Begeisterung auf den ersten Blick
Denkmalgeschütztes M.A.N. Stahlhaus sorgt für einen ungeplanten Umzug
Als die Bauherren 2008 nach Wittlaer zogen, hätten sie es sich wohl kaum träumen lassen, nach nur sechs Jahren schon wieder umzuziehen. Doch manchmal kommt es anders als man denkt. „Schuld“ an dem erneuten Wohnungswechsel war ein denkmalgeschütztes Haus aus Stahlblech, das das Architektenehepaar in Kaiserswerth entdeckte. „Wie im Dornröschenschlaf stand es da mit vermooster, rostiger Fassade und herunterhängenden Klappläden“, erinnert sich Bauherr Andre Turck an die erste Begegnung und seine Frau Katrin ergänzt: „Wir beschlossen, zu prüfen, inwieweit das Haus für uns in Frage kommen könnte.“ Die Recherchen ergaben, dass das M.A.N. Stahlhaus 1952 vom BDA Architekten Wilhelm Keller erstellt wurde. Mit dem Fertighaus wollte die Maschinenfabrik neue Wege beschreiten, wobei für sie als eisenverarbeitende Industrie nur Stahl als hauptsächlicher Werkstoff in Frage kam.
Die werkseitig aus Stahlblech vorgefertigten Elemente wurden auf ein vor Ort gemauertes Kellergeschoss montiert. Das Überraschende am M.A.N. Stahlhaus ist, dass man ihm seine industrielle Herkunft nicht ansieht. Auf den ersten Blick wirkt es, als sei es in handwerklicher Tradition erbaut worden: steiles Dach, gegliederte Fassade und kleine Fensteröffnungen mit Klappläden. Als das Ehepaar 2013 mit der Planung des Anbaus und der Umbaumaßnahmen startete, war vieles nicht nur im Original-, sondern auch in einem baufälligen Zustand. „Unsere Aufgabe bestand also darin, einen Weg zu finden, das Haus an die heutigen Bedürfnisse des Wohnens anzupassen und zugleich verschiedene, sich teilweise widersprechende Vorschriften des Denkmalschutzes und der Energieeinsparverordnung zu erfüllen.“ Also wurde ein Konzept für die behutsame Sanierung des Hauses erarbeitet. Dabei wurde das Dach gedämmt und neu gedeckt, die Außenwände wurden neu lackiert, mit Zellulosedämmung isoliert und von innen mit Lehmputz verputzt. Die alten Dielenböden wurden abgeschliffen und geölt, Sanitär und Elektroinstallationen erneuert, die ebenfalls denkmalgeschützten Einbauschränke und die Küche aufgearbeitet. Um die nutzbare Fläche um rund 50 m² zu ergänzen, erstellten die Bauherren auf der Gartenseite einen mit Holz verkleideten Anbau, in dem sich heute das separat zu erschließende Architekturbüro befindet. Aufgrund des abfallenden Geländes liegt der angebaute Teil auf dem Souterrain-Niveau des Stahlhauses, so dass sich der Baukörper behutsam an das Denkmal anfügt. Zugleich entstand auf dem Dach des Anbaus eine großzügige Dachterrasse, die direkt vom Wohnzimmer aus zugänglich ist.
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