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„Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“

Weltweit erste Ausstellung zur pakistanischen Architektin

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Ausstellung "Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft" © Foto: Lisa Rastl

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Army Mud Barracks (Kaserne aus Lehm), Architektin: Yasmeen Lari, Bahawalpur, Pakistan, 1981 © Foto: Archiv Yasmeen Lari

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Skywalk FTC – Finance and Trade Centre (Finanz- und Handelszentrum). Die Freiluftkorridore verbinden die Gebäudeteile des differenziert-strukturierten Großbaus und laden zum Flanieren ein. Architektin: Yasmeen Lari, Karatschi, Pakistan, 1982–89 © Foto: Marvi Mazhar, 2022

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Zeichnung Ansicht der sozialen Wohnsiedlung Angoori Bagh, Architektin: Yasmeen Lari, Lahore, Pakistan, 1975 © Foto: Archiv Yasmeen Lari

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Yasmeen Lari als Ikone der Moderne: Wohnhaus in Karatschi 1973 © Foto: Archiv Yasmeen Lari

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Porträt von Yasmeen Lari, der ersten Architektin in Pakistan. © Foto: Archiv Yasmeen Lari

Welche Antworten gibt Architektur auf die Klimakrise? Mit der weltweit ersten Ausstellung zu Yasmeen Lari zeigt das Architekturzentrum Wien bis Mittwoch, 16. August, eine exemplarische Position für eine Architektur der Zukunft. Als erste Architektin Pakistans entwarf Yasmeen Lari (*1941) ikonische Bauten der Moderne, bevor sie eine Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung für Klimageflüchtete und Landlose begründete. Die Ausstellung „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“ zeigt erstmals Yasmeen Laris außergewöhnliches Werk, von den modernistischen Anfängen der 1960er Jahre über ihre Zeit als Stararchitektin bis zur aktuellen humanitären Architektur, die auf Dekolonialisierung und Dekarbonisierung beruht. Heute praktiziert Lari Architektur als Klimaaktivismus, um die Rechte von Menschen und Natur gleichermaßen zu wahren. Anhand von bisher unveröffentlichten Fotos, Zeichnungen und Dokumenten vermitteln die drei Kuratorinnen Angelika Fitz, Elke Krasny und Marvi Mazhar den beeindruckenden Werdegang der Architektin von der internationalen Moderne zu einer CO2-armen Architektur. 1941 noch unter britischer Herrschaft im heutigen Pakistan geboren, erhielt Lari ihre Architekturausbildung in England. Sie eröffnete 1964 als erste Frau in Pakistan ein Architekturbüro. Sie entwarf Pakistans ersten sozialen Wohnbau in Lahore und Landmark-Gebäude, wie das Headquarter von Pakistan State Oil in Karatschi. Ihr eigenes Haus, eine Ikone des Brutalismus, machte sie international bekannt. Gleichzeitig begann sie sich intensiv mit lokalen Bautraditionen auseinanderzusetzen. Gemeinsam mit ihrem Mann Suhail Zaheer Lari gründete sie die Heritage Foundation of Pakistan und erforschte und rettete das bauliche Erbe ihres Landes, die beiden Weltkulturerbestätten in Makli und Lahore ebenso wie Bauten des Alltags.

Seit 2005 hat Lari Architektur als Klimaaktivismus neu definiert und in Pakistan, einem der Länder, das am stärksten von der Klimakatastrophe betroffen ist, die weltweit größte Zero-Carbon-Selbstbau-Bewegung initiiert. Zehntausende flut- und erdbebensichere Häuser, sanitäre Infrastrukturen, rauchfreie Herde und Gemeinschaftseinrichtungen aus klimaneutralen Materialien wie Bambus und Lehm wurden im Selbstbau nach den Plänen von Yasmeen Lari errichtet – von Menschen, die ihr Zuhause verloren hatten, viele von ihnen landlos und von Armut betroffen. Diese Arbeit wurde in den letzten Jahren auch international mit Preisen gewürdigt: 2016 erhielt Lari den Fukuoka Preis für Kunst und Kultur, 2020 den Jane Drew Preis und 2021 das Ehrendoktorat des Politecnico di Milano. Aktuell hat sie eine Gastprofessur an der Universität Cambridge.„Wir müssen alles neu denken, und wir müssen es jetzt tun”, sagt die über achtzigjährige Architektin, die im Sommer 2022, als ein Drittel von Pakistan überflutet war, unermüdlich architektonische Katastrophenhilfe leistete. Für Lari muss Architektur das Überleben und die Würde des Einzelnen mit der Natur und dem Schutz des Planeten in Einklang bringen. In Anbetracht des Ausmaßes des weltweit benötigten Wohnungs- und Infrastrukturbedarfs, setzt Lari auf Vorfertigung und Low-Tech-Serienfertigung aus CO2-armen Materialien. „Es geht darum, welche Methode die kostenschonendste, sicherste und ökologischste ist, und diese dann massenhaft in Umsetzung zu bringen”, so Lari. Für ihr Selbstbauprogramm verwendet sie traditionelle Technologien und lokale Materialien und legt einen besonderen Wert auf die Zusammenarbeit mit Frauen.

Die Ausstellung „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“ stellt Fragen, die weit über Laris Werk hinausweisen: Wie baut Architektur Zukunft? Wie radikal muss die Bauwende sein, damit wir noch eine Zukunft haben? Wie kann Architektur zugleich an sozialer und ökologischer Gerechtigkeit arbeiten? Moderne Architektur erhob den Anspruch, eine bessere Zukunft zu bauen – heute leben wir mit den Nachwirkungen dieses Bauens. Der globale Bausektor mit seinen enormen CO2-Emissionen und sogar die globalisierte Hilfsindustrie sind Mitverursacher der Klimakatastrophe. Yasmeen Laris Haltung und ihre systemische Arbeitsweise zeigen, dass Architektur Mitverantwortung übernehmen kann. „Wir müssen sorgsam mit dem Planeten umgehen”, so Yasmeen Lari. Ziel der Ausstellung „Yasmeen Lari. Architektur für die Zukunft“ ist es, einen Beitrag zu einem anderen Architekturverständnis zu leisten: Eine Architekturgeschichte, die nicht westlich und männlich dominiert ist und eine Architekturpraxis, die für Menschen und Natur Sorge trägt. Sie wird in lokalen Kontexten unterschiedliche Antworten finden, von anders Bauen mit CO2-armen Materialien oder Kreislaufwirtschaft bis zu nicht mehr neu Bauen und Bestand weiterbauen. „Mit dieser Ausstellung will das Architekturzentrum Wien aktiv dazu beitragen, dass wir die Möglichkeit von Zukunft nicht aufgeben“, so Az W-Direktorin Angelika Fitz.

Anhand von Yasmeen Laris Werk zeigt die Ausstellung, wie sich das Verhältnis von Architektur und Zukunft verändert. Laris Werk mit seiner Spannbreite von modernen Bauten aus Beton, Glas und Stahl bis zur aktuellen Selbstbau-Bewegung mit den Materialien Lehm, Bambus und Kalk verleitet dazu, in einem „Vorher“ und „Nachher“ zu denken. Die mehrjährige intensive Forschung machte für die Kuratorinnen Angelika Fitz, Elke Krasny und Marvi Mazhar immer stärker Kontinuitäten sichtbar. Schon früh experimentierte Lari mit Lehmbauten und die Beschäftigung mit traditioneller Architektur und historischem Städtebau in Pakistan beeinflusste bereits ihre ersten großen Sozialwohnbauten. Was sich die gesamten sechs Jahrzehnte ihres Schaffens durchzieht, ist der Fokus auf die Bedürfnisse derjenigen, die historisch zum Schweigen gebracht wurden, auf entrechtete und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen und vor allem auf Frauen und Kinder. Später fügte sie die ökologischen Bedürfnisse von Natur und Umwelt hinzu. Dekolonialisierung auf der Ebene von Architektur und Städtebau bedeutet für Yasmeen Lari ‘unlearning’ (verlernen) und lebenslanges ‘relearning’ (neu lernen). Die Ausstellung folgt diesem Neulernen in einer losen Chronologie und gliedert die Arbeit von Lari nach Themen, die weit über Pakistan hinaus relevant sind. Zentrales Thema ist, wie das Verhältnis von Architektur und Zukunft besser verstanden und neu bestimmt werden kann.

Zur Ausstellung erscheint das Buch „Yasmeen Lari. Architecture for the Future” bei MIT Press. Mit Beiträgen von Angelika Fitz, Elke Krasny, Marvi Mazhar, Chris Moffat, Helen Thomas, Anila Naeem, Abira Ashfaq, Raquel Rolnik, Anne Karpf, Runa Khan, Cassandra Cozza, Rafia Zakaria.

www.azw.at

 

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