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Für viele viel verbessern

Monika Lepel über heutige Bürowelten, ihre Anfänge als Innenarchitektin und das Stadtbild der Zukunft

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Evangelische Lutherkirche, Düsseldorf
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Lepel & Lepel Office im Clouth 104, Köln
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REWE Digital GmbH, Köln
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HRS Group in Coeur Cologne, Köln
CUBE: Frau Lepel, das vergangene Jahr war von der Corona-Pandemie geprägt. Welche Folgen hat die... mehr
CUBE: Frau Lepel, das vergangene Jahr war von der Corona-Pandemie geprägt. Welche Folgen hat die gegenwärtige Lage auf Ihr Arbeitsleben und Ihre Projekte?

Monika Lepel: Zunächst persönlich gesprochen, wir haben sehr von dem Umzug in unsere neuen Büroräume im letzten Jahr profitiert. Insgesamt gesehen waren wir gut vorbereitet, angefangen von unserem leistungsfähigen Server über umfangreiche IT-Maßnahmen für unsere Mitarbeiter bis zum Mobilen Office, das wir schon länger für gewisse Positionen und Tätigkeitsfelder eingeführt hatten. Gleichwohl war es auch anstrengend, immer wieder einzelnen Personen gerecht zu werden. Es hat viel Führung auf der menschlichen Ebene gebraucht. Dass es so gut gegangen ist, ist auch unserem Anspruch geschuldet, dass wir uns gemeinsam an klare Regeln im Büro halten. Zudem genießen wir es natürlich sehr, dass wir unser Büro so großzügig gestaltet haben.

Was die Projekte betrifft, so stellen wir fest, dass der Weg in die Digitalisierung, den wir mit unseren Kunden ohnehin schon eingeschlagen haben, zu einer Beschleunigung und einer stärkeren Dringlichkeit geführt hat. Selbst bei den Kritikern entsteht die Erfahrung, dass etwas viel besser funktioniert, als man vorher gedacht hätte. Die Notwendigkeit, jetzt weiterzugehen, ist in den vergangenen Monaten nochmals allen bewusst geworden.

Welche Themen beschäftigen Ihre Kunden in der jetzigen Zeit? Was raten Sie?

Unsere Projekte und Anfragen stehen ganz unter dem Motto „New Normal“. Wir überlegen gemeinsam mit unseren Kunden, wie wir beispielsweise auf Flächen, die wir bereits geplant haben, bauliche Maßnahmen etablieren können, um einen besseres Miteinander darzustellen. Auch wenn jetzt mehr Menschen im Homeoffice arbeiten und dadurch scheinbar weniger Büros benötigt werden, sagen wir ganz klar, das ist ein Trugschluss. Wir benötigen zwar weniger große Büros. Doch entscheidend ist, dass wir anders große Büros benötigen, da wir gerade die Abstände zwischen den Mitarbeitern neu verhandeln.

Sie sprechen schon lange davon, dass die digitale Transformation alles auf den Kopf gestellt habe, was man früher über Büroarchitektur dachte. Welche neuen Herausforderungen kommen dazu?

Wir beschäftigen uns nun schon seit zwölf Jahren mit der digitalen Transformation – das Google Office in Düsseldorf haben wir beispielsweise zu dieser Zeit geplant – daher gibt es für uns nicht wirklich eine neue Herausforderung. Wir können die heutige Zeit mit einer großen Ruhe betrachten. Einzig ein Learning, eine Konsequenz, hat sich im Laufe der Zeit ergeben: Präsenz als Arbeitsnachweis allein reicht heute nicht mehr aus – das spiegelt nicht die Idee von Arbeit wider. Das Büro ist heute der Ort, wo die Action ist, die Inspiration, die Kommunikation, die Idee, der Austausch. Exakt solche Büros planen wir. Wir erkennen uns selbst darin wieder, wir wollen etwas bewirken, etwas schaffen. Insbesondere bei unseren digitalen Kunden, die mit ihren Innovationen Neues bewirken, erkennen wir eine große Kreativität. Folglich passen die Räume, die wir gerne gestalten, so gut zu unseren Kunden.

Das hört sich nach viel Vorarbeit an, bevor mit der eigentlichen Planung begonnen werden kann.

Richtig, zunächst müssen wir uns sehr gut verständigen, wir nennen das „Beziehungen bauen“. Wir brennen ja für Architektur der Freiheit, also Räume, die Verschiedenes ermöglichen. Wir sind auch große Fans davon, im Planungsprozess nicht Meinungen zu verhandeln, sondern Bedarfe – das ist mein Credo. Ich spreche nicht gern über Meinungen. Schließlich meint man heute das, morgen jenes, spricht man dann noch mit einer anderen Person, dann meint man wieder etwas anderes. Wir wollen genau verstehen, wo der echte Bedarf der Menschen ist, was sie in ihren Räumen benötigen und wie sie sich fühlen möchten.

Was wird es für Veränderungen geben, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können?

Ich denke da an Veränderungen, die noch nicht so stark im Diskurs stehen. Ich bin der Überzeugung, dass das Thema Quartiersentwicklung und somit die Konstellation Wohnen, Arbeiten und Freizeit noch einmal ganz neu verhandelt wird. Wir haben schon Kontakt zu ersten Unternehmen, die ihr Headquarter nicht allein als Gebäude betrachten. Sie fragen sich, welches Netz wir spannen müssen, damit es dem Management, den Mitarbeitern, Zulieferern und Kunden gut geht und sie einen guten Austausch unter­einander haben. Unser Büro ist dahingehend mit Architekten und Innenarchitekten sehr gut aufgestellt, da wir uns immer auch mit städtischen Strukturen und Stadtplanung auseinandersetzen. Zudem nutzen wir auch Knowhow-Transfers mit Soziologen und Psychologen, ein übergreifendes Netzwerk, das wir noch sehr viel weiter ausbauen werden.

Lassen Sie uns einen Blick auf die Ausstellung „Frau Architekt. Frauen im Architekturberuf“ werfen. Ihr Projekt „Neugestaltung des Altarraums in der Lutherkirche in Düsseldorf“ wird dort präsentiert. Sie sagen, es sei Ihr persönlichstes Projekt. Bitte beschreiben Sie Ihre Erfahrung!

Bei unseren Projekten, die das Gemeindeleben betreffen, spüre ich oft bei mir eine sehr persönliche Affinität und manchmal gibt es den Moment einer besonderen Inspiration. Diese Erfahrung habe ich bei der Lutherkirche gemacht. Ein Kirchenraum ist für mich ein Raum mit dem höchsten Anspruch; ich liebe es, für Gemeinden, in denen viele Menschen zusammenkommen, gute Bedingungen zu schaffen. Die interessante Herausforderung ist, wie die Menschen die Verbindung zu Gott, in die Weite oder in die Freiheit spüren können. Das ist mir in der Lutherkirche sehr eindrücklich gelungen. So wird es auch von der Gemeinde wahrgenommen.

Persönlich gesprochen: Als Sie als Architektin angefangen haben, welche Zukunft haben Sie sich vorgestellt?

Zunächst muss ich sagen: Zu meiner Zeit hatte die Innenarchitektur nicht den Stellenwert, den sie heute hat. Ich hatte immer grundsätzlich Freude daran, Lebensumstände zu verbessern, und das für viele Menschen, nicht nur für wenige. In den ersten Jahren im Angestelltenverhältnis habe ich mir auch gar nicht so viele Gedanken gemacht, wo ich hin will. Ich habe immer gesagt, danke, dass ich überhaupt eine Arbeit habe. Mehr und mehr habe ich dann erlebt, dass Aufgaben und Positionen an mich herangetragen wurden mit dem Vertrauen, dass ich im größeren Maßstab gestalten kann.

Was raten Sie jungen Architektinnen, in denen Sie Potenzial sehen?

Ich rate ihnen zum einen, den eigenen Kern der Begabung zu erkennen. Zum anderen – und das weicht von meinen Anfängen ab – Ziele für das eigene persönliche Fortkommen zu bestimmen und darüber zu sprechen, auch mit Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen. Wir handeln hier im Büro danach, doch die treibende Kraft sind die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen selbst. Es liegt immer in der eigenen Verantwortung, seine eigenen Ziele festzulegen und sich auch einzugestehen, wie viel man bereit ist, dafür zu geben.

Ist es heute schwerer für Frauen, Fuß zu fassen?

Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Frauen in der Innenarchitektur und Architektur sind heutzutage hervorragend, weil auch das Thema Frau und Gleichberechtigung thematisiert werden darf. Ferner ist der Diskurs heute dank der Globalisierung und Digitalisierung so groß, dass sich jeder positionieren kann. Auch meine Generation muss gleichwohl noch immer rütteln, doch wir können das. Und es gibt genügend starke Frauen, an die sich die jungen Frauen heute orientieren und im Schulterschluss viel erreichen können. Es gibt Frauenverbände, Mentoring Programme, also, ich finde es heutzutage nicht schwer, Fuß zu fassen. Wer will, der hat alle Möglichkeiten. Das Wollen, das nachhaltige Wollen, ist das Schwierige, da es auch viel mit Opfern verbunden ist.

Lassen Sie uns zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Themen bewegen Sie?

Zu meinen persönlichen Träumen gehört, die Thematik Alt und Jung tatsächlich noch zusammenzubringen. Generell sollten die Gebäude barrierearm oder sogar barrierefrei ausgestattet sein. Es sollte nicht immer als Sonderfall betrachtet werden, sondern einfach sehr lässig funktionieren. Wenn sich Bauherren auf die Barrierefreiheit festlegen – das gehört für uns auch zum Thema Zuhören und Bedarfe verstehen – können von Beginn an die entsprechenden Raumszenarien, Abmessungen und Produkte berücksichtigt werden, ohne dass bei späteren Umplanungen erhebliche Kosten entstehen. Für die öffentliche Hand ist das im Übrigen schon lange Standard. Doch viele glauben, Barrierefreiheit verursache enorme Mehrkosten. Das ist im Kopf verankert. Genauso beim Thema Nachhaltigkeit. Es muss in Zukunft teurer sein, nicht nachhaltig zu bauen. Wir überlegen momentan, eine Klausel in unsere Verträge zu bringen, die festlegt, dass eine Unterschrift notwendig ist, wenn Bauherren nicht nachhaltig bauen wollen.

Eine letzte Frage. Sie haben Ihr Büro in Köln. Was wollen Sie dort noch verändern?

Mir liegt besonders die Stadtentwicklung am Herzen. Es ist ein viel stärkerer Mix aus Arbeiten, Wohnen, Gastronomie und Freizeitangeboten auf gemeinsam genutzten Flächen notwendig. Momentan verläuft das noch sehr schleppend. Diese sogenannten Mixed-Use-Gebäude müssen unbedingt kommen. Für die Vermarktung sind diese Gebäude ganz erfolgreiche Immobilien. Auch in einem nächsten Benutzungszyklus, nach einer Veräußerung oder bei einem Mieterwechsel muss es in Zukunft möglich sein, den Bedarf neu bestimmen zu können. Das ist das, was wir unter Architektur der Freiheit verstehen. Eine gute, robuste und belastbare Struktur herzustellen, die eine sehr freie Nutzung mit kleinen Eingriffen ermöglicht. Des Weiteren würde ich gerne in der Innenstadt das Stadtbild verändern. Ich würde als erstes die Werbeverordnung ändern und das Thema Parkraum beschleunigen unter der Berücksichtigung, welchen Einfluss die neuen Mobilitätskonzepte auf das Gesicht unserer Städte nehmen. Der öffentliche Raum ist das höchste Gut, das wir haben. Leider wird das hierzulande noch sehr technokratisch betrachtet. Schönheit ist ein Menschenrecht und das würde ich gerne in Köln, in der Innenstadt und in den Bezirken weiter nach vorne bringen. Es sollte sich mit höherer Autorität um die Qualität der Stadt gekümmert werden. Eine zukunftsfähige Stadt muss schön sein – schön und schlau.

Frau Lepel, herzlichen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Elena Berkenkemper.


Monika Lepel

Monika Lepel führt mit ihrem Mann Reinhard Lepel seit 1994 das Büro Lepel & Lepel Architektur Innenarchitektur in Köln. An der Peter Behrens School of Arts, Düsseldorf unterrichtete sie Grundlagen der Gestaltung. Zuvor war sie nach ihrer Ausbildung in Düsseldorf und Salzburg als leitende Innenarchitektin bei KSP Köln tätig.

Bei Lepel & Lepel arbeiten Architekten und Innenarchitekten gleichberechtigt und gleich stark – sowohl an jeweils spezifischen Projekten als auch gemeinsam – an Bauvorhaben. Kreative Raumkonzepte, die den digitalen Wandel in Unternehmen unterstützen, stehen dabei im Mittelpunkt. Das Büro der Zukunft ist Lepels zentrales Thema, das sie regelmäßig in Vorträgen, Seminaren, Workshops vermittelt.

(Erschienen in CUBE Köln Bonn 04|20)

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