Mut zur Lücke
Auch auf kleinem Raum kann große Architektur entstehen
Wenig Fläche, viel Volumen – wer in Innenstadtnähe baut, muss oft auf kleinen Grundstücken viel Raum realisieren. Eine echte Herausforderung für die Architekten. Denn das erfordert Flexibilität und Kreativität im Entwerfen und eine intensive Machbarkeitsstudie. Wenn dann am Ende nicht nur eine Baulücke geschlossen, sondern die gesamte Umgebung von einem architektonischen Highlight aufgewertet wurde, haben Bauherren und Architekten alles richtig gemacht. So wie bei diesem Wohnhaus in Bochum-Wiemelhausen vom Büro dreibundarchitekten BDA.
Eine Grundstücksteilung machte den Neubau erst möglich. Die ungewöhnliche Gebäudeform des Satteldachhauses orientiert sich an den Baufluchten und an der geometrischen Form des 370 m² großen Grundstücks. Je nach Blickwinkel wirkt das Haus aufgrund des leicht prismenartigen Grundrisses entweder schmal oder bauchig und bringt auf diese Weise die Ambivalenz zwischen dem kleinen Grundstück und dem großzügigen Raumvolumen im Inneren deutlich zum Ausdruck.
Drei Wohngeschosse gliedern sich zusammen mit dem Dachgeschoss in einzelne Nutzungszonen. Das Gefühl nicht enden wollender Weite überkommt den Besucher insbesondere beim Blick hinauf in das bis in den Giebel mit Fenstern geöffnete Dachgeschoss. Eine großzügige Galerie im Treppenbereich verbindet die Ebenen miteinander und führt das Tageslicht tief in das nach Nord-Osten zum Garten hin ausgerichtete Gebäude.
Der Grundriss des Erdgeschosses wurde um ein zentrales Einbaumöbel gestaltet, das auf der einen Seite als Garderobe dient, auf der anderen viel Stauraum für die Küche bietet. Die zum Garten und zu einem seitlichen Patio hin orientierte Glasfront lässt die offenen Räume noch großzügiger wirken und die Grenzen zwischen Innen und Außen verschwimmen. „Die damit erreichte Verbindung von Außen- und Innenraum erhöht die Wohnqualität ebenso, wie die Auswahl von zeitlosen, klaren Materialien“, erklärt Architekt Thomas Helms. Sichtbetondecken, helle Holzböden und weiße Möbeleinbauten bilden den reduzierten Materialkanon des Hauses.
Das in Kalksandstein und Ortbeton errichtet Wohnhaus erhielt ein mineralisches Wärmedämmverbundsystem, bei dem sich fein abgeriebener Putz und eine Kammputzstruktur abwechseln. Tiefschwarze Holz-Alufenster und die flache Rhombus Dachplattendeckung stehen bewusst im Kontrast zum reinweißen Anstrich. So entsteht der Eindruck eines fast abstrakten Abbildes eines Hauses und der Baukörper fällt im Umfeld auf, ohne dabei seine Funktion als weiterer Stadtbaustein zu überschätzen.
Die Bauherren haben mit der Bebauung dieses Grundstücks im Wortsinne Mut zur Lücke bewiesen. Den Architekten ist es gelungen, diesen Mut mit einem harmonischen, zeitlosen Entwurf zu belohnen.
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