Schmuckstück in der Altstadt
Aufstockung und Sanierung des historischen Schiffmacherhauses am Münchner Viktualienmarkt
Wer vermutet, dass im Schiffmacherhaus am Viktualienmarkt früher Schiffe gebaut wurden, liegt falsch: Vielmehr trägt das Haus den Namen seiner früheren Besitzer – den Gebrüdern Schiffmacher, die hier in den 1930er-Jahren ein rentables Kolonialwarengeschäft betrieben. In großen grauen Lettern prangt ihr Name bis heute auf der Gebäudefront und ist auch Name des Cafés mit eigener Kaffee-Rösterei im Erdgeschoss.
Das denkmalgeschützte Gebäude auf historischem Stadtgrund, erstmals 1521 urkundlich erwähnt, ist ein Relikt der mittelalterlichen Parzellenstruktur der Münchner Altstadt und Teil des Bürgerhaus-Ensembles, das vom Sebastiansplatz bis zum Rosental reicht. Auf dem sehr kleinen Grundstück von nur ca. 114 m² wurde das Schiffmacherhaus 1873 als viergeschossiger Putzbau mit Kniestock und Pultdach in schlichter spätklassizistischer Form von Hanno Bürkel erbaut - und seither immer wieder ergänzt, modifiziert, purifiziert.
Unter größtmöglicher Rücksicht für den denkmalgeschützten Bestand haben die Münchner Architekten Landau + Kindelbacher am Schiffmacherhaus eine Dachaufstockung und eine Sanierung des Treppenhauses vorgenommen – mit preisgekröntem Ergebnis: Für die Arbeiten, die zusammen mit der Kunstschmiede Metallgestaltung Oskar Hafen in Meckenbeuren durchgeführt wurden, vergab die Internationale Handwerksmesse München letztes Jahr den zweiten Preis im Wettbewerb Geplant + Ausgeführt.
Neben einer energetischen Optimierung der Bausubstanz wurden die tragenden Außenwände unterfangen und die Bodenplatte abgesenkt. In statischer Hinsicht eine anspruchsvolle Aufgabe, denn um eine normale Nutzung zu gewährleisten, musste das Untergeschoss abgesenkt und das Treppenhaus, das bis zur Sanierung durch eine Geschäftsfläche lief, verlegt werden.
Das Treppenhaus war bis auf das Erd- und Kellergeschoss noch in seiner historischen Substanz von 1873 vorhanden. Deshalb wurde der Erhalt der imposanten Konstruktion der bestehenden Wendeltreppe mit besonderen alten Beton-Fertigteilstufen bewusst in Kauf genommen, um auch nach der Sanierung zum Charme des Hauses beizutragen. Das hochwertige schmiedeeiserne Geländer sowie der helle Natursteinbelag wurden sorgsam auf den Bestand abgestimmt. Zusätzlich verbindet nun ein neuer, platzsparender Aufzug für bis zu sechs Personen das Erdgeschoss mit dem Untergeschoss und den Obergeschossen eins bis fünf.
Aufgrund der extrem geringen Grundstücksgröße war den Architekten eine optimale Flächennutzung der Geschosse für kleine, besondere Wohneinheiten wichtig. Durchdachte Einbaumöbel nutzen sämtliche Nischen funktional aus. Bei Türgriffen, Zierleisten und Wandfarben wurde auf jedes Detail geachtet. Auf gestalterische Kunstgriffe wurde zugunsten einer klassischen Eleganz verzichtet.
Neben der Erneuerung aller Fenster mit energetisch optimalen Werten wurden die komplette Haustechnik neu installiert. Das neue Außenmauerwerk der Aufstockung wurde mit hochwärmedämmenden Ziegeln erstellt, die gleichzeitig den Schallschutz an dieser exponierten Lage erfüllen.
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Fotos
Christian Hacker
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