Schwarze Neuinterpretation
Sanierter Altbestand und neuer Zubau schaffen Raum für modernes Wohnen
Nicht idyllisch gelegen, keine großartige Architektur, die es zu erhalten lohnt. Und dennoch war es der Wunsch des Bauherrn, dem alten Haus mit modernen Mitteln zu neuem Leben zu verhelfen. Nostalgie und Emotionen schwingen hier mit, denn das Haus hatten Vater und Onkel gemeinsam in den 1950er-Jahren gebaut und über die Jahre erweitert. „Es sollte keine wilde Architektenvilla werden“, zitiert Architekt Simon Wakolbinger die Aufgabenstellung des Bauherrn. Tatsächlich wurde der Bestand renoviert und um einen Zubau ergänzt, der die ortstypischen Hausformen respektiert. Und doch sticht der Neubau hervor durch seine moderne Interpretation alter Formen und vor allem durch die tiefschwarze Lattung der Fassade. Die zieht sich auf der Straßenseite durch, über die dahinterliegenden Fenster hinweg. Die werden lediglich sichtbar, wenn sie hinterleuchtet werden. Etwa wenn nachts die Innenbeleuchtung eingeschaltet ist oder wenn Tageslicht durch die Innenräume flutet.
„Wir haben eine privatere Morgenzone mit Schlafzimmern und Bädern im Bestandsgebäude geschaffen und eine öffentlichere Tagzone im Neubau“, erklärt Wakolbinger das Raumkonzept. Auch von außen ist die Trennung klar erkennbar, da der Bestand mit seinem dunklen Giebeldach und der weißen Fassade in Form und Stil belassen wurde. Allerdings ist das Mauerwerk instand gesetzt und der Dachstuhl komplett erneuert worden, inklusive einer neuen Zwischendecke über der alten Tramdecke. Durch diese Konstruktion und die spitze Dachform entstanden die Voraussetzungen für eine Galerie unter dem Dach. Die hatte sich die Tochter gewünscht, deren privater Bereich hier oben liegt. Der Eingang und die gemeinsam von Familie und Gästen genutzten Räume liegen im Neubau. Der ist innen als offener Wohnraum gestaltet, in dem Küche, Ess- und Wohnzimmer fließend ineinander übergehen, und bietet gleichzeitig Raum für eine großzügige Galerieebene. Von außen lässt sich diese Großzügigkeit nicht sofort erahnen, gliedert sich der Zubau doch in einen spitzgiebligen Gebäudeteil und zwei niedrigere Flachdachkuben. Im einen ist die Garage, der andere schließt den Neubau an den Bestand an und verbindet beide über die gemeinsame Dachterrasse. Auch auf den Garten hat der Zubau eine raumändernde Wirkung. Der spitzgieblige Teil schiebt sich weiter in das Grundstück als das Bestandsgebäude. Es bildet sich so ein geschützter Innenhof, der zusätzlich von zwei renovierten Nebengebäuden eingerahmt wird. „Nachverdichtung wie hier setzt auch ein Zeichen gegen die in alle Lebensbereiche ragende Wegwerfmentalität“, freut sich der Architekt.
www.waax.at
(Erschienen in CUBE Wien 02|19)
Architekten:
Waax Architekten
www.waax.at
Dachflächenfenster:
Velux
www.velux.de
Fliesen, Glasduschwand:
Fliesen Gerald
www.fliesen-gerald.com
Malerei, Spachteln, Lackierungen:
Malerei Falkner
www.malerei-falkner.at
Gitterrost, Verblechung vor Fenster:
Metallbau Hammerschmid
www.metallbau-hammerschmid.at
Kamin, Kamineinfassung:
Kuny Kaminbau
www.kuny.at
Fotos:
Gregor Graf
www.gregorgraf.net