Eine virtuose Komposition
Maßgeschneidertes Wohnhaus mit Musikraum
Wie ein Fels inmitten üppig grüner Gärten und mächtiger Bäume wirkt das außergewöhnliche Gebäude, das die Architektin Anne Beer im Stadtteil München-Harlaching auf einem eher kleinen Grundstück entworfen und realisiert hat. In Bezug auf die Gliederung des Baukörpers und seine Höhenstaffelung fügt sich das Wohnhaus sehr gut in die Struktur der offenen Wohnbebauung in der Umgebung ein. Die Traufhöhen der Gebäude in der Nachbarschaft werden über das auskragende Obergeschoss aufgenommen, die Fassadenbreite nimmt sich dabei zurück.
Das Wohnhaus öffnet sich zu den hochwertigen Grünräumen des Quartiers, dem Park Athener Platz im Norden und den stark durchgrünten Privatgärten im Süden. Zu den heterogenen Gebäudestrukturen der Nachbarschaft im Osten und Westen zeigt sich das Haus eher geschlossen, aber auch plastisch gegliedert.
Die kleine Parzelle mit nur 650 m² Fläche wird durch das Raumkonzept des Hauses perfekt genutzt: Durch die Verknüpfung der Innenräume mit Terrassen wird ein großzügiges Raumkontinuum zwischen Innen und Außen erzeugt. Das Gebäude hat vier Ebenen, maßgeschneidert für eine Familie. Im Untergeschoss befinden sich die Tiefgarage, die Hauswirtschaftsräume und zwei Gäste-Appartements. Im Erdgeschoss sind die Küche mit Essplatz, der Wohnbereich mit offenem Essbereich sowie die Bibliothek mit Kaminplatz angeordnet. Im 1. Obergeschoss liegen die Privaträume der Familie, Schlafzimmer mit Ankleide, ein Badezimmer mit Sauna und kleinem Wellness-Bereich und ein Arbeitszimmer. Das gesamte 2. Obergeschoss ist dem großzügigen lichtdurchfluteten Musikraum mit Südterrasse vorbehalten. Der nach akustischen Kriterien gestaltete Raum wird durch ein gestaffeltes Oberlicht und eine großflächige Noten-Archivwand strukturiert.
Die Aufenthaltsräume des Hauses orientieren sich mit bewusst gewählten Blickbezügen in das umgebende Quartier, dadurch werden die lichten, einladenden Innenräume auf allen Wohnebenen großzügig mit den parkartigen Grünräumen rundherum verknüpft. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung, Boden- und Wandheizsysteme sowie die akustische Gestaltung sämtlicher Räume sorgen für ein wohltemperiertes, angenehmes Wohnumfeld. Das Gebäude ist eine kubische Komposition, die sich aus dem Maßstabsgefüge der Umgebung ableitet. Eingebettet in den intensiv begrünten Gartenraum, gerahmt von einer Hecke, ragt das Haus als steinerner Monolith aus dem Grünen, ohne abweisend zu sein.
Das Haus und das gesamte Erdgeschoss-Plateau sind innen und außen in Stein gebaut. Als Material wurde Maggia-Gneis aus dem schweizerischen Maggia-Tal gewählt. Alle vertikalen Stein-Flächen der Fassade außen und der Bäder innen sind so geschnitten worden, dass sie gestreift erscheinen. Alle horizontalen Stein-Flächen wie die Böden des Erdgeschosses, die Untersichten der Fassade, zum Beispiel bei den Balkonen und Auskragungen und die Fensterbänke, sind dagegen so geschnitten worden, dass ein wolkenartiges Muster erscheint. Die Innenräume erscheinen als reduzierte weiße Raumschalen, für die Böden der oberen Wohngeschosse wurde Kirschholz gewählt, dessen Reichtum an Farbigkeit und Struktur den des Maggia-Steines reizvoll ergänzt. Der Grundgedanke des steinernen Hauses erforderte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Material Naturstein und hohe gestalterische Fähigkeiten bis ins Detail – dabei entstand ein ganz außergewöhnliches Gebäude.
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Fotos:
Daniel Mosch