Italienisches Flair in der Reihe
Licht von oben und echte sowie gemalte Flora für ein Zuhause zum Wohlfühlen
Eng aneinandergeschmiegt verwirklichen Reihenhäuser die Symbiose aus städtischem Wohnen und dem eigenen Heim mit Garten. Doch die meist schmalen, langen Gebäude haben ein Problem. Teilweise zugebaut von den Nachbarn, fällt nur an den zwei schmalen Seiten Licht in die Wohnräume. Zumindest bei Reihenmittelhäusern. Dennoch spricht vieles für die Bauweise und Helligkeit lässt sich auf vielfältige Weise erzeugen. Beispielsweise von oben. So hat es das Atelier Der Sakarian in Döbling gemacht, als das dunkle, kleinräumige Reihenhaus aus den 1980er-Jahren für seine neuen Besitzer aufgearbeitet werden sollte.
„Wir haben die Familie gefragt, was Wohlfühlen für sie bedeutet“, beschreibt die Architektin Astghik Der Sakarian ihre Vorgehensweise. Die italienisch-österreichische Familie wünschte sich viel Raum für Kommunikation mit Freunden und Familie, aber auch ausreichend Rückzugsfläche, um sich in den eigenen vier Wänden vom Großstadtleben zu erholen. Von der offenen Erdgeschosszone werden die Räume nach oben hin immer mehr zu privaten Erholungsorten. Begleitendes Element sind florale Muster und Pflanzen. Farbe und Licht verdrängen die ehemals dunkle Struktur. Dafür wurden Wände und Decken durchbrochen, kleine Kammern zu schönen Räumen zusammengelegt und vor allem Dachflächenfenster positioniert. So öffnet sich über dem erweiterten, zentralen Stiegenhaus mit seiner liebevoll renovierten Holzstiege der Himmel. Ihm streben die großen Blätter der Monstera entgegen, wenngleich nur als Aufdruck auf der Tapete. Die verbindet die drei Geschosse im Stiegenhaus auch optisch.
Bunter zeigt sich die florale Ornamentik in der Küche, deren Charakter durch italienische Fliesen mit überdimensionierten Tulpen geprägt wird. Hier fühlen sich nicht nur Kinder wie Alice im Wunderland. Fast stellt sich die Frage, ob die Papageien im Kinderbad nicht vielleicht doch hin und wieder aus der Dusche flattern, heimlich, wenn es niemand sieht. Vielleicht fliegen sie dann noch weiter, vom Obergeschoss in das ausgebaute Dachgeschoss, unterhalten Gäste oder Musizierende im Gästezimmer, oder lenken von der Arbeit ab – ohnehin schweift der Blick aus dem riesigen Fenster des Arbeitszimmers über die Dächer der Stadt. Oder sie ziehen bis in das vier Meter hohe Bad. Das verspricht mit Oberlicht, Wänden in der alten Spachteltechnik des Stucco Veneziano und hängenden Gärten Stille und Erholung pur. Abseits von jeglichem Alltag und Trubel wird spätestens hier das Familienheim zum tropischen Spa.
www.der-sakarian.com
Fotos:
Rudy Dellinger
www.stillsandemotions.com
(Erschienen in CUBE Wien 04|19)