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„Die Stimmung ist positiv!“

Ein Gespräch mit dem Immobilienexperten Detlef Bloch über den regionalen Wohnungsmarkt

CUBE: Herr Bloch, Sie sind als Geschäftsführer von Eckehard Adams Wohnungsbau quasi Experte für... mehr
CUBE: Herr Bloch, Sie sind als Geschäftsführer von Eckehard Adams Wohnungsbau quasi Experte für den regionalen Wohnungsmarkt. In welche Richtung entwickelt sich Ihrer Meinung nach das Ruhrgebiet und speziell die Stadt Essen?

Detlef Bloch: Das Ruhrgebiet hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Immer mehr Großunternehmen haben das Ruhrgebiet als Unternehmensstandort für sich entdeckt. Dazu trägt nicht nur die hervorragende infrastrukturelle Anbindung bei, sondern auch die zunehmende Kaufkraft und die Menschen hier in der Region. Der Zusammenschluss der großen Ruhrgebietsstädte zur „Metropolregion Rhein-Ruhr“ hat ebenfalls viel Positives bewirkt. Gerade die Städte Essen, Bochum und Dortmund stehen schon seit längerem im Fokus nationaler und internationaler Investoren. Die Metropolregion Rhein-Ruhr betreibt gutes regionales Marketing und hat sehr gute Konzepte für eine neue Stadtentwicklung. Das spürt man auch hier in Essen: Die Stimmung am Immobilienmarkt ist positiv.

Welche Wohnangebote oder -formen werden künftig verstärkt nachgefragt und gebaut werden? Und warum?

Wie wir alle wissen, trägt die demografische Entwicklung auch zu veränderten Wohnangeboten und Wohnformen bei. Die sogenannten „Silver Ager“ nehmen verstärkt zu. Auf die Nachfrage der Generation 60 und 70 Plus nach barrierefreiem Wohnraum muss reagiert werden. Auch die Tatsache, dass die durchschnittliche Anzahl von Kindern in den Familien leider stark zurück geht, verändert die Nachfrage. Das hat zur Folge, dass sich die Größe und die Anzahl von Räumen verändert bzw. reduziert. Es wird weniger absolute Fläche nachgefragt. Das ist natürlich auch den steigenden Immobilienpreisen geschuldet: Weniger Fläche und Verzicht auf zusätzliche Räume bedeutet auch einen geringeren Kaufpreis im Absoluten. Aber auch das Wohnverhalten hat sich geändert. Dafür braucht man geeignete Wohnkonzepte: Das frühere „dritte Zimmer“ wird heute zum sogenannten „Schnarcherzimmer“ oder bietet Platz für benötigtes Pflegepersonal im Alter. Die Zunahme von Single-Haushalten führt zu einer vermehrten Anzahl von Kleinraum oder „Micro-Apartments“.

Inwiefern gehen Sie bei Ihrem Angebot darauf ein? Welche Zielgruppe verfolgen Sie?

Wir sind dafür bekannt, dass wir uns schon sehr früh im Planungsprozess für unsere Wohnprojekte damit beschäftigen, welche Personen am Ende in unseren Wohnungen und Häusern leben werden. Wir haben nie den Standard gewählt, sondern immer versucht, individuelle Wohnkonzepte zu entwickeln. Die Grundrisse, die Aufteilung und Größe der Räume haben für uns stets eine sehr wichtige Rolle gespielt. Wir planen möglichst von innen nach außen. Das bedeutet, dass wir in unseren Projekten sinnvolle und funktionale Grundrisse für die jeweilige Zielgruppe entwickeln: Für junge Familien und Singles sowie für die zunehmende Gruppe der Generation 60 und 70 Plus.

Welche Rolle spielt dabei gute Architektur und was kann sie leisten?

Gute und ansprechende Architektur ist natürlich wichtig. Jeder möchte, dass sein Zuhause auch von außen ansprechend und schön aussieht. Das allein genügt jedoch nicht. Ein Anspruch an die Architektur ist es, sich mit neuen Wohnprojekten in die vorhandene Struktur des jeweiligen Umfeldes einzufügen. Das kann auch mal eine Veränderung bei den Dachformen und der Fassade bedeuten. Wir haben uns beispielsweise getraut, für unser aktuelles Projekt im Stadtparkviertel in Bochum Mansardwalmdächer zu bauen, die der Gründerzeitstruktur am nächsten kommen, von der das dort vorhandene Umfeld stark geprägt ist. Es wäre einfacher gewesen, die allseits beliebten Penthouses mit schönen Dachterrassen bei einem klassischen Flachdach zu entwickeln. Aber uns gelingt es auch bei einem Mansardwalmdach, qualitativ hochwertigen Wohnraum mit großen Dachterrassen zu schaffen. Das fordert mehr Aufwand und Kreativität, aber genau das ist eben das Besondere bei zeitgemäßer und anspruchsvoller Architektur.

Gibt es einen bestimmten Baustil, der bevorzugt wird?

Ich glaube, dass es keinen bestimmten bevorzugten Baustil gibt. Den Ausschlag geben vielmehr die bereits von mir geschilderten Zielgruppen mit ihren jeweiligen Wohnkonzepten. Natürlich spielt der Städtebau auch für jede Stadt und jede Region eine wichtige Rolle. Aktuelle Themen wie eine nachhaltige und zukunftsweisende Wahl der Energieversorgung in den Wohnprojekten, die Einbindung von digitalen Steuerungskonzepten sowie Lösungen für die zunehmende Elektromobilität spielen bei derzeitigen Wohnprojekten eine größere Rolle als der jeweilige Baustil.

Sehen Sie eine deutliche Entspannung in der aktuell starken Wohnungsnachfrage in Essen durch Großprojekte wie „Rübogen“ oder „Stadtquartier Essen 51“? Oder glauben Sie, dass mittelfristig das Angebot an Bauland wieder steigen wird, da die Stadt quasi gezwungen sein wird, mehr Bauland auszuweisen?

Ich sehe keine Entspannung am Wohnungsmarkt. Gerade der aktuelle bundespolitische Druck auf die jeweiligen Städte und Kommunen, sogenannten „bezahlbaren“ Wohnraum zu schaffen, entspannt die Situation nicht. Und meiner Meinung nach ist der jetzt politisch geforderte flächendeckende „soziale Wohnungsbau“ nicht alleine das Allheilmittel zur Lösung der Wohnungsknappheit. Bezahlbarer Wohnraum ist sehr wichtig und auch dringend notwendig. Aber diesen könnte man auch schaffen, wenn man endlich eine Veränderung und sinnvolle Anpassung der EnEv und der Landesbauordnung vornehmen würde, damit das Bauen wieder günstiger wird! Ebenso sollte man über eine Subventionierung städtischer Grundstücke auf Bundesebene nachdenken, um so auch die jeweiligen Städte und Kommunen zu entlasten. Ja, die aktuellen Großprojekte wie „Rübogen“ oder auch „Stadtquartier Essen 51“ sind ein guter Beitrag zur nach wie vor erhöhten Nachfrage an Wohnraum – doch bei Weitem kein ausreichender.

Die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben gerade im Bereich des Wohnungsbaus eine hohe Bedeutung. Denn was heute gebaut wird, hat für viele Jahrzehnte Bestand und Einfluss auf unser Klima. Wie stehen Sie dazu und welche Maßnahmen treffen Sie für nachhaltiges Bauen?

Wir leisten seit jeher mit unseren Projekten unseren Beitrag zum Umweltschutz. Unsere Nachunternehmer werden von uns schon seit langem dazu verpflichtet, den Nachweis der Verwendung nachhaltiger Rohstoffe zu erbringen. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob alles, was wir derzeit alleine durch die EnEv und die Landesbauordnung leisten müssen, auch zu jedem individuellen Nutzer- und Verbraucherverhalten passt. Ein Beispiel dafür ist die sogenannte kontrollierte Wohnraumlüftung. Diese setzt voraus, dass der jeweilige Bewohner auch die Fenster zum größten Teil geschlossen hält, damit das System einwandfrei funktioniert. Jedoch behaupte ich, dass dies bei den meisten in der Realität nicht der Fall ist. Vieles ist theoretisch gut gedacht, geht jedoch an der Praxis und Realität vorbei. Wir müssen unseren Kunden mittlerweile ein seitenlanges „Benutzerhandbuch“ für ihre jeweilige Wohnung aushändigen, damit sie auch „technisch“ verstehen, wie sie ihr neues Zuhause nutzen und bewohnen können. Das kannte ich bisher nur bei der Auto- und Elektroindustrie.

Auf welche Ihrer Projekte sind Sie besonders stolz?

Ach, da gibt es viele. Aber aktuell bin ich auf unser Projekt „Dichterviertel“ im Stadtparkviertel von Bochum sehr stolz. Hier haben wir, meiner Meinung nach, ein wirklich zukunftweisendes Projekt für die Stadt Bochum, für das Viertel, aber auch für die späteren Bewohner entwickelt. Es ist uns gelungen, sowohl ansprechende und hochwertige Architektur zu schaffen, die sich städtebaulich in Anlehnung an die Gründerzeitvillen hervorragend einfügt, als auch zeitgemäße und hochwertige Wohnkonzepte für viele verschiedene Menschen und Familien zu erstellen.

Sie sind persönlich bereits sehr mehr als 30 Jahren im Immobilienbereich erfolgreich tätig. Vieles dürfte sich grundlegend verändert haben. Wo sehen Sie den Eckehard Wohnungsbau und seine Rolle in zehn Jahren?

Da haben Sie vollkommen Recht. In den letzten 30 Jahren hat sich viel verändert. Und es wird sich auch weiterhin viel verändern. Das ist auch gut so. Solange sich die Veränderungen und Weiterentwicklungen auch in Zukunft positiv auf die Menschen auswirken, die in unseren Projekten wohnen und die technischen Veränderungen auch zu ihren tatsächlichen Wohnbedürfnissen passen, ist das gut. Wir als Familienunternehmen werden versuchen, auch in den nächsten Jahren eine entscheidende Rolle am Immobilienmarkt zu übernehmen. Wir werden uns den Anforderungen des Marktes und unserer Kunden stellen und auch der technischen Entwicklung im Wohnungsbau Rechnung tragen. Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden auch in Zukunft mit Spaß und Leidenschaft unserer Berufung folgen, hochwertigen Wohnraum für unsere Kunden zu schaffen.

Herr Bloch, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Das Interview führte Manuela Gravius.

Detlef Bloch

ist seit Januar 2015 Geschäftsführer bei der Eckehard Adams Wohnungsbau GmbH. 1989 begann er seine berufliche Laufbahn als Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft sowie studierter Immobilienbetriebswirt bei der Deutschen Bau- und Grundstücks-Aktiengesellschaft. Von 1994 bis 2003 agierte er als leitender Angestellter im inhabergeführten Familienunternehmen Derwald Grundstücks- und Projektentwicklung in Dortmund. Parallel dazu betätigte er sich als selbstständiger Bauträger und Projektentwickler. 2003 trat er als geschäftsführender Gesellschafter der Fa. Plahr & Partner Immobilien Consulting bei. Die Leitung des Bereichs Bauträger/Neubau bei der Corpus Sireo Gruppe in Köln schloss sich 2005 an. Als Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung verantwortete er von 2009 bis 2014 den Bereich Vertrieb und Marketing bei der Interboden Gruppe in Ratingen. Als leidenschaftlicher Fußballfan des BVB engagiert sich der 50-Jährige seit 20 Jahren ehrenamtlich für die gemeinnützige Organisation ,,GOFUS – Golfende Fußballer‘‘.


(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 04|19)

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