Vielfalt als Konzept
Das Pestalozzi-Quartier in St. Pauli hat Charakter
Zwischen Großer und Kleiner Freiheit in St. Pauli liegt nördlich der Simon-von-Utrecht-Straße das Pestalozzi-Quartier, dessen Name Bezug nimmt auf die heute denkmalgeschützte Pestalozzi-Schule von Gustav Oelsner, die 1928 das bestehende Schulareal in diesem für das alte Altona typischen Arbeiterwohnstadtteil ergänzte. Auf der Grundlage des 2007 von Renner Hainke Wirth Architekten gewonnenen städtebaulichen Wettbewerbs wurde als erster Baustein das Entertainmenthaus mit seiner prägnanten farbigen Fassade 2014 fertig gestellt. Es liegt an der Schwelle zwischen Vergnügungs- und Wohnviertel und dient als Lärmschutzriegel für die rund 100 Wohneinheiten, die jetzt als frei finanzierte und geförderte Miet-, Eigentums- und Baugemeinschaftswohnungen in neun Stadthäusern, drei Geschosswohnungsbauten und im Umbau der bestehenden Schulbauten realisiert wurden.
Der Entwurf von Renner Hainke Wirth Architekten reagiert mit feinem Gespür sowohl auf die heterogene städtebauliche Situation als auch auf die soziale und urbane Vielfalt des Ortes. Mit einer kleinteiligen Mischung aus unterschiedlichen Bauten, Wegen, Plätzen und Grünflächen schufen sie ein Quartier mit eigener Identität und fast dörflichen Qualitäten, ohne die Einbindung in den Stadtteil zu ignorieren. In Ost-Westrichtung ist das Quartier durchlässig, Lücken mit Treppen, Mauern und kleinen Plätzen öffnen es fußläufig. Alle Wohnbauten binden sich durch unterschiedlich farbige und gemischte Fassadenmaterialien sowie abgestimmte Höhenstaffelungen sehr gut in das vielgestaltige Umfeld ein und formen dabei eine neue Einheit. Es entstanden städtische Räume, die von außen nach innen an Intimität zunehmen und eine Vielzahl an Nutzungen erlauben. Der offene Zugang in direkter Nachbarschaft zu den Musikclubs Indra und Grünspan kann mittels eines transparenten Tores nachts geschlossen werden. Parallel zur Paul-Roosen-Straße liegen in zwei Gruppen die familiengerechten Stadthäuser mit einer optionalen gewerblichen Nutzung im Erdgeschoss zur Großen Freiheit, die sich zum öffentlichen Raum mit einem erhöhten Sockelgeschoss absetzen. Auf dem Dach der Gemeinschaftsgarage liegen die privaten Gärten. Die Wohnhäuser orientieren sich in ihrer Höhenentwicklung an der angrenzenden Hinterhausbebauung.
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