Ein Hauch von Luxus im Sozialwohnungsbau
Neue Passivhäuser von Allmann Sattler Wappner Architekten am Piusplatz
Die Gewofag, mit ca. 37.000 Wohnungen größte „Vermieterin“ Münchens, wie sich der Konzern selbst nennt, hat es als erste Wohnungsbaugesellschaft gewagt, Häuser der Kategorie Geschosswohnungsbau als Passivhäuser zu bauen. Das Experiment ist aufgegangen: Seit Fertigstellung der ersten beiden (von vier) Häusern hagelt es für die Architekten und Bauherrn Preise: Das Büro Allmann Sattler Wappner gewann den Wettbewerb für die urbane Nachverdichtung einer Siedlung aus den 1930er-Jahren und erstellte die beiden Passivhäuser in der Oedkarspitzstraße am Piusplatz. Zwei weitere baugleiche Wohnhäuser befinden sich gerade im Bau. Erst wurde das Projekt mit dem Preis „Energieeffizienz zählt“, dann mit dem „Preis für Qualität im Wohnungsbau“ ausgezeichnet und in Kürze soll eine weitere überregionale Auszeichnung folgen.
Was ist das Begeisternde an diesen beiden Miethäusern? Die neuen Häuser schließen die jeweils offene Seite der Wohnanlage, sodass ein großzügiger Innenhof oder besser, ein Platz, entsteht. Während die bereits vorhandenen Wohnblocks der Anlage nur über kleine Wohnungen verfügten, gibt es in den neuen Häusern auch großzügigere Wohnungen für Familien mit mehreren Kindern. Die Passivhausbauweise ermöglicht den Mietern eine Ersparnis an Heizungs- und Energiekosten bis zu 60 %. Die Architekten erreichen dies durch Umsetzung folgender, für Passivhäuser unabdingbarer Voraussetzungen: Die Südseiten der viergeschossigen Wohngebäude sind fast komplett aufgeglast, raumhohe Fenster lassen bei Sonneneinstrahlung einen erheblichen Wärmegewinn zu, eine luftdichte und wärmegedämmte Gebäudehülle ermöglicht einen minimalen Wärmeverlust. Im Inneren sorgt eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung für Frischluft und Heizung. „Der Bauherr geht hier neue Wege und es werden auch Risiken eingegangen, die eine Weiterentwicklung im Wohnungsbau unterstützen“, kommentiert Amandus Sattler. Nach Süden liegen die Wohnräume und die Kinderzimmer, auf die Nordseite ausgerichtet sind die Schlafräume, im Mittelbereich befinden sich Küchen und Bäder. Der Eingangsbereich der Häuser ist eine Art Halle mit einer kleinen Galerie, wodurch sich ebenfalls eine überdurchschnittliche Großzügigkeit ergibt. Die Wohnungen haben drei, teilweise auch vier Zimmer und einen großen, offenen Bereich in der Mitte, der individuell gestaltet werden kann.
Auch gestalterisch sind die Gebäude vorbildhaft: Sie überzeugen durch eine hohe ästhetische Ausstrahlung. Die großzügigen Balkone auf der Südseite erweitern den Wohnraum um ein weiteres Zimmer, die versetzte Anordnung ist ein „Hingucker“, genauso wie die auf der Nordseite in diagonalen Reihen angeordneten Austrittsbalkone sowie die schmalen und hohen Fenster.
„Das Haus schaut schon sehr einfach, straight und schlicht aus und hat doch diese gestalterische Qualität, weil es sehr sorgfältig geplant ist und weil es sehr bewusst das abbildet, was ein Passivhaus leisten muss - eben im Süden sich zu öffnen und die anderen Fassaden relativ stark zu schließen“, erläutert Sattler den Entwurf.
Pro Gebäude werden 16 barrierefreie Wohnungen realisiert, insgesamt also 64. Die qualitätvolle und optisch ansprechende Architektur wertet das gesamte Viertel auf, die anspruchsvolle Verarbeitung der Details liegt weit über dem sonst für den Sozialwohnungsbau üblichen Standard. Die Häuser lassen eher luxuriöse, großzügige Wohnungen vermuten. 30 % der Baukosten sind frei finanziert, 70 % wurden durch das „München Modell Miete“ gefördert.
www.allmannsattlerwappner.de
Architektur
allmann sattler wappner architekten
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Fotos
Fabian Getto
Peter Scheifele/Gewofag