Klinker salonfähig
Wohnensemble mit robuster Klinkerfassade fügt sich ins vornehme Villenambiente ein
Den Charme Alt-Bogenhausens machen die vielen gut erhaltenen Gründerzeitvillen aus. Nur zwischendurch gibt es vereinzelt neue Gebäude, die sich natürlich ihrer Umgebung anpassen müssen. Auf einem 1.400 m² großen Eckgrundstück entstand das Ensemble eines Mehrfamilien- und Einfamilienhauses. Das Ungewöhnliche daran: Es handelt sich um Klinkerbauten. Wobei – und das wissen heute nur noch wenige – in Bogenhausen im 19. Jahrhundert die Ziegelbarone herrschten. Die Ziegelbrennerei boomte und die dortigen Ziegeleien deckten den gesamten Bedarf Münchens ab. Die Münchner Architekten Harder Groh entwarfen und entwickelten dieses Ensemble und entschieden sich für eine zweischalige Außenwandkonstruktion aus einem Stahlbetonskelett und einer vorgemauerten Fassade aus Klinkern im Riegelformat.
Ein Klinker ist ein doppelt gebrannter Ziegel, der bei diesem Vorgang bei etwa 1.200 Grad seine charakteristische Farbe erhält. Hier wurde der Klinker im wilden Verband, abwechselnd mit Vorder- und Rückseite verbaut sowie zu einem festgelegten Anteil leicht aus der Fassadenflucht nach außen gedreht, sodass ein abwechslungsreiches und je nach Sonneneinfall unterschiedliches Oberflächenbild entsteht. Diese zweischalige Fassade – obwohl ohnehin schon sehr robust und widerstandsfähig – wurde zusätzlich mit einer Kerndämmung im Zwischenraum versehen, ein effizienter Schutz sowohl gegen Kälte als auch gegen zu starke Hitzeaufladung mit einem KfW-Wert 70. Die klare Gebäudeform der beiden Häuser ist von formaler Strenge, von fast trutziger Anmutung. Das Einfamilienhaus, die „kleine Schwester“ des Nachbargebäudes, steht etwas zurückversetzt von der im Süden liegenden Straße. Es ist doppelgeschossig mit einem zurückspringenden, aufgesetzten Dachgeschoss, das wirkt, als sei es aus mehreren kleinen gegeneinander versetzten Quadern zusammengesetzt. Innen wie außen wurde auf hochwertige Materialien Wert gelegt um eine maximale Wohnqualität zu erzielen. Die Fenster sind versetzte Holz-Aluminium-Fenster mit dreifacher Isolierverglasung. Die Böden sind entweder aus Eichenholz oder aus Naturstein. Im Erdgeschoss gehen die Böden stufenlos in den Garten über. Auch die Bäder sind aus elegantem Naturstein – sodass insgesamt ein innenräumliches Gesamtkonzept mit hohem Niveau ablesbar ist. Bei einer Deckenhöhe von 2,85 m sind die Türen größtenteils räumlich ausgeführt. Der nicht einsehbare private Garten bietet genügend Platz zur Erholung im Freien. Selbstverständlich ist auch die technische Ausstattung nach modernstem Smart-Home Standard ausgeführt. Vollautomatisch und über Apps vom Handy aus sind Lichtstimmungen, Musik on/off oder Lautstärke zu regeln, die Heizung kann von unterwegs angestellt werden, die Rollos geschlossen oder geöffnet, die Alarmanlage an- oder abgeschaltet werden.
www.hardergroh.de
www.gira.de
(Erschienen in CUBE München 03|18)
Architekten:
Harder Groh Architekten
www.hardergroh.de
ELT-Planung/Ausführung:
Anton Hieber
elektrohieber.de
Freiflächenplaner:
toponauten landschaftsarchitektur
www.toponauten.de
Statik:
C-I-P Ingenieure
c-i-p-gmbh.com
Rohbau:
Probat Bau
www.probat-ag.de
Fassade:
Klinkerzentrum Roland Weigel
www.klinkerzentrum.de
HLS:
Erich Schulz
www.erich-schulz.de
Fenster:
Wolf Fenster
www.wolf-fenster.it