Ende gut – alles gut
Das Katharinenquartier bereichert die Innenstadt auf vielfältige Weise
Schon in früheren CUBE-Ausgaben haben wir über neue Wohnquartiere berichtet, die im Rahmen der Nachverdichtung in verschiedenen Stadtteilen Hamburgs entstanden sind. Das Katharinenquartier, das wir hier vorstellen, liegt in der Innenstadt zwischen Willy-Brandt-Straße im Norden und der Kirche St. Katharinen im Süden. Es hat eine überaus interessante Entstehungsgeschichte, die sowohl Probleme als auch Chancen historischer und aktueller Hamburger Stadtentwicklung widerspiegelt.
Die früheren, dicht bebauten Wohnviertel hatte der Krieg weitgehend zerstört, die Wiederaufbauzeit zeigte gerade hier einen rigorosen Stadtumbau hin zur gegliederten und aufgelockerten Stadt, die in den 1950er-Jahren so modern und vielversprechend war. Mit der Fokussierung auf großmaßstäbliche Gebäude zum Arbeiten verschwand hier das Wohnen, die Innenstadt kämpft bis heute gegen die Verödung. Und die damalige Ost-West-Straße mit ihrem Verkehr macht diesen Ort bis heute unwirtlich und erschwert das gewünschte Zusammenwachsen von Innenstadt und HafenCity.
Als dann die Katharinenschule, die seit 1957 an diesem Platz stand, in die HafenCity umzog und dort ein neues Gebäude errichtete, stand das städtische Grundstück nach dem Abriss für eine Neuentwicklung bereit. Schnell war klar, dass dies eine Chance war, zum einen das Wohnen in der Innenstadt weiter zu stärken und zum anderen die Lage als attraktives Scharnier zwischen bestehendem und neuem Stadtzentrum zu entwickeln.
Am Wettbewerb für ein Bebauungskonzept mit Wohn- und Büronutzung, das insbesondere die denkmalgeschützte St. Katharinenkirche sowie die verkehrslärmbelastete Innenstadtlage berücksichtigen sollte, nahmen 2007 16 Büros teil. Die Jury wählte 2008 das Konzept des Züricher Architekturbüros Darlington/Meier aus, das drei angewinkelte Gebäude blockartig anordnete und zwei kleine Plätze vor der Kirche ausbildete. Im Rahmen der Weiterbearbeitung sollten die Fassaden weiterentwickelt und vor allem überprüft werden, ob die Blickbeziehung zum Kirchturm von der Willy-Brandt-Straße ausreichend ist.
Als dann im Jahr 2009 im Rahmen der öffentlichen Plandiskussion die überarbeiteten Pläne vorgestellt wurden, gab es erhebliche Kritik von Kirchengemeinde, Öffentlichkeit und Fachleuten an der Bauhöhe und am Verfahren insgesamt. Monatelange intensive Gespräche und Arbeitstreffen zwischen Oberbaudirektor, dem Fachamt Stadt- und Landschaftsplanung, dem Kirchenvorstand, der Interessengemeinschaft, dem Stadtplanungsausschuss und dem Vorhabenträger sowie dem beauftragten Büro KPW Papay Warncke und Partner Architekten führten dann zu einem für alle Seiten tragbaren Bebauungskonzept.
Das nun fertiggestellte Katharinenquartier hat diesen langen und schwierigen Weg bestens überstanden, es ist von herausragender städtebaulicher und architektonischer Qualität und stellt eine echte Bereicherung für die Innenstadt dar. Es erhielt beim BDA Hamburg Architektur Preis 2014 den zweiten Platz und errang mit großer Mehrheit den Publikumspreis.
Das Ensemble besteht aus einem Büro- und Geschäftshaus und zwei Wohngebäuden im Inneren des Quartiers. Das Bürohaus entlang der Willy-Brandt-Straße dient dabei als Lärmriegel für die Wohnhäuser. Straßenbegleitend gibt es Ladenflächen und am Platz zur Kirche mit dem alten Baumbestand liegt ein Café. Beides belebt den Außenraum. 131 Mietwohnungen mit einem bis fünf Zimmern und Wohnflächen von 35 bis 181 m² sind entstanden. Gliedernde Loggien, Dachterrassen und wechselnde Fenstergrößen strukturieren den Komplex. Alle Gebäude gruppieren sich um einen geradezu idyllischen, stillen und grünen Innenhof, der tagsüber öffentlich zugänglich ist. Unterirdisch sind alle Gebäude durch eine gemeinsame Tiefgarage mit 150 Stellplätzen verbunden.
Die drei Häuser fügen sich in der Gebäudeform, ihrer Höhe und in der Fassadengestaltung zu einem harmonischen Gesamtbild. Die Fassaden werden vornehmlich von einem kleinteiligen und differenzierten Umgang mit dem Material Backstein geprägt und nehmen Farbigkeit und Akzentuierungen des Kirchengebäudes auf. Die farblich variierten Klinkerfassaden greifen zudem die Parzellenstruktur der historischen Altstadtbebauung auf. Die kontrastierenden Fenstereinfassungen wechseln zwischen einem hellen Wasserstrich-Klinker und Betonfertigteilen. Die umlaufende Sockelzone mit den ein- bis zweigeschossigen Einfassungen ist in Fertigteilen ausgeführt. Aufgrund der Schallproblematik des innerstädtischen Standortes erhalten die Wohn- und Schlafräume lärmreduzierende Fensterkonstruktionen als Kastenfenster im Seitenfeld. Die Dachlandschaft des Ensembles reagiert mit ihrer gestaffelten Höhenentwicklung auf das städtebauliche Umfeld, insbesondere der Kirche, und bietet mit ihren Einschnitten an der Traufe und in der Dachfläche spannungsreiche Ausblicke Richtung Stadt und Hafen.
www.kpw-architekten.de
Architekten:
KPW Papay Warncke und Partner Architekten
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Fotos:
Oliver Heissner
www.oliverheissner.net