Experiment Fassade
Die Wiederentdeckung einer alten Tradition zur Haltbarmachung von Holz
...’s Hus wird alt und wüest;
der Rege wäscht der’s wüester alli Nacht,
und d’Sunne bleicht der’s schwärzer affi Tag,..
wusste schon Johann Peter Hebel zu dichten.
Um gegen die Vergänglichkeit der hölzernen Fassade anzugehen, wusste man hierzulande sicher in früheren Jahrhunderten mehr als in unserem. Architekt René Rissland hatte bei der Architekturbiennale 2006 im japanischen Pavillon eine Methode, Holz haltbar zu machen, (wieder-)entdeckt. Im Grunde handelt es sich um eine traditionelle Form der Holzbearbeitung, die es auch in unseren Breiten gegeben hat. In Japan nennt man dieses „Ankokeln“ von Holz „Yakisugi“ und Rissland war so begeistert davon, dass er beschloss, es bei einem seiner nächsten Projekte zum Einsatz zu bringen.
Es gelang ihm, seine Bauherren, denen ursprünglich eine Fassade aus recyceltem Holz vorschwebte, von dieser Holzbearbeitung zu überzeugen und das Abenteuer begann: In Norddeutschland fand man schließlich einen einzigen Hersteller, der diese Technik des Verkohlens anwandte und das Fassadenmaterial fertig anliefern konnte. Nun ist der Neubau mit seiner ungewöhnlichen Fassade fertig: Sie besteht aus verkohlten Lärchenholzbrettern. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Matt bräunlich-schwarz, fast samten, schimmert die Fassade nun, passt sich hervorragend in die Umgebung ein und muss auch nicht mehr nachbearbeitet werden. Das Haus mit seinen gelbgrünen Metallfensterrahmen auf schwarzem Grund ist ein solcher Hingucker, dass es auch in die Reihe „Traumhäuser“ des Bayerischen Fernsehens aufgenommen wurde.
Der Bebauungsplan sah hier in Hanglage eine einstöckige Bebauung vor, sodass der Architekt Rissland und sein Kollege Peter Dürschinger ein wenig tricksen mussten, um die Raumwünsche der dreiköpfigen Familie zu erfüllen. Ein Sockelgeschoss mit einer Doppelgarage und Versorgungsräumen wurde in den Hang hineingeschoben. Es ist Keller und Fundament des Neubaus und nimmt noch Funktionen wie Waschküche, Heizungstechnik, Werkstatt, Lager und eine Garderobe auf, in die man direkt von der Garage aus gelangt. Eine Treppe mit Stahlnetz führt ins Erdgeschoss – streng nach Baurecht immer noch Keller – mit Eingangsbereich, Küche, Essplatz und zwei Büros. Dieses Geschoss wirkt, als sei es vollverglast und somit hat man den Eindruck, der holzverschalte Quader mit leicht geneigtem Satteldach würde darüber schweben. Die Decke der Doppelgarage ist auf diesem Niveau zur holzbeplankten Terrasse geworden – zusätzlich zum schönen Blick ins Tal und auf den Ort von der Küche und dem Essplatz aus, lädt sie ein zum Sonnenbaden, Spielen oder Essen im Freien.
Im ersten Stock schließlich liegen Wohnräume, Elternschlafzimmer, Kinderzimmer und Bad. Eine Faltwerktreppe verbindet die Stockwerke miteinander. Ein Luftraum zwischen Küche und Wohnraum ist mit einem riesigen Netz überspannt, was bald zum Lieblingsspielplatz der kleinen Tochter und ihren Freunden wurde. Badewanne und Waschbecken und auch die Badmöbel sind violett und mit einer Wand aus Glasbausteinen zoniert. Die Energieversorgung des Hauses ist durch Erdwärme und einer Solaranlage auf dem Dach gewährleistet.
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Fotos:
René Rissland
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