Wie baut man energieeffizent?
Mehrfamilienhäuser für bundesweit einmaliges Modellprojekt
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Den Städten kommt beim Klimawandel daher auch eine entscheidende Rolle zu. Durch Verkehrswesen oder Energiewirtschaft aber auch mittels Stadtentwicklung und Bauwesen können sie auf den Klimawandel Einfluss nehmen. Allerdings sind längst noch nicht alle Fragen zur Energieeffizienz geklärt: Ein bundesweit einmaliger Modellversuch der GWW Wiesbadener Wohnbaugesellschaft mbH soll daher erforschen, ob ein Passivhaus oder ein Wohnhaus, das den aktuellen Standard der Energiesparverordnung erfüllt, langfristig betrachtet wirtschaftlicher ist.
Unter jeweils gleichen Bedingungen werden zwei verschiedene Mehrfamilienhäuser in Passivhausbauweise mit zwei identischen Mehrfamilienhäusern verglichen, die nach EnEV-Standard 2009 errichtet wurden. Die jeweiligen Mehrfamilienhäuser sind hinsichtlich Lage, Ausstattung, Anzahl der Wohnungen, Gebäudeabmessung und Anordnung der Wohnungen genau gleich geplant. „Die Anordnung der Häuser erfolgt diagonal zueinander, um eventuelle Lageunterschiede bei der Besonnung oder sonstiger äußerer Einflüsse auszugleichen und somit wirklich vergleichbare Bedingungen zu schaffen“, erläutert Burkhard Bienstein vom beauftragten Architekturbüro Bitsch+Bienstein.
Bei ihrer Planung mussten sich die Architekten an den Rahmenplan und die Vorgaben zur Ausnutzung halten. In acht Mehrfamilienhäusern entstanden so insgesamt 74 Wohneinheiten als Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen. Im Erdgeschoss findet sich außerdem eine kleine Gewerbeeinheit, sowie zwei getrennte Tiefgaragen im Untergeschoss. „Um den Spagat zwischen eindeutigen wirtschaftlichen Budgetvorgaben und qualitätvoller Architektur zu realisieren, basiert die Planung auf kostengünstigen, aber wirkungsvollen Gestaltungsprinzipien. Die Grundstruktur der weißen Baukörper ist einfach, kubisch und klar und erhält in Kombination mit bestimmten Gestaltungselementen hohen Wiedererkennungswert“, erläutert Peter Bitsch das Konzept. Solche Gestaltungsmerkmale sind beispielsweise die für das Passivhaus typischen, kleineren Fensterformate, die durch einen unregelmäßigen Wechsel dieser Fenster in Kombination mit Farbflächen und großzügigen Treppenhäusern die Fassaden aufwerten.
„Besonderes Highlight auf den Hof- und Südwestseiten sind die großzügigen Balkone, die durch einen baulichen Rahmen eingefasst und teilweise überdeckt werden“, so Bitsch. Um bezahlbare Wohnungen anbieten zu können, entwarfen die Architekten kompakte Wohnungstypen. So gibt es Eingangsdielen anstelle enger Flure, und um die Sonne zu nutzen, orientieren sich Wohnräume und Kinderzimmer nach Süden, beziehungsweise Südwesten.
www.bitsch-bienstein.de