Ein vielschichtiges Gebäude
Neubau auf Bunkerfläche schafft Wohnraum und städtebaulichen Mehrwert
In Hamburg gibt es immer noch rund 700 Bunker: Unter- und überirdische Luftschutzanlagen aus dem 2. Weltkrieg. Ein solcher freistehender Hochbunker stand auf der Blockrandlücke an der Ecke Henriettenstraße/Schulweg. Nach dem Rückbau des Hochbunkers und Teilen des unterirdischen Röhrenbunkers wurde hier in begehrter Lage Eimsbüttels ein Mehrfamilienhaus mit 30 Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten errichtet.
Der Neubau von Planwerkeins Architekten schließt wieder den Blockrand, nimmt die Gebäudefluchten und -höhen der südlichen und westlichen Bestandsbauten auf und vermittelt durch seine differenzierte Staffelung zum nächstgelegenen nördlichen Nachbargebäude am Schulweg. Die Kreuzungsecke wird durch den sechsgeschossigen Baukörper städtebaulich markant betont, der sich dann aber sowohl in der Höhenentwicklung als auch in der Bauflucht zu den benachbarten Gebäuden zurück staffelt. In der Höhe seiner wahrnehmbaren Vollgeschosse bleibt der Neubau unterhalb der Höhenmarke des früheren Hochbunkers und vervollständigt so den Blockrand sinnfällig. Ein auskragendes „Mantelbauteil“ leitet vom Schulweg in die Henriettenstraße und führt das Thema der vertikalen Staffelung per Diagonalfluchten auch in der horizontalen Ebene fort. Es entsteht ein vielschichtiger Bau, der sich trotz seiner Größe und eigenständiger Architektursprache in das Umfeld einfügt.
Das erste Wohngeschoss ist als Hochparterre ausgebildet, was vor allem zum Schulweg für den gebotenen Abstand zum Straßenniveau sorgt. Mit Ausnahme kleiner Atelierwohnungen an der Ecke orientieren sich alle Wohnräume nach Süden zum ruhigen begrünten Innenhof. Die 30 Wohnungen sind zwischen 40 und 140 m² groß und verfügen über Balkon, Loggia, Garten- oder Dachterrasse. Die beiden Treppenhäuser mit Fahrstühlen werden von der Henriettenstraße erschlossen. Über eine neue Zufahrt vom Schulweg werden die 21 Stellplätze in einem automatischen PKW-Parkregalsystem im Untergeschoss erreicht. Ein Teil der technischen Anlagen und die eingehausten Dachaustritte der Wohneinheiten im fünften Obergeschoss wurden in einem zurückgesetzten Dachaufbau untergebracht, damit ist er vom Straßenniveau aus nicht wahrnehmbar.
Die beinah monolithische Einheit der entlang der Straßen mit einem roten Klinkerriemchen verkleideten Fassaden, staffelt sich vertikal wie horizontal und wird spielerisch unterbrochen durch einzelne Fensterbereiche, die durch eingerückte anthrazitfarbene Putzflächen optisch zusammengehalten werden.
Hofseitig wurden die Fassaden weiß verputzt. Durch den Einsatz sogenannter Bossen im Putz werden optisch die Balkonplatten horizontal in der Wandfläche fortgeführt, um die Balkone in die Fassade zu integrieren. Sie haben hier anthrazitfarbene Stahlstabgeländer, straßenseitig zeigen die Balkone Glasgeländer. So erhält das Gebäude in Materialität und Farbgebung zwei Gesichter – frei nach dem Motto: Harte Schale, weicher Kern. Zur ruhigen Henriettenstraße wird der begrünte Zugangsbereich vor dem Gebäude als Kinderspielfläche genutzt. Im Bereich der Gewerbeflächen am lebhaften Schulweg wird das Gehwegpflaster an das Gebäude herangeführt und damit ein großzügigerer Bereich für den fußläufigen Verkehr geboten.
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