Hinterhof der feinen Art
Nachverdichtung im Schlachthofviertel
Auch im bislang weitgehend von der Gentrifizierung verschonten Schlachthofviertel verschwinden allmählich die Handwerker-Innenhöfe, die kleinen Autowerkstätten, die schier unwirklich scheinen in der „Weltstadt“ München – nur einen Steinwurf von der Innenstadt entfernt. Angesichts der Wohnungsknappheit ist im Zuge der Nachverdichtung der Druck auf die unbebauten Restflächen enorm hoch.
Eine neue Wohnanlage entstand im Hinterhof der Adlzreiterstraße 25. Im Gegensatz zur Hausnummer 15, bei der es sich um einen Umbau handelte (siehe Cube München 2/14) entstand hier ein Neubau auf einer Baulücke, die noch vom Krieg übrig geblieben war. Die Architekten Allmann Sattler Wappner haben dieses ungewöhnliche Wohnhaus entworfen. Es erstaunt, einen doch so massiven Baukörper in der vermeintlichen Hinterhofenge dieses Viertels zu sehen, sind die umgebenden Bauten doch bedeutend kleiner. Amandus Sattler: „Das Schöne daran ist, dass man an diesem Haus sieht, dass sich eine Menge tun lässt, ohne dass sich das Viertel verändert.“
Das Gebäude fügt sich genau in das Grundstück ein, die rückwärtige östliche Fassade „schaut“auf die nur wenige Meter entfernte Brandwand des dahinter liegenden Gebäudes, die mit Rankpflanzen begrünt werden soll. Rund um das Haus wurde Rasen angepflanzt sowie ein Vorplatz mit einem kleinen Kinderspielplatz angelegt. Die Wohnanlage ist in zwei Gebäudehälften unterteilt und jede ist durch einen eigenen Eingang zu betreten. „Das Haus ist ein Zweispänner – auch das war eine Entscheidung, ein Haus zu bauen, wo nicht drei, vier oder fünf Wohnungen an einem Flur hängen. Das ist natürlich eine Qualitätsfrage“, erläutert der Architekt. Von den insgesamt 21 Wohnungen befinden sich je zehn auf der nördlichen und zehn auf der südlichen Hälfte sowie eine doppelgeschossige unter dem Walmdach, das wie ein Hütchen neben der begrünten Terrasse auf der Hälfte des Daches sitzt. Die offenen Grundrisse der übrigen Wohnflächen eröffnen zahlreiche Gestaltungsmöglichkeiten.
Die westliche Hofseite und die Südseite wurden mit eingeschnittenen Loggien, deren Einfassung ein Stück aus der Fassade herausragen und im oberen Bereich mit Dachterrassen – die Ost- und Nordseite mit Fensterbändern und Glasbrüstungen versehen. Von der rechten Haushälfte führt eine Brücke in das alte, an der Straße gelegene Haus Nr. 25. Von hier aus fällt der Blick der Passanten auf die Frontseite des Gebäudes als augenfälligstes Merkmal dieser Anlage und man ist verblüfft, eine doch so gewaltige Baumasse in einem Hinterhof wahrzunehmen. „Da war schon der Mut des Auftraggebers entscheidend, so etwas zuzulassen. Wir erleben natürlich oft, dass die meisten Bauherren Standardwohnungen wollen, weil sie sich anscheinend sicher sind, diese gut vermarkten zu können. Es ging uns schon darum, zu zeigen, dass man auch in diesem Viertel andere Käufer ansprechen kann, die so eine hohe Qualität auch schätzen und dieses Viertel als entwicklungsfähig ansehen. Die Bewohner finden es spannend, zwischen Autohof, kleinen Läden und Nachbarn verschiedener Nationalitäten zu leben“, erklärt Amandus Sattler.
Alles in allem eine Wohnanlage für gehobene Ansprüche, mit hoher individueller Gestaltungsmöglichkeit für die Bewohner, sodass sie fast das haben, was sich eigentlich jeder wünscht: Ein Einfamilienhaus im Grünen mitten in der Stadt.
www.allmannsattlerwappner.de
Architekten
Allmann Sattler Wappner . Architekten
www.allmannsattlerwappner.de
Innenarchitektur
VONMEIERMOHR Architekten GbR, Schondorf
www.vonmeiermohr.de
Fotos
Florian Holzherr
www.florian-holzherr.com
Edward Beierle
www.edwardbeierle.de