Systemlösungen voranbringen
Smart Home muss Spaß machen!
CUBE: Der Begriff Smart Home ist derzeit in aller Munde. Was verstehen Sie unter einem smarten, also einem intelligenten Haus?
Christian Feltgen: Für mich ist ein Haus dann „smart“, wenn Anwendungen auf einer Systemlösung basieren, also auf einem vernetzten kabelgebundenen oder funkbasierten Bussystem. Die Vorteile solcher Systeme liegen auf der Hand: Sie steigern den Wohnkomfort, erhöhen die Sicherheit und helfen dabei, Energie einzusparen. Ältere und bewegungseingeschränkte Menschen können z. B. smarte Funktionen nutzen, um möglichst lange und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden zu wohnen.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Smart Homes?
Schlüsselfaktoren sind die einfache Bedienbarkeit und eine umfassende Vernetzung. Wir beobachten, dass viele Hersteller diese Wege schon beschreiten. Hier wird derjenige die Nase vorn haben, der schnell und konsequent Lösungen entwickelt und auf den Markt bringt. „Einfach“ bezieht sich dabei einerseits auf den Nutzer der smarten Systeme, gemeint sind private Bauherren und Renovierer. Ganz wichtig ist, dass ihnen ihr Smart Home Spaß macht. Andererseits muss das Elektrohandwerk die Systeme „leicht“, also problemlos, schnell und damit kostengünstig implementieren können.
Was sind die Voraussetzungen für eine umfassende Vernetzung? Welche Rolle spielt dabei der Datenschutz?
Eine umfassende Vernetzung im Gebäude wird nur dann gelingen, wenn sie systemübergreifend funktioniert und dabei auf Standards setzt. Diese wiederum garantieren, dass ein Smart Home zukunftsfähig ist – weil man es auf Jahrzehnte hinaus nutzen kann und dabei trotzdem flexibel bleibt, ohne sich von nur einem Hersteller abhängig zu machen. Datenschutz und Datensicherheit sind dabei extrem wichtig. Auf der Elektro-Leitmesse Light+Building im März konnte Gira zeigen, dass wir mit unserem vollverschlüsselten Fernzugriff auf KNX-Systeme über den S1 oder das eNet Smart Home System mit verschlüsselter Funk-Kommunikation inzwischen sehr hohe Sicherheitsstandards realisiert haben.
Smart Home und Architekten: Sehen Sie Chancen?
Auf jeden Fall. Architekten werden von Bauherren und Investoren in Sachen Smart Home immer mehr gefordert, schon weil die Nachfrage nach gebäudetechnischen Lösungen groß ist und noch größer wird. Der Architekt muss also beraten können. Aber natürlich nicht im Detail, denn dazu können sie sich Fachplaner mit an Bord holen. Wichtig ist, dass diese Zusammenarbeit ganz früh in der Planungsphase des Gebäudes beginnt, damit alle baulichen und technischen Möglichkeiten in Betracht gezogen werden können.
Welchen Einfluss hat das Smart Home auf die Innenarchitektur?
Die besten Lösungen sind bekanntlich die, bei denen die Technik nicht sichtbar wird. Aber natürlich gibt es Einflussfaktoren – die Bediengeräte zur Steuerung des Smart Homes müssen optisch ansprechend sein, sie müssen sich unauffällig ins jeweilige Wohnumfeld einfügen.
Herr Feltgen, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Christian Feltgen (Gira Geschäftsführer Entwicklung und Technologie) ist studierter Elektrotechniker an der RWTH Aachen und Ingenieur für den Bereich Entwicklung und Technologie. Erste berufliche Erfahrungen hat Feltgen als Entwicklungsingenieur bei Ford in Köln gesammelt. Anschließend war er 16 Jahre für die Visteon Corporation, einen weltweit tätigen Automobilzulieferer, tätig – zuletzt unter anderem als Vice President Technology und als Geschäftsführer der Visteon Innovation & Technology GmbH mit Sitz in Kerpen. Seit April 2016 verstärkt Feltgen die Geschäftsführung der Gira Giersiepen GmbH & Co. KG in Radevormwald und ist verantwortlich für die Bereiche Entwicklung und Technologie.