Begegnung und Rückzug
Die Othmarscher Höfe stehen in der Tradition Altonaer Wohnquartiere der 1920er-Jahre
Im Wohnquartier Othmarscher Höfe grenzen die Stadtteile Othmarschen, Bahrenfeld und Ottensen aneinander. Auf dem geschichtsträchtigen Areal standen über ein Jahrhundert lang Produktionsstätten: Eine Margarinefabrik, eine Steinschleiferei und eine Wollkämmerei. Nach Stilllegung und Abriss der letzten Fabrikgebäude war der Bau des UCI-Entertainment-Centers und des Parkhauses gegenüber der Autobahnmeisterei der Auftakt für den Othmarschen Park. Nach dem vergeblichen Versuch, einen Gewerbepark anzusiedeln, entstehen seit 2012 auf dem 5,6 ha großen Gelände elf Gebäude mit 82.000 m² Fläche für rund 925 Wohnungen, einer Tiefgarage mit 800 Stellplätzen, Kita sowie 12.500 m² gewerbliche Flächen für ein Nahversorgungszentrum. Das Wohnungsangebot umfasst zu je einem Drittel frei finanzierte Mietwohnungen, geförderte und/oder genossenschaftliche Mietwohnungen und Eigentumswohnungen.
Diese komplexe Quartiersentwicklung durch sechs Investoren geschieht auf der Grundlage des städtebaulichen Entwurfs von LRW Architekten und Stadtplaner, die 2010 den Wettbewerb gewannen. Er schafft ein differenziertes Wohnquartier, das durch die Gliederung der Gebäudekubatur einerseits überzeugende städtebauliche Akzente setzt, andererseits in den Innenhöfen Rückzugszonen schafft. Damit gelingt es ihm, eine Verbindung der Qualitäten bekannter Altonaer Quartiere der 1920er-Jahre mit heutigen und zukünftigen Wohnansprüchen zu schaffen. Durch die leichte Drehung der nordsüdlichen Wegeachse, der „grünen Mitte“, entsteht ein Übergang zum nördlich gelegenen Grünzug und der bestehenden Wohnbebauung. CUBE stellt in einer kleinen Serie, in dieser und den folgenden Ausgaben, die einzelnen Projekte vor.
Den Auftakt machen sieben Häuser mit 113 Miet- und Eigentumswohnungen, entworfen vom Büro LRW für Behrendt Wohnungsbau und die Genossenschaft Altoba. Diese Gebäude knüpfen typologisch an die benachbarten Backstein-Wohnanlagen und umgenutzten Gewerbehöfe an, formulieren aber zugleich eine zeitgemäße Identität im neuen autofreien Quartier. Bekannte Motive wie Hofdurchgänge, fassadenprägende lange Balkone, ruhige Innenhöfe und Materialisierungen in Architektur und Fassadengestaltungen werden aufgegriffen. Erhöhte Kopfbauten und Staffelgeschosse akzentuieren die Zeilen. Die Wohnwege dienen der Erschließung und bieten ein lebendiges städtisches Erscheinungsbild mit Bäumen, Bänken und Hauseingängen.
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