Wohnungsbau in Rekordzeit
Parkplatzüberbauung für 100 Mietparteien am Dantebad in Gern
Der Münchner Stadtrat verabschiedete im Frühjahr 2016 ein Wohnungsbauprogramm mit dem Titel „Wohnen für alle“. In einem Zeitraum von vier Jahren sollen rund 3.000 neue Wohneinheiten für einkommensschwache Gruppen entstehen. Das Pilotprojekt ist die Parkplatzüberbauung am Dantebad im westlichen Stadtteil Gern. Ein äußerst begrüßenswerter Schritt in einer Stadt in der freie Grundstücke sehr knapp sind. Das Besondere an der Parkplatzüberbauung ist, ein bereits versiegeltes Grundstück doppelt zu nutzen – das 4.200 m2 große Areal ist städtisches Eigentum, und der Bauherr ist die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Gewofag. Ein wahres Mirakel war die erstaunlich kurze Bauzeit von unter einem Jahr. Der Münchner Architekt Florian Nagler entwarf das Gebäude, das allerdings zunächst auf Widerstand bei den Anwohnern stieß. Gern ist eine Wohngegend für ein gut situiertes Bürgertum. Man befürchtete die ausschließliche Belegung mit vorwiegend männlichen Flüchtlingen und Obdachlosen und die damit bestehende Möglichkeit eines sozialen Brennpunktes. Erst als die Zusage vorlag, verschiedene Benutzergruppen zu berücksichtigen, legte sich die Aufregung. Nun wurde nur die Hälfte der Apartments an anerkannte Flüchtlinge und Wohnungslose mit Registrierbescheid vergeben, die übrigen 50 Prozent der Wohnungen gingen an berechtige Haushalte, die sich über die Internetplattform Sowon des Sozialreferats beworben hatten. Insgesamt hundert Wohnungen entstanden in unglaublich kurzer Zeit: zwei Monate Planung, zwei Monate Ausschreibung, zwei Monate Baugenehmigung, zwei Monate Fundamente, insgesamt weniger als vier Monate für Rohbau, Holzbau und Ausbau für sechsundachtzig 1-Zimmerwohnungen und vierzehn 2,5-Zimmerwohnungen. Um Zeit zu sparen, arbeiteten die verschiedenen Gewerke zeitversetzt. Das Gebäude ist ein Riegel von 112,4 m Länge, 15,5 m Höhe und 11,5 m Breite. An den Schmalseiten ist es gerundet und erinnert an die Rennstrecke auf dem Dach des ehemaligen Fiatgebäudes Lingotto in Turin. Es steht auf Stahlbetonstützen, die in solchen Abständen gesetzt sind, dass jeweils drei Autos dazwischen Platz finden. Von den ursprünglich 111 Stellplätzen konnten 107 erhalten bleiben. Auf den Stützen sitzt eine Stahlbetondecke, auf der vier Stockwerke in Holzsystembauweise mit vorgefertigten Bauteilen errichtet wurden, auch die Nasszellen wurden fertig angeliefert und per Kran eingesetzt. Die Wohnungen sind freilich klein: 24 bis 31 m2 die 1-Zimmer-, und 49 bis 54 m2 die größeren Wohnungen. Nicht zu vergessen die Gemeinschaftsräume auf jedem Stockwerk und der begehbare Dachgarten. Die Nettomiete beträgt maximal 9,40 Euro oder weniger – ein für München und diese Lage unfassbar günstiger Preis. Zwei Treppenhäuser und ein Aufzug erschließen die vier Stockwerke. Die Wohnungen erreicht man über die im Osten liegenden Laubengänge mit Blick auf einen Sportplatz. Auf der Westseite, zur Straße hin, ist eine reine Lochfassade mit symmetrisch angeordneten Fensterbändern.
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