Neu interpretiert
Eine Reise wert: Zwei Projekte von Max Dudler in Bielefeld
Die Sparrenburg ist das wohl beliebteste Ausflugsziel der Stadt Bielefeld. Rund 60 m oberhalb des Stadtzentrums gelegen und bereits vor 1250 erbaut, sicherte sie einst den wichtigen Pass durch den Teutoburger Wald. Heute besteht das Wahrzeichen aus einem 37 m hohen Aussichtsturm, einem Haupt- und Wirtschaftsgebäude, Überresten des Mittelalterlichen Torhauses und – seit 2014 – aus einem neuen Besucherinformationszentrum, geplant von Max Dudler. Dem international bekannten Schweizer Architekten gelang es, einen zeitgenössischen Baustein in das historische Ensemble einzufügen, der Bezug zur Burg nimmt und dennoch vollkommen eigenständig ist.
Der eingeschossige Neubau steht an der südöstlichen Flanke des Burghofes und bildet gemeinsam mit dem Torso des Torhauses einen neuen Torraum aus, der die historische Torschwelle wieder erlebbar macht. Zugleich gelingt dadurch die räumliche Neufassung des Burghofes. Ganz bewusst berührt der Neubau das Fragment des Torhauses an keiner Stelle. Zwischen Alt und Neu bleibt ein Spalt, wodurch der Torraum für einen nach rechts und einen nach links abzweigenden Weg geöffnet wird. Der eine Weg führt auf die Terrasse des Hauptgebäudes, der andere zum hinteren Personaleingang, der Hauptweg führt geradeaus zum Haupteingang des Besucherzentrums. So formuliert das Ensemble aus Alt- und Neubau einen Ort des Ankommens, der Verteilung und der Information. Denn im Besucherzentrum befinden sich Ausgrabungsstücke, ein Museumsshop, ein Kiosk und der Ticketbereich. Vorgefundene Motive, wie das Thema Wandnischen im Festungsmauerwerk wurden im Neubau aufgenommen und neu interpretiert. Insbesondere der Stampfbeton, aus dem der Körper des Besucherzentrums geschichtet wurde, macht diese Haltung sinnlich erfahrbar. Wie die Sedimentschichten gewachsener Steine fließen in die Wandflächen die Farben und Texturen der Burgruine ein: der Muschelkalk der Mauern und der Sandstein der Gewände. Die lebendige Struktur des trockenen Betons und der Stampfschichten visualisieren gleichzeitig die hier geleistete handwerkliche Arbeit. Nur zwei Kilometer entfernt entstand 2015 der Informationspunkt der Parklandschaft Johannisberg, ein Ensemble aus zweigeschossigen Pavillons mit Ausstellungsflächen Sitzgelegenheiten, Lagerräumen und Toiletten. Max Dudler lehnte es in Form, Dimension und Material an den Eingriff am Torhaus der Sparrenburg an, so dass es wie ein räumliches Echo wirkt. Hier bilden die Pavillons ebenfalls eine Art Tor zum Park hin, der zahlreiche historische Kleinarchitekturen bietet und idealer Ausgangspunkt für viele Ausflugsziele in der Umgebung ist.
www.maxdudler.de