Interview mit Axel Meise
CUBE: Bei der io 3d Leuchte verwenden Sie neueste LED Technologie. Welche Vorteile bringt diese dem Kunden?
A. MEISE: Der größte Vorteil den die LED-Technik mit sich bringt ist die Energieeffizienz. Es gibt aber noch weitere Vorteile, wie z.B. die Wahl der Lichtfarbe. Das heißt, ich kann wählen, in welcher Lichtfarbe ich mein Gebäude oder meine Wohnung bzw. mein Haus beleuchten möchte. Außerdem entstehen bei LEDs praktisch keine weiteren Kosten, da keine Wartung nötig ist. Natürlich ist die Lebensdauer einer LED nicht endlos, aber mehr als 20.000 Stunden sind auf jeden Fall realistisch. Je nach täglicher Betriebsdauer sind das 5-20 Jahre. Darüber hinaus habe ich natürlich Möglichkeiten, neue Wege in der Gestaltung zu gehen.
Aufgrund der geringeren Wärmeentwicklung bei LEDs – diese ist bei gleichbleibendem Licht etwa fünf mal geringer als bei herkömmlichem Halogen – eröffnet die Verwendung von LED ganz neue Möglichkeiten bei Bauformen und -größen. Das geht bei uns soweit, dass auch die Handhabung einfacher geworden ist: Bei unserer neuen Serie io 3d können die Leuchten direkt am Leuchtkörper angefasst und bewegt werden.
CUBE: Sehen Sie neben der LED-Technologie weitere Neuentwicklungen im Bereich Licht, die sich im privaten Bereich durchsetzen werden?
A. MEISE: Obwohl es die LED schon so lange gibt, hat sie im privaten Bereich eigentlich gerade erst den Durchbruch geschafft. Denn erst jetzt sind LEDs tatsächlich mit der nötigen Lichtqualität ausgestattet, und die Lichtmenge ist viel höher geworden. Vor zwei Jahren haben wir mit der Più Serie unsere erste LED-Leuchte vorgestellt, und die neue Leuchtenserie io 3d wäre ohne LED gar nicht möglich gewesen. Die Zukunft geht also eindeutig in Richtung LED. Aber auch die OLED, eine organische LED, ist eine interessante Entwicklung. Sie produziert eine vollkommen flächige Form der Lichtabstrahlung. Da eine normale LED eine punktförmige Lichtquelle darstellt, haben die beiden Techniken unterschiedliche Handlungsbereiche und konkurrieren nicht miteinander. Allerdings halte ich punktförmige Lichtquellen im privaten Bereich für besser geeignet, da das Licht damit gezielter eingesetzt werden kann.
CUBE: Hat sich durch die LED auch die Materialwahl des Leuchtenkörpers geändert?
A. MEISE: Generell sind andere Materialien und auch andere Formen möglich. Allerdings muss man weiterhin die Wärmeentwicklung berücksichtigen. Diese ist zwar bei LED deutlich geringer, aber besonders auf der Rückseite der LED muss sie abgeführt werden. Wir setzen daher bei unserer neuen Serie io 3d weiterhin auf Metall: der Kopf ist aus Vollaluminium. Die Leuchtenbranche ist gerade erst dabei, herauszufinden, was mit der LED alles möglich ist.
CUBE: Verfolgen Sie beim Thema Formensprache eine bestimmte Philosophie?
A. MEISE: Wir ziehen sehr konsequent „form follows function“ durch. In der Regel finden Sie bei unseren Produkten nichts, was nicht aus der Funktion heraus da ist. Ich kann Ihnen bei jedem einzelnen Teil sagen, welchen Sinn es hat, bei uns gibt es kein dekoratives Beiwerk, auch die Dimensionen sind in keiner Form aufgebläht. Außerdem steht für uns die Zeitlosigkeit des Designs und dessen Langlebigkeit im Mittelpunkt.
CUBE: Gibt es seitens der Formensprache Inspiration aus anderen Bereichen?
A. MEISE: Inspiration ist überall, in der Natur, Architektur, Design, Mode usw. Man hat uns mal als das „USM des Lichts“ bezeichnet. Das nehme ich gerne zur Kenntnis, die Langlebigkeit und die Funktionalität betreffend. Ansonsten schauen wir uns natürlich andere Designmarken an, wie z.B. Apple oder Audi. Da gibt es schon Parallelen, aber wir verfolgen unsere eigene Linie.
CUBE: Gibt es für Sie Design-Ikonen, die bis heute Bestand haben?
A. MEISE: Natürlich - das gute alte Bauhaus. Ohne einzelne Personen zu nennen, ist die Grundidee, die Geradlinigkeit und die Intensität ein grundsätzliches Vorbild. Außerdem kann man Dieter Rams nennen, oder, aus der heutigen Zeit, Jonathan Ive. Wir folgen aber weder einem generellen Vorbild, noch einer zu engen Philosophie. Wir wollen offen bleiben für Veränderungen, insbesondere für die technischen.
CUBE: Sie bringen alle zwei Jahre eine neue Serie auf den Markt. Was treibt Sie an? Erwartet der Markt heute, dass man alle zwei Jahre ein neues Highlight bietet?
A. MEISE: Wir sind ja noch harmlos. Am Anfang hatten wir noch relativ lange Zyklen von 4-5 Jahren, was für den Markt eher ungewöhnlich ist. Die schnellen Zyklen der anderen werden Sie bei uns nicht finden. Inzwischen zeigen wir alle zwei Jahre eine Neuheit, die dann aber wirklich umfassend und zu Ende gedacht ist. Uns treibt natürlich auch der Technologiewandel an und am Ende sind wir mit der LED-Technik fast schon in der Computerindustrie angekommen. Diese Gelegenheiten, die sich aus neuen Lichtquellen ergeben, regen natürlich die Phantasie an. Wir laufen nicht einer Nachfrage hinterher, sondern wir haben eine Idee, die zu dem Zeitpunkt niemand erwartet hat, dann entsteht die Nachfrage von selbst.
CUBE: Welche Bedeutung hat für Sie das Objektgeschäft in Zusammenarbeit mit Architekten?
A. MEISE: Mit Occhio haben wir vertrieblich im Fachhandel angefangen. Darüber haben wir hauptsächlich den Endverbraucher und privaten Bauherren erreicht. Insbesondere durch unsere neuen LED-Produkte ist Occhio aber auch für den Objektbereich interessant geworden. Wir entwickeln uns dort konsequent weiter. Deswegen sind wir jetzt auch in engerem Kontakt mit Architekten und Lichtplanern und kommunizieren die Vorteile von Occhio. Denn wir sehen uns nun in einer besonderen Rolle, mit einem Produkt, das beide Bereiche umfassend abdeckt und tatsächlich von der Effizienz und Funktionalität alle Anforderungen erfüllt. Wir haben ein Produkt geschaffen, das gute Gestaltung mit neuester Lichttechnik verbindet und so sowohl im Wohnbereich als auch im Objekt perfekt und umfassend eingesetzt werden kann. Diesen Spagat, mit einem Produkt beiden Bereichen gleichzeitig gerecht zu werden, das ist neu.
CUBE: Haben Sie auf der Messe light + building im April gespürt, dass Sie es schaffen dieses Thema zu transportieren?
A. MEISE: Ja, bei uns ist es immer so, dass man sich intensiver mit dem Produkt beschäftigen muss, um es wirklich zu verstehen. Das ist die Philosophie, das Konzept hinter Occhio. Auf den ersten Blick sieht man ein Designprodukt. Erst beim zweiten Blick sieht man die Multifunktionalität. Dann ist man von dem Produkt und dessen Möglichkeiten überrascht und inspiriert.
Herr Meise, wir danken Ihnen für das Gespräch.
Axel Meise
Axel Meise ist Autodidakt in Sachen Licht und Design. Als Student entwirft und vermarktet er schon Mitte der 80er Jahre seine erste Tischleuchte. Mit den darauf folgenden Niedervoltsystemen legt er den Grundstein für das Unternehmen Axelmeiselicht. In seiner Arbeit als Lichtgestalter kommt ihm der Gedanke eines umfassenden „Lichtwerkzeugs“. Die ersten Skizzen für ein modulares Leuchtensystem – und damit die Initialzündung zu Occhio – bringt er Mitte der 90er Jahre eines Nachts zu Papier. Das hochinnovative Kopf-Körper-Prinzip ist das Resultat folgender Überlegung: „Wie platziere ich eine Lichtquelle im Raum genau da, wo sie benötigt wird – und wie schaffe ich damit die optimale Lichtwirkung für die jeweilige Situation?“ Occhio ist das Ergebnis einer 25-jährigen Beschäftigung mit Licht und zugleich nur der Anfang eines kontinuierlichen Innovationsprozesses, denn: light is evolution.
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