Haus der S-Klasse
Ein Einfamilienhaus in Duisburgs Süden schafft Raum im Text der Bebauungsvorgaben
Nur eine Tunnelfahrt mit der U-Bahn trennen Duisburgs Süden und die nördlichen Stadtteile Düsseldorfs voneinander. Die vierköpfige Bauherrenfamilie wünschte sich ein schlichtes, zeitloses Haus ohne „SchnickSchnack”. Da für die Düssseldorfer kein Baugrundstück in der eigenen Stadt zu bekommen war, landete die Familie in einem Neubaugebiet im Süden von Duisburg. Die Bebauungsvorgaben der Stadt Duisburg waren für die Architekten eine Herausforderung: „Eineinhalbgeschossig mit geneigtem Dach“ – so lautete die Gesetzesdevise. Gemeint war damit wohl der eingeschossige „Klassiker“ mit Sattel- oder Walmdach und daneben gestellter Fertigteilgarage. mrr architekten legten die Bebauung wortwörtlich aus: Ihr Entwurf schließt mit einem minimal, aber doch geneigten Dach ab; und auch ihr aufgesetztes Geschoss sollte nicht als Voll-, sondern als zurückgesetztes Staffelgeschoss ausgebildet werden. Es bedurfte hoher Überredungskunst, die Behörden dafür zu gewinnen.
Überzeugt hat letztendlich der Entwurf unter der Verwendung des Arbeitstitels „S-Klasse” – im Seitenprofil zeichnet das Haus eine ablesbare S-Kurve nach. Auch wenn es baurechtlich anderthalbgeschossig ist, wirkt es – vor allem an der dem Bebauungsplan gemäß nach Süden hin orientierten, erhöhten Eingangsfront – eher zweigeschossig. Im Inneren des ersten Obergeschosses wird dadurch eine 100%ige Raumnutzung erreicht, ohne Schrägen und dunkle Gauben. Die Putzfassade mit der vertikalen Verkleidung aus naturbelassenem Lärchenholz verleiht der Eingangsfront eine moderne, und doch nicht zu unterkühlte Anmutung – aus Proportionsgründen wird sie horizontal einmal unterbrochen. In das Gesicht der Eingangsfront wurde zudem die Garage als ein Teil des Hauses integriert.
Der Grundriss folgt der Idee, mit möglichst wenig nutzloser Verkehrsfläche auszukommen. Im Erdgeschoss öffnet sich das Haus zur Gartenseite mit dem Wohn-, dem gegenüberliegenden Esszimmer mit Küchenzone und einer dazwischen gelagerten Terrasse als freier und zugleich verbindender Raum. Breite Fensterfronten erschließen den Raum nach außen. Einen reibungsvollen Kontrapunkt setzt die vorgefertigte Treppe aus Sichtbeton, die in das erste Obergeschoss führt und auch als skulpturales Raumobjekt fungiert. Oben befinden sich ein Schlaf-, zwei Kinderzimmer und zwei Bäder, die räumlich über eine Galerie verbunden sind. Errichtet wurde das Haus in elfmonatiger Bauzeit in ökologisch nachhaltiger Bauweise aus einschaligen Porenbetonwänden, auf die Dämmung und Putz aufgetragen wurden. Die Dämmung wurde nicht nach Standards des Energieeffizienhauses kalkuliert, sondern auf die Gewohnheiten der Nutzer abgestimmt – dem Raumklima kommt das zugute.
www.mrrarchitekten.de
Architekten:
mrr architekten
www.mrrarchitekten.de
Fotos:
Jens Kirchner
www.jens-kirchner.com
Fenster:
Fensterbau Rüdenhausen
www.fbr-ruedenhausen.de
Holzboden:
Holz in Form
www.holzinform.de
Holzfassade:
Holzbau Scheepers
www.holzbau-scheepers.de
Rohbau:
Paponja Bau-Consulting