Gut behütete Gemeinde
Die Neuapostolische Kirche hat eine Versammlungsstätte mit besonderer Ausstrahlung
Am Ortsausgang von Maulbronn hat die Neuapostolische Gemeinde nach ihrem Zusammenschluss mit der Gemeinde Knittling im August 2017 ihr neues Kirchenzentrum bezogen. Es befindet sich in einer Umgebung, in der verschiedene Aspekte berücksichtigt und in Einklang miteinander gebracht werden mussten. Das benachbarte Wohngebiet und der Beginn eines Industriegebiets ist durch einen Kreisel verkehrlich erschlossen, sodass sich das Kirchenzentrum einerseits von dem Lärm abschotten musste, gleichzeitig jedoch einladend wirken und städtebaulich ein sakrales Zeichen setzen sollte.
Den mit der Planung und Bauleitung beauftragten Architekten Baumann Dürr aus Karlsruhe ist es gelungen, diese teils gegensätzlich erscheinenden Aufgaben zu erfüllen. Durch die Anordnung der Parkplätze im von der Straße nicht einsehbaren hinteren, tiefer gelegenen Bereich des Grundstücks rückt der Komplex näher an den Kreisel. Der abgeschottete Vorplatz wird nun Teil einer subtilen Inszenierung eines schneckenförmig anlegten Weges aus schönem Betonriemchenpflaster, der vom Parkplatz in den Kirchraum führt. Die Besucher können sich nun Schritt für Schritt sammeln, den Alltag hinter sich lassen und sich vom Kirchplatz umarmen lassen, bevor es in das in warmen Weißtönen gestaltete Kirchensaal geht.
Dieser bildet das Zentrum des Neubaus, in dem sich die Gemeinde – so beschreiben es die Architekten – behütet und geborgen wie in einer Wolke fühlen sollen. Diese besondere Atmosphäre wird durch einen Lichtkranz aus lichtstreuendem Profilbauglas erreicht, der diffuses Licht ins Innere lässt. Diese umlaufende Glasfassade im oberen Bereich des Kirchenschiffs setzt sich vom Gesamtgebäude ab und leuchtet bei Gottesdiensten am Abend in den Stadtraum hinein und erscheint je nach Blickwinkel und Lichtverhältnissen mal flächig glänzend, mal zart und filigran strukturiert. Darüber hinaus ist sie zugleich eine transparente Wärmedämmung. Erwähnenswert ist zudem das ökologische Lüftungskonzept mit natürlicher Nachtauskühlung. Alle 170 Sitzplätze ermöglichen einen uneingeschränkten Blick auf den Altar mit dem christlichen Kreuz aus filigranem Flachstahl dahinter. Der Altar ist aus Stampfbeton, der farblich die unterschiedlichen Schichten der natürlichen Materialmischung wiedergibt. Die Altarplatte besteht aus hellem Holz, wovon sich wiederum das Bibelpult mit seinem dunklen Wurzelholz abhebt. Die Nebenräume orientieren sich zur Salzach hin und binden die Landschaft gleichsam in den Innenraum ein.
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Fotos:
Swen Carlin
swencarlin.com