Präzise und klar saniert
Die Wohnungen eines Gründerzeithauses sind in der heutigen Zeit angekommen
Einen Dachausbau zu planen bedeutet oft, sich mit baurechtlichen Vorgaben, konstruktiven Einschränkungen und geringen Raumhöhen auseinanderzusetzen. Bei diesem Wohnhaus aus der Gründerzeit waren zusätzlich noch Belange des Denkmalschutzes zu beachten. Für die Stuttgarter Architekten Raupp+Schemmel war es eine kreative Herausforderung, aus dieser Ausgangslage heraus, Ideen für eine helle und großzügige Dachwohnung zu entwickeln.
Dass sie das können, hatten sie schon bei der stockwerksweisen Sanierung der Obergeschosse gezeigt. Mit entschiedenen, überlegten Eingriffen wurden die Grundrisse – unter konsequenter Erhaltung des Bestandes – an heutige Wohn- und Lebensbedürfnisse angepasst. Neue Ergänzungen stehen durch ihre klare geometrische Formensprache in lebhaftem Kontrast mit dem erhaltenen Bestand. Sie sind auf das Wesentliche reduziert: So sind im Detail Griffe unsichtbar als Fuge ausgebildet mit dem Ziel, die klare Formgebung zu betonen. Decken- und wandintegrierte Einbauleuchten spenden Licht, ohne selbst als Gegenstand in Erscheinung zu treten.
„Im Dachgeschoss wussten wir zunächst nicht, wie wir aus den unterschiedlichen Vorgaben eine einheitliches Raumkonzept entwickeln können“, erinnert sich Eberhard Raupp. Der Bauherr wünschte sich einen hellen, loftartigen Raum, der Denkmalschutzbehörde war dagegen wichtig, dass die Tragkonstruktion erhalten und die Trauf- und Firstlinie des Daches nicht verändert wurde. Zudem wurden nur wenige Dachfenster gestattet. Damit war der Dachstuhl erst einmal niedrig und relativ dunkel. Die Architekten reagierten, indem sie den obersten Lauf des Treppenhauses in die Wohnung einbezogen und mit einem Oberlicht überdeckten, das viel Tageslicht einfallen lässt und nebenbei Querlüftung ermöglicht. Außerdem wurde der – von der Straße nicht einsehbare – zentrale Bereich des Daches mit Kontersparren aufgedoppelt, wodurch die historische Holzkonstruktion betont wird. Der Wechsel von der Zwischensparrendämmung des Steildaches und der Aufsparrendämmung des Flachdaches ist im Innenraum als Gegensatz zwischen den weißen Verkleidungen der Dachschrägen und den lebhaften Holzoberflächen des Flachdaches ablesbar. Neben gestalterischen Aspekten waren bei der Sanierung auch technische Anforderungen zu beachten. Heizungs-, Sanitär- und Elektroinstallation wurden vollständig erneuert. Die Schornsteine wurden zur Leitungsführung herangezogen und mit Leerrohren belegt. Damit ist sichergestellt, dass die Wohnungen ohne große bauliche Eingriffe an neue technische Standards angepasst werden können und die Bewohner ihre Wohnungen auch in Zukunft genießen können.
www.rauppundschemmel.de
Architekten:
Raupp + Schemmel
www.rauppundschemmel.de
Fotos:
Markus Löffelhardt
www.a-a-k.com
Daniel Stauch
www.danielstauch.prosite.com