Gelungenes Ensemble
Tradition und Moderne treffen sich am neuen Standort der Sparkassenakademie NRW
Der Ort mit seiner Geschichte und Umgebung ist ein wesentlicher Faktor für die Entwürfe von Schamp & Schmalöer Architektur und Städtebau. Für die Zusammenlegung der beiden Sparkassenakademie-Standorte Düsseldorf und Münster an einen zentralen Ort in NRW schlug das Dortmunder Büro die Hörder Burg am Phoenix See vor. Das imposante Verwaltungsgebäude eines ehemaligen Stahlwerks aus dem 12. Jahrhundert ergänzten sie um einen modernen, hochwertigen Verwaltungs- und Schulungsbau. In diesem Zusammenklang aus Tradition und Moderne befinden sich nun Schulungs- und Büroräume für bis zu 42.500 Teilnehmer pro Jahr. Komplettiert wird das Ensemble aus Alt und Neu von einem Hotelneubau. Ein denkmalgeschütztes Gebäude, bestehend aus Bauphasen und -substanz verschiedener historischer Epochen der Stadt- und Baugeschichte (13., 17. und 20. Jahrhundert), in ein modernes Schulungs- und Seminargebäude, dessen Ausstattung technisch auf dem aktuellsten Stand ist, umzubauen und dennoch die Identität des Ursprungsgebäudes zu erhalten, war Grundgedanke und Herausforderung zugleich. Trotz umfangreicher Umbaumaßnahmen im Inneren des Altbaus ist es gelungen, die bestehende, teils hunderte Jahre alte Gebäudesubstanz behutsam umzubauen und dabei den Anforderungen hinsichtlich Denkmalschutz, Baurecht, Arbeits-, Brand-, Schall- und Wärmeschutz gerecht zu werden.
Schon während der Abbruch- und Entkernungsarbeiten sind Highlights, wie eine gusseiserne, ornamentierte Modultreppe aus dem 19. Jahrhundert, alte Stuckdecken sowie eine in Dortmund einzigartige Holzimitatdecke zu Tage getreten und konnten mit viel Aufwand erhalten und neu in Szene gesetzt werden. Der große Saal direkt unter dem Dachstuhl wurde durch eine neue Stahlkonstruktion komplett stützenfrei gestaltet. Jeder Raum erfüllt heutige Standards in Sachen Funktionalität und Technik, vermittelt aber zugleich ein Gefühl für die Geschichte der Hörder Burg. So findet man immer wieder sogenannte Putzfenster, die alte Wandmalereien oder Natursteinwände sichtbar machen. Um den Burgcharakter zu erhalten, kamen hauptsächlich langlebige und natürliche Materialien wie Naturstein und Holz zum Einsatz. Die Fassadensanierung erfolgte nach historischem Vorbild auf Grundlage von Schichtuntersuchungen. Der Akademie-Altbau bietet eine Gesamtnutzfläche von 2.650 m². Obwohl der Weg von den ersten Entwürfen bis zur Fertigstellung der Hörder Burg theoretisch von vornherein sehr klar war, war die Realisation immer wieder mit unvorhersehbaren Überraschungen verbunden, die mit der alten Bausubstanz zusammenhingen. „Jedes Mal, wenn ein Putz entnommen, ein Boden oder eine Decke geöffnet oder eine Kernbohrung erforderlich war, tauchte eine neue Situation auf, die teilweise eine komplette Umplanung erforderte“, berichten die Planer. Auch die Voraussetzungen für den Neubau waren nicht einfach. Durch seine Lage auf Grundwasserebene musste er als Pfahlgründung realisiert und das Untergeschoss komplett wasserundurchlässig konstruiert werden. Eine gläserne Pfosten-Riegelkonstruktion verbindet Alt- und Neubau und setzt bewusst eine Zäsur.
Im Neubau liegt der zentrale Eingangsbereich mit dem Empfangstresen. Vom zweigeschossigen Foyer mit aufwändig gestalteter Treppenanlage erreicht man das Kasino mit der davorliegenden, teilweise überdachten Außengastronomie, die sich bis in den Innenhof des Areals erstreckt. Im ersten Obergeschoss liegt die Aula für Großveranstaltungen mit bis zu 200 Personen. Aus dem Aula-Foyer blicken die Besucher über das Hafenbecken und auf die Promenade des Sees. Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich Büro- und Seminarräume. Diese verfügen über akustisch wirksame Kühldecken zum Kühlen und Beheizen der Räume. Das dritte Geschoss ist fremdvermietet und wird separat über einen an der Südseite angeordneten Eingang erschlossen. Das vierte Geschoss beherbergt die Gebäudetechnik. Über das Atrium, Loggien oder Balkone gibt es auf jeder Etage die Möglichkeit ins Freie zu treten. Die Fassade des Neubaus mit hochwertiger Natursteinverkleidung ist bewusst ruhig gegliedert, um gestalterisch ein Pendant zur Hörder Burg zu bilden. Westlich der Akademie wurde das Hampton by Hilton mit 130 Betten ebenfalls von Schamp & Schmalöer errichtet. Das umgestaltete Areal bildet nun einen optisch ansprechenden Übergang vom Phoenix See zum Hörder Stadtkern.
www.schamp-schmaloeer.de
Architekten:
Schamp & Schmalöer Architektur und Städtebau
www.schamp-schmaloeer.de
Fotos:
Hans-Jürgen Landes
www.landesfoto.de