Spiel mit Grundriss und Dach
Die Moorenweiser Doppelhaushälften sind Hingucker und Raumwunder zugleich
Dieses „siamesische“ Doppelhaus gibt es mit Sicherheit nicht noch einmal. Das in der kleinen Gemeinde Moorenweis bei Fürstenfeldbruck realisierte Bauprojekt trägt die typische Handschrift des jungen Münchner Architekten Stephan Rauch: Klare Konturen, kompakte Formen, technikarme Energieeffizienz – und Überraschendes.
Auf die begrenzten, nur jeweils 10 x 6,80 m großen Fußabdrücke der beiden Doppelhaushälften reagiert Rauch mit unterschiedlichen Dachneigungen, die nach außen 45 Grad und nach innen 32 Grad betragen. Diese sind keine Spielerei, sondern haben direkten Einfluss auf die Grundrissorganisation der spiegelbildlich zusammengefügten Gebäudehälften. So gewann Rauch mehr Deckenhöhe für die Treppenhäuser, und die Treppen konnten längs zum Grundriss gelegt werden. „Das kaschiert den jeweils kleinen Fußabdruck und schafft Volumen in den Wohnräumen“, erläutert er sein Konzept.
Auch das offene Raumgefühl im Inneren und dass der Blick vom Erdgeschoss bis zum sieben Meter hohen First nach oben schweifen kann, sei ein ganz besonderes Erlebnis in den beiden Häusern. Im hellen Inneren – das wie ein Kontrapunkt zur äußeren schwarzen Verschalung aus Fichtenholz wirkt – ergaben sich durch die spezielle Grundrissgestaltung sehr offene, großzügige Bereiche und im Erdgeschoss sogar eine Nettowohnfläche von 90 m².
Die weißen Wände unterstützen das lichte Raumgefühl und harmonieren mit den Treppenstufen und Brüstungsgeländern aus Birke. In allen Räumen sind wertige Holzfußböden aus Eichendielen verlegt. Ein Höhensprung im Erdgeschoss in Sitzhöhe staffelt die offenen Erdgeschossbereiche. Gleichzeitig wertet die versetzte Ebene den nach Süden gerichteten 25 m² großen Kellerraum zum Wohnraum auf. Durch eine Abgrabung nach Süden erhält dieser außerdem eine natürliche Belichtung.
Für den Luftraum der Treppe im Familienhaus hat sich Rauch auch noch etwas Besonderes einfallen lassen – ein Gimmick, das vermutlich den Kindern sehr gut gefallen dürfte und geradezu zum Spielen einlädt: Er nennt es seine „Heustadl-Idee“. Gemeint sind damit zwei Fenster mit zu öffnenden Holzklappen, die im Treppenhaus den Blick – und natürlich auch die Kommunikation – von einem Zimmer des Obergeschosses in das andere möglich machen.
Eine massive Sichtbeton-Kommunwand, die in den Bädern sowie im Keller sichtbar bleibt, trennt die beiden Doppelhaushälften: Die westliche Hälfte ist etwas größer und bietet Platz für eine Familie mit Kindern, die östliche für ein Singlepaar.
Während die kleinere Hälfte im Obergeschoss eine offene Galerie erhielt, kann sich die Familie über zwei vollwertige Räume freuen. Durch eine Abgrabung des Gartenbereichs im Süden sind auch die Freiräume optimal voneinander getrennt – gegrillt werden kann, ohne den jeweils anderen zu stören.
Das in Holzrahmenbauweise errichtete Gebäude hat ein zwischengedämmtes Pfettendach und ein Dach mit Ziegeldeckung. Jede Doppelhaushälfte wird durch eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe beheizt, die sich der Umweltwärme bedient. Die Wärmeübergabe erfolgt über eine Fußbodenheizung in den oberirdischen Geschossen, im Keller über Heizkörper. Die Holzfenster sind dreifach verglast, und durch die bewusste Anordnung der Dachfenster und der großzügigen Lufträume erfolgt die Lüftung passiv.
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