Wenig Technik für die Technik
Hohe Räume für schwergewichtige Entwicklungen mit viel Bezug nach außen hin
Technologische Entwicklungen sind nicht immer im Nanobereich oder allein auf das Internet reduziert. Auch Maschinen für die industrielle Fertigung werden weiterentwickelt, neu erfunden, müssen gebaut und erprobt werden. Das stellt besondere Anforderungen an die Architektur. Stabil, robust, dennoch lichtdurchflutet und auf die moderne Arbeit mit ihren kommunikativen Aspekten sollte sie ausgerichtet sein. Der zweite Bauabschnitt des Technologiezentrums Seestadt spricht diese Interessen an, für zum Zeitpunkt der Entstehung noch unbekannte Mieter. ATP architekten ingenieure konnten bei ihrer Planung für die Wirtschaftsagentur Wien auf Erfahrungen zurückgreifen, die sie beim ersten Bauabschnitt gesammelt hatten und diese weiterentwickeln.
Auf das fünfeckige Grundstück haben die Architekten ein Gebäude in einer offenen H-Form eingepasst. In seiner Fassadengestaltung gleicht es dem ersten Bauabschnitt, wobei der monolithische Sockel beim Näherkommen hervorsticht. Das 4 m hohe Erdgeschoss umgeben großflächige Außenanlagen, die im Südosten als Werkhöfe ausgebildet sind. Auf Ortbeton können Neuentwicklungen im Freien getestet werden. Große Werkstores führen in den Innenraum, dessen verstärkte und versenkte Bodenplatte Lasten von bis zu 10 kN/m² aufnehmen kann. Für leichtere Maschinen eignet sich auch das erste Geschoss, das noch mit 7,5 kN/m² belastet werden kann. Neben Produktionsflächen gibt es hier zwei Besprechungsbereiche. Büroflächen finden sich vor allem im zweiten Obergeschoss.
Ein nach Norden ausgerichtetes Foyer verbindet alle drei Ebenen, wird zur hohen, offenen Begegnungszone. Aufgrund der nur geringen Glasfassadenfläche griffen die Architekten und Ingenieure bei der Fragen nach angemessener Beleuchtung zu einer technischen Lösung, ganz wie es für ein Technologiezentrum angemessen ist. Auf dem Dach installierte Tageslichtkollektoren richten sich nach dem Sonnenstand und lenken das Sonnenlicht über Lichtwellenleiter in das Foyer. Ein sinnvoller Einsatz von Technik in Ergänzung zu einer auf hohe Behaglichkeit und sparsamen Betrieb ausgelegten Haustechnik. Schließlich war es auch ein Anliegen, auf Nachhaltigkeit zu achten, zumal die Seestadt Aspern in diesem Punkt als Vorzeigeprojekt gilt. Im Wesentlichen basiert das Energiekonzept für das Produktionsgebäude auf der Nutzung am Standort verfügbarer Ressourcen. Dazu gehören Abwärme, Grundwasser und Strom aus Photovoltaikanlagen ebenso wie eine Wasser-Wärmepumpe, deren erzeugte Energie gespeichert und bei Bedarf abgerufen werden kann.
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Fotos:
ATP/Kuball
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(Erschienen in CUBE Wien 04|19)