Neues urbanes Wohnen
Mehrfamilienhaus an der Olgastraße
Das neue Mehrfamilienhaus befindet sich in direkter Zentrumsnähe von Stuttgart an einer vielbefahrenen Durchgangsstraße in unmittelbarer Nachbarschaft zum begehrten Heugsteigviertel, das von einer Blockrandbebauung im Jugendstil gekennzeichnet ist. In Zeiten von stetig wachsenden Städten und einer sich abzeichnenden Landflucht ist man gezwungen, die Bedarfsflächen in den Städten zu verdichten. Der städtebauliche Ansatz, mit einer geeigneten Form der Verdichtung zu arbeiten, als das Ausufern der Stadtränder zuzulassen, ist zeitgemäß richtig. Diese Konsequenz hat auch der Baubürgermeister der Stadt Stuttgart im Blick gehabt, als er dieses Projekt unterstützte, denn Wohnen in der Stadt birgt Chancen aber auch Risiken. Verkehr und Lärm, noch dazu in einer Stadt wie Stuttgart, die in den 1970er-Jahren sehr stolz auf ihre Mobilität gewesen ist, stehen nun dem neuen Trend der direkten Teilnahme am urbanen und kulturellen Leben dieser Stadt entgegen.
Der Architekt Frank Ludwig und sein Team, Marcus Sabadinowitsch, Carsten Cieslok und Michaela Schaller, haben für dieses schwierige Thema einen neuen Lösungsansatz entwickelt. Er lässt die Bewohner des neuen Wohnhauses wie selbstverständlich die Urbanität erleben, indem er die Fassade öffenbar plant. Dennoch setzt er vor das gesamte Gebäude zwei Glasebenen, zwischen die eine Loggia platziert ist. Eine vorgeschaltete Einscheibenverglasung fungiert als Filter und ermöglicht so, trotz schwieriger Ausgangsbedingungen, ein hochwertiges, städtisches Wohnen.
Die Idee, dass sich ein Gebäude nicht wie sonst dem Stadtraum verschließt, sondern öffnet, ist neu. Deshalb hat der Bewohner in diesem Fall die Wahl, ob er den Straßenraum unmittelbar erlebt oder den Zwischenraum als Puffer nutzt.
Diese offene Wohnform spiegelt sich auch in der Fassade wider. Weiße Rahmen, leise bewegt, auf die verschiebbaren, einfachverglasten Scheiben gedruckt, verleihen Maßstab und Vertrautheit. Der Stadtraum wird Teil der Wohnform. Eine formale Akzentuierung mit großen, aufgedruckten Rahmen auf der Einscheibenverglasung erhöhen die Außenwirkung des Gebäudes, sodass es auch auf eine weite Entfernung hin sichtbar ist und einen hohen Wiedererkennungswert erreicht. Die Einscheibenverglasung verbunden durch horizontal laufende, in einem Kupferton eloxierte Alulamellen, gewährleisten einen regelmäßigen Luftwechsel sowie den sommerlichen Wärmeschutz.
Sehr gelungen ist bei diesem Neubau mit Wohnungen von zwei bis sechs Zimmern, dass diese „durchgesteckt“ geplant sind, das heißt, ein Bewohner kann gleichzeitig die Straßensituation sowie den begrünten und ruhigen Innenhof erleben. Die Eckwohnungen, die wie ein Adlerhorst hoch über der Stadt zu schweben scheinen und Einblick in die Olgastraße bis hin zum Wilhelmsplatz ermöglichen, waren zuerst verkauft. Die Wohnungsgrößen von 2- bis 6- Zimmer Wohnungen entsprechen den Anforderungen des heutigen Wohnungsbaus und beinhalten auch einen Anteil an behindertengerechten Wohnungen.
www.ab-ludwig.de
Architekten:
Architekturbüro Frank Ludwig
www.ab-ludwig.de
Fotos:
Michael Banert
www.fotografie-banert.de