Minimalistisch und komplex
Der individuelle Schiebetürschrank von Hendrike Farenholtz
Die Maßanfertigung hochwertiger Einzelstücke ist ein Arbeitsschwerpunkt der Hamburger Möbeltischlerin und Künstlerin Hendrike Farenholtz. Weder das Material noch die Form ist der Ausgangspunkt ihrer Arbeit, sondern die Funktion. Das ganz persönliche funktionale Bedürfnis eines Menschen an sein Möbelstück geht dem handwerklichen Prozess voraus. In intensiven Gesprächen findet sie heraus, was das Möbel „können“ soll, wofür der Besitzer es braucht. Beim Messen am zukünftigen Standort des Möbels werden die Dimension ermittelt, die Ansprüche an die Funktionalität konkretisiert, die passende Holzart ausgewählt. In enger Abstimmung mit dem späteren Nutzer werden die Grundlagen für konkretere Planungen und Zeichnungen gelegt. Wenn dann das Objekt langsam zu einem dreidimensionalen Körper und „Gegenüber“ wird, ist das ein besonders schöner Moment.
Hier ist das der Schiebetürschrank in Eiche für einen privaten Arbeitsplatz, an dem zum einen ordentlich Stauraum vorhanden sein sollte, auch für Ordner (sie stehen oben hinter den mit Holz geschlossenen Schiebetüren) und unterschiedliche Papierformate, andererseits wurden aber auch für viele kleine Gegenstände klar definierte Plätze gebraucht (diese bieten die Inneneinteilungen in den langen, durch die ganze Breite des Möbels durchschiebbaren Schüben). Als drittes wünschte sich der Auftraggeber einen Bereich, in dem er die Lieblingsstücke seiner Sammlung präsentieren kann (das geschieht hinter den Schiebetüren mit Glasfüllung). Statt der ausziehbaren Arbeitsfläche mit einer eingelegten Schieferplatte gibt es auch die Option, einen großen Schubkasten einzusetzen.
Arbeitsplätze sind nach Ansicht von Hendrike Farenholtz sehr wichtige und individuelle Möbel, da wir dort sehr viel Zeit verbringen, je nach Person und Beruf unendlich verschieden im Bedarf. Sie bewundert die Schönheit solcher Arbeitsmöbel in Bibliotheken, Archiven und Werkstätten und gestaltet ihre Möbel wie ein gut funktionierendes Gerät oder Werkzeug.
Der erste Schritt der Umsetzung ist der Einkauf des für den jeweiligen Auftrag genau passenden Stammes beim Holzhändler, den sie nach Volumen, Wuchs und Farbe aussucht. Nach Lieferung des Holzes in die Werkstatt erfolgt das Aufschneiden und Aufstapeln zum Nachtrocknen. Erst dann beginnt die handwerkliche Arbeit. Die Möbelstücke von Hendrike Farenholz stehen mittlerweile in bedeutenden Sammlungen und wurden mehrfach ausgezeichnet. In der Begründung zur Verleihung des Karl-Schneider-Preises heißt es: „Sie verbindet in ihren maßgeschneiderten Entwürfen ungewöhnlich profunde Kenntnisse der handwerklichen Traditionen und kulturelles Wissen mit einem ausgeprägten Sinn für zeitlose Schönheit. Aus dieser Symbiose entstehen ebenso minimalistische wie komplexe Möbelskulpturen mit einem oftmals überraschenden Innenleben. Im Mittelpunkt ihrer Entwürfe steht der Mensch, seine emotionalen und funktionalen Bedürfnisse“.
www.hendrike-farenholtz.de
Fotos:
Hendrike Farenholtz
www.hendrike-farenholtz.de Sebastian Isacu