Zentimetergenaue Planung
Microapartment in Moabit schafft auf nur 21 m2 viel Platz zum Wohnen
Viel Raum, wenig Platz – so könnte man die Ausgangssituation bei dem vom Büro spamroom in Zusammenarbeit mit dem Architekten John Paul Coss verantworteten Projekt in Moabit beschreiben. Vorgefunden hatten die Architekten eine nur 21 m² große Wohnung in einem Berliner Altbau. Dort untergebracht waren ursprünglich zwei kleine Zimmer. Nur im Treppenhaus gab es eine Gemeinschaftstoilette. Der Vorbesitzer konnte sich mit der Idee der Außentoilette nicht so richtig anfreunden. Deshalb hatte er in einem der beiden Miniräume zusätzlich ein privates Badezimmer untergebracht. Die gesamte Wohnung war durch unkoordinierte Ein- und Umbauten vollkommen aus der Balance geraten.
Um den Räumen wieder eine Struktur zu geben, gab es nur einen Weg. Alles musste raus. Sämtliche Einbauten sowie alle innenliegenden Wände ließen die Architekten entfernen. Sie legten die alten Holzdielen frei, verputzten Wände und Decken neu. In die Mitte des Raumes schoben sie eine mit gekälkter Seekiefer verkleidete Box. Dort untergebracht ist auf nur 2 m² das Badezimmer mit luxuriöser Regendusche, Waschbecken sowie ein WC. Der Zugang zum Badezimmer erfolgt über eine platzsparende Schiebetür, die einzige Tür innerhalb der Wohnung überhaupt. Auf der einen Seite der Box befindet sich der Eingangsbereich. Gegenüber ist die Kochnische untergebracht – vollausgestattet, im Format aber auf ein Minimum reduziert. Das Fensterbrett in der Küche dient als Ablagefläche. Im Wohnraum wird die Platte vor dem Hoffenster als Arbeitstisch genutzt. Schränke und Regalflächen sind ebenfalls in den Wänden der Seekiefer-Box integriert.
Fehlt nur noch der Platz zum Schlafen. Oben in der Luft ist im Altbau aufgrund der imposanten Deckenhöhen Platz genug vorhanden und den gilt es zu nutzen. Die Badbox reicht nicht ganz bis zur Decke. Auf dem Dach der Box entsteht so eine Empore. Dort bleibt in der Höhe zwar nur 83 cm Platz, das reicht zum Schlafen allemal. In einem Alkoven eines Campingbuses ist es oft enger. Der Zugang zur Empore erfolgt über eine Stahltreppe. Das filigrane Objekt ist aus nur acht Millimeter dünnem Stahlblech gefertigt und sieht aus, als wäre es aus Papier gefaltet. Seitlich gibt es auf der Schlafempore sogar Ablageflächen. Das gute alte Hochbett – ein Klassiker im Berliner Altbau – ist auf moderne Weise neu interpretiert. Die Architekten nutzen den üppigen Luftraum des Altbaus. Sie entwerfen nicht nur einen horizontalen Grundriss, sondern nutzen den Raum in seiner Dreidimensionalität. So bringen sie alles, was eine moderne Wohnung braucht, auch auf kleinster Fläche unter.
www.spamroom.net
www.johnpaulcoss.com
Architekt:
spamroom + John Paul Coss
Fotos:
Ringo Paulusch