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Die nachhaltige Villa

CUBE im Gespräch mit Alexander Brenner über seinen Baustil, seine Bauweise und nachhaltiges Bauen

CUBE: Herr Brenner, Ihre Handschrift in der Einfamilienhauskultur ist unverkennbar. Der Stil hat... mehr
CUBE: Herr Brenner, Ihre Handschrift in der Einfamilienhauskultur ist unverkennbar. Der Stil hat etwas von den Altbaumeistern des Bauhauses. Was reizt Sie gerade an diesem Bautypus?

Alexander Brenner: Als wir vor 32 Jahren gerade mit dem Beruf anfingen, haben wir alle Aufgaben, die man als Architekt so machen kann, bearbeitet: Städtebau, Innenarchitektur, Industriebau, Gewerbe etc. Mit der Zeit hat sich dann herausgestellt, dass zum Beispiel Läden, die wir gebaut haben, oder Gaststätten teilweise schon zwei bis drei Jahre danach wieder verändert wurden oder einen neuen Mieter hatten. Das hat nicht mit dem zusammengepasst, wie ich arbeiten wollte. So hat sich dann mit der Zeit das Wohnhaus als die Aufgabe herausgestellt, die uns oder mir am liebsten ist. Da gibt es einen Bauherrn, mit dem man Absprachen treffen kann, und es ist immer auf eine lange zeitliche Nutzung ausgelegt. Für mich ist Bauen kein Geschäftsmodell, sondern etwas, was ich mit Anstand, Qualität und für eine dauerhafte Nutzung ausgelegt machen möchte.

Was machen Ihre Entwürfe auch nach so vielen Jahren immer noch so spannend?

Ich habe mich tatsächlich sehr viel mit der klassischen Moderne beschäftigt, dann aber auch sehr viel mit traditionellen Architekturen und davon sind dann auch eine Menge Dinge in unsere Arbeit mit eingeflossen. Wir können mit diesem Formenrepertoire so ziemlich alle Bedürfnisse baulicher und auch räumlicher Art lösen. Ob das heute noch für alle spannend ist, kann ich jetzt nicht beurteilen. Aber modische Dinge interessieren mich ganz wenig, weil Architektur mit Mode möglichst wenig zu tun haben soll.
Beschreiben Sie doch mal typische Alexander-Brenner-Merkmale an einem Haus.

Was sehr stark mit uns in Verbindung gebracht wird, sind auskragende Dächer. Sie haben eine sehr lange Entwicklungsgeschichte, angefangen von 1,50 m über 2,50 m und 3,50 m weiten Dachüberständen bis heute, wo sie technisch so ausgereift sind, dass alles möglich ist. Die Dachüberstände sorgen auch dafür, dass mechanischer Sonnenschutz unnötig wird.

Mit welchen Konzepten begegnen Sie den Themen Energie und Umwelt und wie machen Sie Ihren privaten Bauherrn klar, dass diese mit mehr Kosten verbunden sind?

Wir bauen in der Regel etwas größere, freistehende Einfamilienhäuser. Das heißt, die Bauherren sind in einer privilegierten Situation und deswegen muss ich an sich auch nichts klarmachen. Wir bauen seit vielen Jahren schon Häuser auch mit regenerativen Energien, selbst als es noch nicht im Gespräch war, diese für Einfamilienhäuser zu nutzen. Wir hatten vor inzwischen 25 Jahren einen Bauherrn, der mit Erdwärme bauen wollte. Ihm war klar, dass diese Anlagen damals noch nicht zu 100 Prozent reibungslos funktionieren würden, aber er sagte, irgendjemand müsste diese Technologie ja voranbringen. Diese honorierende Einstellung sehe ich bei allen unseren Bauherren. Ja, wir haben das Glück, ein schönes Haus bauen zu dürfen, deswegen haben wir auch die Verantwortung, das so gut und dauerhaft wie möglich zu machen.

In Ihren Architekturen verwenden Sie für den Baukörper vorrangig Beton. Warum ist zum Beispiel Holz für Sie noch nicht die Option?

Also vorrangig Beton verwenden wir nicht. Bei uns sind ausschließlich die Decken aus Beton, die Wände sind aus Ziegeln oder Porenbeton, weil wir in der Regel immer mit homogenen Konstruktionen arbeiten. Beton braucht immer eine zusätzliche wärmeisolierende Maßnahme und das versuchen wir zu vermeiden. Aber es ist für die Decken und die herausragenden Bauteile ein sehr wichtiger Baustoff, weil es viel leisten kann. Holz finde ich persönlich auch ein sehr tolles Material, deswegen haben wir schon 1999–2003 ein Holzhaus gebaut. Auch jetzt im Moment sind wir wieder an einem Holzhaus dran. Wobei ich für mich wahrscheinlich eine Hybridbauweise für die Zukunft für geeignet halten würde.

Auch für ein Einfamilienhaus?

Ja, gerade da. Ein Einfamilienhaus ist eine Bauaufgabe, die vom Programm her zwar gewisse Ähnlichkeiten hat, aber doch sehr viele Freiheiten zulässt. Wo man auch bei den gesetzlichen Auflagen etwas freier ist. Brandtechnisch und bei vielem mehr gibt es einfach viele Erleichterungen, deshalb sehen wir es ja immer als unsere Aufgabe, da auch viel auszuprobieren.

Haben sich diesbezüglich die Vorstellungen und Wünsche Ihrer Bauherren über die Jahre verändert?

Nein, also für mich nicht feststellbar. Traditionell sind die meisten unserer Bauherren an einem Massivhaus interessiert. Was uns am meisten interessiert und wofür wir stehen, ist der Aspekt der Haltbarkeit. Ein Holzhaus kann man konstruktiv so machen, dass es mehrere hundert Jahre hält, aber es hat höhere Anforderungen als ein Massivhaus, so wie wir es heute machen würden. Die Villa ist der Bautypus, der am Wenigsten abgebrochen wird, weil sie das Grundstück ausnutzt, weil sie was Schönes ist und weil sie eine reichhaltige Umnutzung ermöglicht. Fast alle historischen Villen sind, sofern sie nicht durch Kriegsereignisse oder sonst was zerstört wurden, noch da und werden oft umgenutzt. Das ist etwas, was mir sehr gut gefällt, dass die Dinge bleiben dürfen. Und so arbeiten wir auch. Unabhängig vom Material ist für uns das oberste Ziel und meiner Meinung nach das Nachhaltigste, Dinge einmal so zu machen, dass sie dann bleiben.

Jeder Bauherr wünscht natürlich sein eigenes individuelles Haus. Sie treffen auf einen Menschen, auf das Grundstück und die Gegend, woher kommt dann der springende Funke?

Was mich an der Aufgabe des Wohnhauses so interessiert, ist dieses Zusammenspiel aus so vielen Faktoren. Die Wünsche der Bauherrschaft, die Träume, die dortigen Möglichkeiten, die Ausrichtung, die Situation, die Wünsche nach Privatheit und die Wünsche nach Offenheit, das alles zusammenzubringen, das ist das Schöne an der Aufgabe. Das intensive Gespräch mit dem Bauherrn zeigt mir dann in einem langen Prozess, was das Richtige an dieser Stelle für diese Menschen wäre. Dann gibt es Dinge, die schon über eine ganz lange Zeit allgemeingültig sind, diese Urfunktion des Hauses, dass es einen beschützt, einen in Empfang nimmt. Zum Beispiel unsere Haustür, sie ist 15 cm dick, aber wenn ich sie schließe, habe ich das Gefühl: Ich bin daheim, ich fühle mich sicher.

Eine letzte Frage noch: Was inspiriert den Privatmann Alexander Brenner?

Mich interessieren alle Dinge, die mit dem Leben zusammenhängen. Ich interessiere mich für Design, für Kunst, für Natur, für Bewegung, für Autos, für Motorräder. Ich wüsste jetzt nichts, was mich nicht interessieren würde. Damit beschäftige ich mich dann zeitweise und hundertprozentig und das sind dann auch immer die Dinge, die in die Arbeit mit einfließen. Das ist etwas, was mir einen Riesenspaß macht: Mir Kenntnisse über etwas zu erwerben und das dann in unsere Arbeit mit einfließen zu lassen. Ich trenne nicht zwischen beruflich und privat. Das ist mein Leben und das versuche ich so zu gestalten, dass es bereichernd ist. Ob es jetzt Bauaufgaben sind oder private Unternehmungen. Die Inspiration kommt.
 
Herr Brenner, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führten Gerrit Menke und Kelly Kelch.

Alexander Brenner

studierte an der Universität Stuttgart und gründete zwei Jahre danach sein eigenes Atelier in Stuttgart. Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt heute bei Villen und Wohnhäusern. Seine Arbeiten genießen höchste internationale Anerkennung und werden weltweit in Fachzeitschriften und Büchern publiziert. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise und das Goethe-Institut Deutschland zählt ihn zu den „10 besten Architekten Deutschlands“. Die Gemeinsamkeit bei all seinen Projekten ist eine integrierte Planung, die sowohl die Planung des Hochbaus als auch die räumliche Gestaltung, die Möbel- und Lichtplanung, aber auch die Außenanlagen in einer Hand vereint.

Das ausführliche Interview haben wir als Podcast aufgezeichnet. Hier kommen Sie direkt zu unserem CUBE-Podcast mit Alexander Brenner.

Fotos:

Zooey Braun
www.zooeybraun.de

(Erschienen in CUBE Stuttgart 02|22)

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