Ohne Angst vor Farbe
...oder wie Innenarchitekt:innen ihr eigenes Büro einrichten
In einem ehemaligen Möbellager von 1973, in dem sich inzwischen die Pirol-Studios befinden, haben mittlerweile auch die Interior Designer und Architekten von „Coordination“ ihr eigenes Büro gestaltet und eingerichtet. Das Unternehmen wurde 2004 vom Designer Flip Sellin und dem Architekten Jochen Gringmuth gegründet. Ihr Kerngeschäft ist „Spatial Design“. Darunter versteht man bzw. die Bürogründer eine Disziplin, die die Grenzen des herkömmlichen Designs sprengt – sprich sie kombinieren Elemente von Innenarchitektur, Kunst, Architektur und Landschaftsgestaltung, um menschliche Umgebungen zu gestalten. Vereinfacht ausgedrückt geht es um ganzheitliche, nutzerspezifische Konzepte für Innen- und Aussenräume. Interdisziplinäres Arbeiten und Fachleute verschiedener Disziplinen sind dazu erforderlich.
Die innenarchitektonische Umsetzung dieses Arbeitskonzepts braucht eine flache Hierarchie. Voraussetzung hierfür sind gleichberechtigt agierende Mitarbeitende. Übertragen auf das Büroambiente heißt das, es bedarf eines Raumes, in dem jeder Arbeitsplatz gleichberechtigt ist. Für die ästhetische Umsetzung bediente sich „Coordination“ der Lastregale aus der Zeit des einstigen Möbellagers. Logistikboxen liefern die Grundstruktur. Sichtbare Bodenspuren der früheren Nutzung wurden freigelegt und konserviert. Lagerflächennummern, Klebereste und vergessene Leitungen wurden bewußt sichtbar gelassen. Das Farbkonzept setzt auf starke Kontraste: Das flächige Rot des ehemaligen Fabrikgebäudes hat lichtgrüne Regale als „Kontrahenten“. Ein lebendiges Element – hängende und rankende Pflanzen umschmeicheln die harten Kanten des Raums. Rohrleitungen schweben sichtbar belassen unter der Decke und über den Schreibtischflächen. Weiße Vorhänge mildern den kalten, rohen Beton der Wände. Die Regale sind mit Dokumentationen bisheriger Projekte bestückt, Archivmaterial, Musterbüchern, Nachschlagewerken und dergleichen mehr. Ganz wichtig für die Zusammenarbeit im Team sind die so genannten Break-Out-Zonen, oder auch Social Spaces, in denen die Kolleg:innen einzeln oder gemeinsam an einem Projekt arbeiten können. Spezielle Arbeitsplätze, z. B. für Public Relation oder die der Geschäftsführung, haben ihre eigene Gestaltung. Ebenfalls nicht fehlen darf ein separater Konferenz- und Besprechungsraum. Insgesamt entstand so ein übersichtlicher, klarer Raum. Auch kleine, stimmige Details sind von entscheidender Bedeutung für die Atmosphäre im Raum, wie etwa die der Bauzeit nachempfundenen „alten“ Lichtschalter und Steckdosen, Fenster- und Türgriffe – sie sind wichtig für ein authentisches Ambiente.
Das 250 m² große Einraumbüro mit seinen kurzen Kommunikationswegen ist für bis zu 16 Personen konzipiert.
Fotos:
Stefan Hoederath
www.hoederath.de
(Erschienen in CUBE Berlin 03|23)