Mehr Bewegung im Sitzen
Ergonomische Bürostühle als aktive Prävention
Wir wissen durch zahllose Studien – und oft genug auch durch eigene, leidvolle Erfahrung – dass wir zu viel sitzen. Mangelnde Bewegung ist die Ursache vieler Erkrankungen. Was aber auf den ersten Blick so leicht zu ändern erscheint, ist in unserer heutigen Büroarbeitswelt schier unmöglich. 4, 8 oder 10 Stunden am Schreibtisch zu verbringen, ist unabdingbarer Bestandteil immer mehr Berufstätiger.
Hier vermag die Ergonomie zu helfen, die Wissenschaft von den Gesetzmäßigkeiten menschlicher Arbeit. Insbesondere die physiologische Anpassung, also dem Körper angepasste Stühle, Tische und Arbeitsgeräte, sind für das Wohlbefinden, die Kreativität und Produktivität aller am Schreibtisch Arbeitenden von großer Bedeutung.
Viele Büromöbelhersteller setzen sich wissenschaftlich mit dem Arbeiten im Sitzen auseinander, entwickeln ihr ausgefeiltes Mobiliar nach neuesten Erkenntnissen weiter und setzen dies gestalterisch um. Ziel ist, häufige und vielfältige Bewegungen in die Büroarbeit zurückzubringen, um Körper und Geist zu aktivieren sowie Verspannungen wirkungsvoll vorzubeugen.
Die Firma Haworth (a) analysierte in Zusammenarbeit mit der Folkwang Universität in Essen das Sitzverhalten und reagiert auf das beobachtete „Casual Sitting“ – extreme Sitzpositionen und häufige Haltungswechsel – mit dem Bürostuhl Dynaflex (Design Simon Desanta). Die patentierte gewichtsabhängige Mechanik fördert durch das abgestimmte Zusammenspiel von Rückenlehne und Sitzfläche Bewegung im Sitzen. Die flexible Rückenlehne gibt bei jeder Bewegung nach, während Lumbalstütze und Sitzfläche bei Gewichtsverlagerung optimale Unterstützung bieten. Die Wirkung der Mechanik hilft aus jeder Position wieder zurück in eine gesunde Sitzhaltung.
Für den Swing-up (b) arbeitete Sedus mit dem Lehrstuhl für Ergonomie an der TU München zusammen und revolutioniert das bewegte Sitzen. Dieser Drehstuhl (Design Rüdiger Schaak) fördert eine stärkere Unterstützung von Sitzbewegungen und bezieht die Beweglichkeit des Beckens in Verbindung mit den Lendenwirbeln ein. Die besondere Sitzschale ermöglicht, dass sich das Becken auch zur Seite neigen kann.
Die Firma Herman Miller entwickelte den Bürostuhl Mirra 2 (c), der sich im Einklang mit dem Körper bewegt. Beim Hinsetzen passen sich Sitzfläche und Rückenlehne an den Körper an. Mit Hochleistungsmaterialien, die auf kleinste Bewegungen dynamisch reagieren, und der intuitiv zu bedienenden Anpassung an den Nutzer bietet der neue Bürostuhl sowohl Sitzkomfort als auch eine individuell angepasste Ergonomie. Der Mirra 2 (Design Studio 7.5) verwendet keine Schaumstoffe und ist Cradle to Cradle zertifiziert, d.h. alle Materialien, Wiederverwertbarkeit, Demontage und die Optimierung des Lebenszyklus des Stuhls wurden beurteilt und zertifiziert.
Die Bürostuhlserie X-Code (d) der Dauphin HumanDesign Group orientiert sich an innovativer Technologie der Sportbranche (Design Daniel Figuera). Frei modellierbare Oberflächen aus textilen Werkstoffen passen sich wie eine zweite Haut dem Bewegungsablauf an. Die markante Rückenlehne ist eine mit einer flexiblen Membran bespannte, stabile Kunststoffschale, für eine optimale Unterstützung des Rückens durch eine anpassbare Lamellenstruktur ergänzt. Eine integrierte Lordosenstütze federt über die Lamellenstruktur und verteilt damit großflächig den Druck im Lendenbereich. Die Funktionsweise bestimmt die formale Ausprägung.