Wohnpavillon im Garten
Der Anbau an eine Doppelhaushälfte setzt überraschende Qualitäten frei
In Hürth-Hermülheim, der westlichen Peripherie von Köln, befindet sich in einer typischen, von Einfamilien- und Doppelhäusern mit Vor- und Hintergärten geprägten Siedlung dieses über drei Generationen gewachsene Ensemble.
Mitten auf dem schmalen Grundstück entstand in der Nachkriegszeit der frühen 1950er-Jahre ein eingeschossiges und unterkellertes Behelfsheim, als Holzkonstruktion mit 40 m² Wohnfläche und Gartenterrasse. Auf dem Bild oben ist dies der mittlere Bereich mit dem Schornstein. Erst dreissig Jahre später kam mit einer in Massivbauweise errichteten Doppelhaushälfte eine umfangreiche Erweiterung hinzu, die nach weiteren dreissig Jahren erneut an den sich verändernden Bedarf angepasst werden sollte, der sich durch den Familiennachwuchs ebenso ergab wie durch das zunehmend intensiver genutzte Ton- und Musikstudio im Kellergeschoss.
Doch wie würde sich der zusätzliche Platzbedarf realisieren lassen, ohne der bestehenden Bausubstanz Licht und Luft zu nehmen, ohne die Qualitäten des Gartens unnötig zu beschneiden? Die Bauherren beauftragten 2012 rethmeierschlaich architekten aus Köln mit dieser nicht alltäglichen Herausforderung. Die Architekten simulierten und überprüften verschiedene Ansätze anhand von Modellen. Ein Anbau als Ersatz für den bestehenden Wintergarten wurde verworfen, da dies noch größere Raumtiefen ausgelöst hätte und die Sichtverbindungen vom Wohnzimmer in den Garten darunter gelitten hätten. Als optimale Lösung stellt sich eine L-förmige Erweiterung auf der Gartenseite dar, mit zusätzlichem Raum für eine neue Küche mit Esszimmer, wodurch auch im Bestand eine Neustrukturierung der Räume möglich wurde.
Der Anbau gruppiert sich um einen Patio, der, obwohl im Außenraum liegend, die neue Mitte des Hauses bildet und bei guter Witterung sogar als zusätzlicher Wohnraum nutzbar ist. Eine enge räumliche wie auch funktionale Verzahnung zwischen Patio und Innenraum ergibt sich durch eine raumhohe Verglasung mit großformatigen Schiebetüren. Der Garten ist über viele Sichtbeziehungen von fast allen wichtigen Räumen aus präsent; eine Rampe führt vom Patio zur knapp einen Meter tiefer liegenden Gartenebene.
Im Sockel des Anbaus befindet sich als Souterrain das Tonstudio, mit natürlicher Belichtung und in besonders schallgedämmter Ausführung. Der Anbau ist als Holzrahmenkonstruktion ausgeführt, mit außenseitiger, mineralisch verputzter Beplankung aus Holzwolle-Leichtbauplatten und innenseitigem Lehmputz auf OSB-Platten. Dieser nur 26 cm starke Wandaufbau ist raumsparend, nachhaltig und diffussionsoffen; im Inneren wird bestmögliches Wohnklima erzeugt. Im Zug der Neubaumaßnahme wurde auch der Bestand aufgewertet und in seinem inneren und äußeren Erscheinungsbild gestalterisch integriert. Die Wärmedämmung der Wände wurde verbessert, die Holzbalkendecke des Wohnraumes freigelegt und zwecks besserer Belichtung mit einem Oberlicht versehen.
Die gelungene Umsetzung dieses kleinen, aber feinen Projektes unterstreicht deutlich, dass sich auch unter zunächst ungünstig erscheinenden Rahmenbedingungen ein Bestand mit hoher Qualität ergänzen und zugleich aufwerten lässt.
www.rethmeierschlaich.de
Architekt / Innenarchitekt:
rethmeierschlaich architekten
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Holzbau:
Zimmerei und Holzbau Ferkau
www.zimmerei-ferkau.de
Fenster:
Dietmar Robertz Schreinermeister
www.schreinerei-robertz.de
Metallbau:
Die Metalllösung Philipp Weissenborn
www.metallloesung.de
Rohbau:
GSV-Bau - Inh. Georg Langner
gsv-bau-langner@t-online.de
Fotos:
rethmeierschlaich architekten