Mitten in der Natur
Der Standort spricht für Holz: Die neue Radwegbrücke in Neckartenzlingen
Den aktiven Fahrradfahrern im südlichen Raum von Stuttgart wird es längst aufgefallen sein: Im Juli 2017 wurde eine neue Überquerung über den Neckar eingeweiht – die Radwegbrücke in Neckartenzlingen bei Nürtingen. Bereits seit geraumer Zeit war es ein großes Anliegen der Gemeinde und Bürger, an dieser Stelle die beliebte Strecke des 366 km langen Neckartal-Radweges von Villingen-Schwenningen bis Mannheim zu optimieren. Der bestehende Radweg über den Fluss war viel zu schmal für heutige Anforderungen und führte zudem unmittelbar an der Straße entlang. Mit einer Breite von 3 m und einer Länge von 96 m bietet die autofreie Brücke nun ausreichend Platz und sorgt zudem für jede Menge Gesprächsstoff.
Die Neuplanung der Neckarüberquerung wurde auch genutzt, um dem Standort eine individuelle Ausstrahlung zu verschaffen. Unter dem Motto „Mit Holz zu neuen Ufern“ stellte das Ingenieurbüro Miebach aus Lohmar, das auf die Planung von Holzbrücken und Holztragwerken spezialisiert ist, seine Idee bei der Gemeinde Neckartenzlingen vor und überzeugte. „Da der Neckar im Bereich der Brücke als Kurve verläuft, erschien es uns für die harmonische Wegeführung sinnvoll, für die Brücke einen S-förmigen Grundriss zu wählen“, erläutert Ingenieur und Inhaber Frank Miebach. „Für das seitliche Erscheinungsbild haben wir uns für einen gestuften Blockträger in geschützter Holzbauweise entschieden“, führt er weiter aus.
Die Konstruktion basiert auf einem einfachen durchlaufenden dreifeldrigen Gerberträger, der im Bereich der großen Stützmomente über den Pfeilern in der Querschnittshöhe entsprechend angepasst ist. Für die Herstellung wurden gebogene Brettschichtholzträger mit abnehmendem Querschnitt aufeinander gelegt und verleimt. Aufgrund der weit entwickelten modernen Holzleim- bzw. Klebetechnologie konnten so die großformatigen Brettschichtholzbinder mit über 45 m Einzellänge und mit einer Höhe von knapp 2 m entstehen. Zum Ende des jeweiligen Kragarms reduziert sich die Anzahl der Tragglieder mit dem Effekt der optischen Verschlankung. Auf die Holzstruktur wurden als Abschluss wasserdichte, beschichtete Betonfertigteile aufgelegt, die die Tragstruktur vor freier Bewitterung schützen und eine hohe Lebensdauer garantieren. „Ein chemischer Holzschutz ist theoretisch nicht mehr erforderlich. Es wurde lediglich ein pilz- und bläuevorbeugender, feuchte- und schmutzabweisender Grundanstrich vorgesehen“, erklärt Frank Miebach. Wer viel und lange Fahrrad fährt, der muss auch ab und an eine Rast einlegen – das nächste Mal in Neckartenzlingen.
www.ib-miebach.de