Werkstatt mit Weitblick
Ein Landhaus zum Arbeiten und Leben
Die Uckermark ist Sehnsuchtsort für stressgeplagte Städter, die unverbaute Landschaft, Weite und Kontemplation suchen. Vor allem Leute aus Kulturszene und Kreativberufen erwarben in den vergangenen Jahren Häuser in der dünn besiedelten, eiszeitlich gewellten Hügellandschaft mit ihren Apfelalleen und stillen Seen.
Hierher zog es auch den Produktdesigner und Tischler Gerhard Schütze. Gemeinsam mit dem Architekten Thomas Kröger entwickelte Schütze ein Konzept, um ein Gebäude, das 1987 als Schlosserei und Schmiede für eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft errichtet worden war, nach seinen Bedürfnissen zum Wohnhaus mit Werkstatt umzubauen.
Der Architekt verkleidete das gesamte Gebäude mit einer neuen Haut aus grünem Wellblech. An der Traufkante abgerundet, zieht sie sich weich über Dach und Außenwände, wodurch sich das umgebaute Haus ganz selbstverständlich in die sanft gewellte Hügellandschaft der Uckermark einfügt. An den Giebelseiten prägt eine den umliegenden Scheunen entliehene, unbesäumte Stülpschalung aus Lärchenholz das Erscheinungsbild.
Im Inneren gliedert sich das Gebäude entsprechend seiner volumetrischen Außenform in drei Einheiten: Werkstatt, Wohn- und Wirtschaftsteil. Im letztgenannten, mittleren Teil ließ der Architekt die ursprüngliche Konstruktion abreißen und an ihrer Stelle eine Holzkonstruktion errichten, die in Höhe und Form zwischen ehemaligem Flachbau und Werkstatt vermittelt. Hier gewährt nun ein großzügig verglaster Showroom weite Ausblicke in die Landschaft. Im zweigeschossigen Teil befinden sich Büro- und Aufenthaltsräume.
Für Wand und Decke des Showrooms wurden in Anlehnung an die Bestandskonstruktion der Dächer Nagelbrettbinder aus heimischer Kiefer gefertigt. Die Binder bilden hier gleichzeitig die Rahmen für die Verglasung des Showrooms und tragen die schwarz gebeizte Sperrholzdecke, welche zusammen mit dem roh belassenen Gussasphaltboden einen höhlenartigen Raum bildet.
Die mitten im Showroom in den Boden eingelassene, offene Feuerstelle unterstreicht den Charakter des Rohen und Ländlichen ebenso wie der felsenartige Treppeneinstieg zu den Kammern im Obergeschoss.
Der Kontrast zwischen rohen Materialien und feinen Oberflächen und Details durchzieht den gesamten Innenausbau; am prominentesten beim Schlafraum der Einliegerwohnung, der im Inneren komplett mit massiven Kiefernbrettern ausgekleidet ist. Diese befestigte man mit kleinstmöglichen Fugen auf der Unterkonstruktion. Kiefernholz findet sich auch in den furnierten Paneelen, die den Aufenthaltsraum einkleiden. Deren edle Oberfläche verbirgt alle Funktionen wie Schränke, Teeküche sowie die Zugänge zu der Wohnung und Nebenräumen.
Ein Haus, das fast japanisch anmutet in seiner klaren Konzentriertheit. Souverän und elegant ist die hier gefundene Kombination moderner Formen mit dem baulich Vorgefundenen und ortstypischen Materialien. Das neue Haus des Tischlers ist nicht nur ein Gebäude, es verkörpert vor allem ein Lebensgefühl – urbane Modernität etabliert sich in ländlicher Abgeschiedenheit.
www.thomaskroeger.net
Architekten:
Thomas Kröger
www.thomaskroeger.net
Fotos:
Thomas Heimann
Innenausbau und Tischlerarbeiten, Küchen, Möbel:
Gerhard Schütze - Schütze Interiors
www.gerhard-schuetze.de
Holzfassade, Loggia:
Christoph Steinberg
Fenster:
Tischlerei Oliver Giese
www.giese-liebenwalde.de
Schlosser:
Metallbau & Bauschlosserei Hans-Jürgen Gohr
www.metallbau-gohr.de
Maler:
Erste Prenzlauer Maler
www.erste-prenzlauer-maler.de
Dielen (OG):
Fiala Parkett
www.fiala-parkett.de
Gussasphaltboden (EG):
Rask Brandenburg
www.rask-bb.de
Sanitär & Heizung:
Olaf Mützelburg Heizungsbau