine Wiener Hilfsorganisation, die sich um obdachlose Menschen kümmert und ihnen ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. In mittlerweile drei Wohnhäusern und 80 betreuten Wohnungen leben rund 500 Menschen, daneben versorgt das neunerhaus-Team annähernd 3.500 obdachlose Menschen in einer eigenen Zahnarzt- und Arztpraxis. Das letzte eröffnete Wohnhaus im Sommer 2015 stellte das Wiener Architekturbüro pool Architektur fertig. Es macht deutlich, welche Bedeutung eigenständigem Wohnen und der Begegnung mit anderen Menschen zukommt, wenn ein Leben so sehr ins Wanken geraten ist und gesellschaftliches Leben nicht mehr für möglich gehalten wird.
Neben den 73 Wohnungen bietet das Haus eine Vielzahl großzügiger Aufenthaltsbereiche und extra Räume für soziale Betreuungen und gesundheitliche Versorgungen. „Unser Konzept beruht auf drei grundlegenden Bausteinen: Es gibt eine offene, natürlich belichtete Kommunikationszone, eine Vielzahl von verschiedenen Wohnungstypen mit optimierten Sanitäreinheiten und schließlich eine weitgehend standardisierte, modulare Möbelgrundausstattung“, erklärt Florian Wallnöfer, Architekt und Partner bei pool Architektur. Die funktionale Gliederung fängt mit den öffentlichen Bereichen im Erdgeschoss und im Untergeschoss mit belichteten Gemeinschaftsräumen an und geht über zu den privaten Wohnbereichen mit Gemeinschaftszonen in den Obergeschossen. Damit die Wohnungen den unterschiedlichen Anforderungen der BewohnerInnen gerecht werden, haben die Architekten ein größtmögliches Angebot an verschiedenen Wohnungsgrundrissen geplant. Für Küche, Betten, Schränke und Garderobe wurden Grundmodule entwickelt, die je nach Wohnsituation ergänzt oder angepasst werden können. So soll ausreichend Raum für zusätzliche persönliche Möbelstücke bleiben.
Höchste Bedeutung wird in allen neunerhaus-Wohnhäusern dem Thema Kommunikation und somit dem persönlichen Austausch beigemessen. Es wird als essenziell angesehen, außerhalb der privaten Wohnungen Orte zum Treffen und Verweilen zur Verfügung zu stellen. Pool Architektur lassen dafür den öffentlichen Raum, der einer Promenade ähnelt, vom Untergeschoss bis ins Dachgeschoss führen. Besonderheit ist, dass dieser Weg mehrfach variiert, kein Geschoss dem anderen gleicht und immer wieder überraschende räumliche Aufenthaltsorte mit unterschiedlichen Ausblicken in die Umgebung entstehen. Für die BewohnerInnen entsteht noch weitaus mehr: Ein Leben in Selbstbestimmung, in dem sie auf Hilfe und Unterstützung des gesamten neunerhaus-Teams vertrauen können.
www.pool-arch.at