Synthese der Gegensätze
Eine Stadtvillen-Wohnung in Mörsenbroich besticht durch ihre spannungsvollen handwerklichen Details
Manchmal sind es zwei Seelen in einer Brust, die beide zu ihrem Recht wollen: eine Sehnsucht nach Strenge, Klarheit und Aufgeräumtheit und andererseits die Lust an Licht und Materialien, die Freude am Spielerischen und Opulenten. Beide Seiten zu einem ganzheitlichen Konzept zu verbinden – das war die Herausforderung, die das Düsseldorfer Innnenarchitekturbüro raumkontor beim Innenausabau einer Stadtvilla zu meistern hatte. Vor Ideenfindung, Möblierung und gewünschten Lichtatmosphären stand der Raum: Die funktionalen Bedürfnisse sollten geschickt in der Grundrissfläche abgebildet werden. Wände sollten nicht nur Trennungen darstellen, sondern auch als Stauraum dienen und dekorative Nischen entwickeln. Über die Funktionalität hinaus ging es um ein ausgewogenes Verhältnis der Raumgrößen und -höhen und Blick- und Lichtbezüge: Sichtachsen sollten von Schlafraum zur Ankleide bis in den Garten und vom Kamin über den Essbereich bis in die Küche hinein reichen. Die räumliche Großzügigkeit wird durch die Durchgängigkeit des kerngeräucherten Eichenparketts unterstützt, das Wärme ausstrahlt und im Zusammenspiel mit den hellen Wänden einen optischen Grundrahmen erschafft. Dem weißen, glatten Kalkputz der Wände wurde dabei feines Marmormehl beigemischt, was das Licht weich reflektiert und die Wandflächen in ihren Nuancen lebendig erscheinen lässt. Das Rückgrat zeitgemäßer Innenarchitektur bildet ein gekonnter Umgang mit Materialien, der sich über Jahrzehnte, teils Jahrhunderte herausgebildet hat. Diese Handwerklichkeit kommt in der Kaminverkleidung mit der daneben angeordneten Holzlege zum Ausdruck: Gefertigt aus starken Kupferplatten wurde die Oberfläche in vielen Arbeitsgängen patiniert, wieder geschliffen, neu überarbeitet, leicht erhitzt und gewachst. Erst diese Intensität der Bearbeitung, die von den Innenarchitekten sehr intensiv betreut wurde, lässt die Fläche entstehen, die wie ein abstraktes Bild wirkt. Dass Handwerklichkeit nicht mit Antikisierung zu verwechseln ist, sondern der Klarheit der Formensprache dient, beweisen auch weitere Innenausbauten: So wurde die Ankleide in ihren Fronten mit einer in vielen Schattierungen golden schillernden Oberfläche versehen. Ebenso präzise gefertigt sind die Schrankeinbauten der Küche und des Schlafzimmers, die mit ihren minimalen Fugen selbst die Raumtüren integrieren. Für eine mit Serienprodukten kaum zu erzielende Stimmigkeit steht auch der Waschtisch aus Corian, der exakt auf den Raum des Badezimmers abgestimmt wurde. Wie sehr jedes Detail mit Sorgfalt bedacht ist, wie sich Reduktion mit Üppigkeit paart – das alles kreiert den passgenauen Hintergrund für die Quirligkeit des Lebens.
Fotos:
Hans Jürgen Landes
www.landesfoto.de
(Erschienen in CUBE Düsseldorf 01|18)