Auf das Wesentliche reduziert
Dieses Einfamilienhaus inszeniert Licht und Landschaft
Wacker Zeiger Architekten sind für ihre der Moderne verpflichteten, sorgsam detaillierten und ausgewogen proportionierten Einfamilienhäusern bekannt. Im Umland Hamburgs stellte sich das Team der Aufgabe, ein Wohnhaus in einem weitläufigen, mit wunderschönen alten Tannen bestandenen, parkähnlichen Garten zu planen. An der Rückseite des Geländes schließt sich das Firmengelände des Bauherrn an. Darüber hinaus ist das städtebauliche Umfeld kleinteilig und locker mit Ein- und Mehrfamilienhäusern bebaut, die meisten mit Satteldach.
Der Bauplatz bildet einen eigenen, fast inselartigen Ort. Gleich bei der ersten Begehung des Areals war den Architekten klar: Hier wird drinnen und draußen in einem anderen Bezug stehen als bei den üblichen Einfamilienhausgrundstücken. Die Wünsche der beiden zukünftigen Bewohner an das Raumprogramm waren überschaubar, 135 m² Fläche zum Wohnen und rund 50 m² für Garage und Stauflächen wurden in zwei Gebäuden untergebracht.
Diese räumlichen Ansprüche und die besondere Lage in der Natur waren das Leitbild für den Entwurf der Architekten, der Gestaltungselemente der amerikanischen Case Study Häuser der 1940er- und 1950er-Jahre adaptiert. Im hiesigen norddeutschen, örtlichen Kontext präsentiert sich diese „Fallstudie“ mit einer geschlossenen Fassade zur Firma und einer weiten Öffnung zum Garten. Der Entwurf holt den Garten gleichsam ins Haus hinein, innen und außen verschmelzen. Die großflächigen Glasschiebetüren mit sehr schmalen Profilen – deckenhoch und raumbreit – unterstützen die gewünschte Öffnung der Wohnung zum Licht und zur Landschaft. Diese Panoramafenster wirken wie ein großer Bildschirm oder ein Rahmen. Entgegengesetzt zum Wohnhaus wendet das Nebengebäude dem Garten seine geschlossene Seite zu und öffnet sich nach Norden. Insgesamt entsteht ein spannungsvolles Zusammenspiel von opaken und transparenten Flächen. Dem üblichen Erscheinungsbild der Wohnhäuser vor Ort entspricht das Ensemble bewusst nicht. Interessierte Passanten fragten anfänglich: „Wird das eine Gedenkstätte?“. Nicht jeder Anwohner zeigt Verständnis für die mit Cortenstahl beplankte Wohnbebauung. Die Bauherrenschaft kommt mit den polarisierenden Rückmeldungen aber gut klar.
Das Haus ist auf einer Betonplatte abgesetzt. Es ist in einer hybriden Bauweise erstellt worden. Die Stahlrahmenkonstruktion als tragende Konstruktion wurde mit Holzrahmenbau-Elementen ausgefacht. Im Inneren des langgestreckten Baukörpers eröffnet sich eine lichtdurchflutete, fließende Raumfolge. Vom stützenfreien Zentralraum, der die offene Küche, den Essplatz und den Wohnbereich umfasst, zweigen Obergaden ähnlich belichtete Gänge in den Gäste- und Privattrakt ab. Die zurückhaltende Materialisierung der Oberflächen wie der fugenlose, durchlaufende Boden auf Zementbasis oder die schwarzen MDF-Platten der Küchenmöbel sowie die dezente Ausstattung mit künstlichem Licht und die sparsame Möblierung entsprechen dem klaren und auf das Wesentliche reduzierte Impetus der Architektur.
www.wackerzeiger.de
Wohnfläche: 135 m²
Grundstücksgröße: 2.812 m²
Bauzeit: 2015–2016
Bauweise: Stahl/Holz-Hybridkonstruktion
Energiekonzept: EnEV 2014
Architekten:
Wacker Zeiger Architekten
www.wackerzeiger.de
Bodenbelag innen:
Pandomo
www.pandomo.de
Schiebefenster (Hersteller):
Panoramah!
www.panoramah.com
Hybridkonstruktion:
Soeteber Metallbau
www.soetebeer-metallbau.de
Fotos:
Nele Martensen
www.nele-martensen.de