Zurück zum Beton
Restaurant in Mitte erhält durch sein Interiordesign eine unverwechselbare Markenidentität
Das vom den Architekten Gonzalez Haase eingerichtete Restaurant „Beets & Roots“ im Scheunenviertel in Mitte befindet sich in einem für die Gegend typischen DDR-Plattenbau. Zuvor war in den Räumlichkeiten ein italienisches Restaurant mit überbordender Dekoration untergebracht. Sämtliche Bella Italia Klischees lassen die Architekten verschwinden, übrig bleibt nichts anderes als der nackte Beton.
Der Plattenbau in seinem Urzustand war die Grundlage für alle weiteren Planungen. Fußboden und Wände verkleiden die Architekten mit extra für das Projekt angefertigten Zement-Terrazzo-Fliesen. Die Fliesen nehmen die Materialität des Plattenbaus auf und setzen diese unverfälscht in Szene. Gleichzeitig zeigen die Architekten einen neuen, zeitgemäßen Umbau mit dem Beton. Statt der traditionellen Zementfliesen mit üppigen Dekoren, verwenden sie nur einfarbige Produkte in grau, schwarz und pink. Mit der Farbe zonieren die Planer die Räume. Außerdem verlegen sie Muster, die an gepixelte Computergrafiken erinnern. Das Interior erhält durch die Farben und die Pixelästhetik einen sehr eigenen Charakter, der die Generation der Digital Natives anspricht. Die in der Gegend vielfach anzutreffenden Touristen finden durch den rauen Charme der Räume ebenfalls das Berlin, das sie suchen.
Bei den Möbeln und beim Licht setzt sich der eingeschlagene Weg fort. Die Architekten arbeiten nicht mit teuren Materialien oder vorgefertigtem Design aus dem Katalog bekannter Anbieter. Sie entwerfen eigene Tische und Stühle aus naturbelassenem Kiefernholz. Die Möbel wirken durch ihre individuelle Formgebung. Dem derzeit so beliebten Trend zum gemütlichen Wohnzimmerlook verweigern sie sich konsequent. An der Decke ist schlichtes Neonlicht montiert, was bekanntlich einen ähnlich schlechten Ruf hat wie die Plattenbauten. Auch die Lichtgestaltung verleiht dem Restaurant seine ganz besondere Atmosphäre. Die unter der Betondecke schwebenden Neonlichter sind wie die Fliesen eigens angefertigt. Sie erinnern an eine Installation des New Yorker Künstlers Keith Sonnier, auch an die Lichtreklamen amerikanischer Diner-Restaurants.
Die Architekten schaffen es, einem im herkömmlichen Sinn nur wenig attraktiv wirkenden Ort, eine eigene Schönheit zu verleihen. Die wirkt nicht kulissenhaft aufgesetzt, sondern weckt selbst in dem ungeliebten Plattenbau viel gestalterisches Potential. Dem Restaurant verhelfen die Architekten mit ihrer unangepassten Designsprache zu einer unverwechselbaren Markenidentität. Die Betreiber planen das bereits realisierte Branding weiter zu nutzen, um auch an anderen Standorten Fuß zu fassen.
www.gonzalezhaase.com
Innenarchitekten:
Gonzalez Haase
www.gonzalezhaase.com
Fotos:
Thomas Meyer / Ostkreuz
www.ostkreuz.de