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Villa in der zweiten Reihe

Großzügiger Neubau in Pankow arrangiert sich mit dem Bestand

Das geräumige Wohnhaus mit der hellen Putzfassade und seinen stilistischen Anklängen an die Neue... mehr

Das geräumige Wohnhaus mit der hellen Putzfassade und seinen stilistischen Anklängen an die Neue Sachlichkeit befindet sich auf einem schmalen, aber sehr tiefen Grundstück am Nordrand von Berlin-Pankow. Ein junges Paar erwarb das Areal in der alten Dorflage von Rosenthal um dort nach Plänen des Berliner Architekten Norbert Möhring ein zeitgemäßes Wohnhaus zu errichten. Da das an der Straßenseite gelegene Wohnhaus aus den 1880er-Jahren Teil eines im Bebauungsplan festgeschriebenen Denkmal­ensembles ist, stand fest, dass der Neubau im rückwärtigen Bereich und mit gebührendem Abstand zum historischen Bestandsgebäude errichtet werden musste.

Es war gar nicht leicht, die Denkmalbehörde überhaupt von der Idee eines modernen Solitärs im Dorfensemble zu überzeugen. Die unverputzte Ziegelwand einer direkt an die Grenze reichenden Remise schien auf den ersten Blick nicht besonders gut zur strengen, eher auf Autarkie angelegten Ästhetik eines White Cube zu passen. Norbert Möhring, der über einige Erfahrung mit der Errichtung repräsentativer Wohnhäuser auch auf schwierigen Grundstücken verfügt, entwickelte ein Gebäude, das wie selbstverständlich mit der angrenzenden Remisenrückwand korrespondiert: Es besteht aus dem zweigeschossigen Hauptbaukörper sowie einem eingeschossigen Gebäuderiegel, der als vermittelndes Element die angrenzende, alte Remise auf ihrer vollen Länge begleitet. In ihrer vorderen Hälfte ist der Zwischentrakt als gedeckter Arkadengang mit schlanken Sichtbetonstützen gestaltet, der wirkungsvoll die Eingangszone des neuen Hauses artikuliert. Daneben dient dieser Teil des Gebäudes seinerseits als moderne Form der Remise: Der Architekt reihte in dem nur gut 2 Meter breiten, unter die Arkade geschobenen Flügel alle nötigen Nebenräume ein: Ein Gästebad, Abstellräume, Haustechnik und eine Fahrradgarage. Das erlaubte es, auf eine Unterkellerung zu verzichtet. Zudem musste in der Mittelzone des Hauses kein Nebenraum berücksichtigt werden, weswegen Wohnzimmer, Essbereich und Küche fließend ineinander übergehen und man vom vorderen zum hinteren Garten durch das Haus hindurch schauen kann.

Betritt man das Gebäude, steht man in einer großzügigen, zweigeschossigen Eingangshalle, von der aus eine Treppe ins Obergeschoss führt, geradeaus geht es in das ebenfalls doppelgeschossige Wohnzimmer. Die Hauptwohnräume, die Terrasse und der dahinter liegende rückwärtige Garten bilden ein räumliches Kontinuum, nur unterbrochen von dem Raum beherrschenden, sechs Meter breiten und fast ebenso hohen Fenster zum Garten. Eine Galerie an der rückwärtigen, dem Fenster gegenüber gelegenen Seite des Wohnzimmers erschließt die Schlafräume im ersten Stock. Auf den 220 m² Wohnfläche ist eine von der klassischen Villa vertraute Raumdramaturgie umgesetzt, mit einer sorgfältig abgestuften Differenzierung von Intimität: So befindet sich angrenzend an das offene Wohnzimmer ein Arbeitszimmer sowie ein Kaminzimmer mit Humidor, das vor 100 Jahren wohl als „Herrenzimmer“ in den Grundriss eingetragen worden wäre.

Die weitläufigen Raumfluchten im Inneren kontrastieren mit dem schlichten, etwas strengen Duktus, den der quaderförmige Baukörper nach außen zeigt. Sein sandfarbener Putz hat die gleiche Farbe wie die Fassaden des straßenseitigen Altbaus. Das der Küche vorgelagerte Wasserbecken entwickelte sich aus einer Idee der Bauherren. Das Projekt zeigt, dass ein dezidiert zeitgenössisches Bauen auch unter eng gesteckten Rahmenbedingungen möglich ist und die Herauforderungen des Bestands ein Projekt konzeptionell reicher machen können.

www.moehring-architekten.de

Architekten: Möhring Architekten www.moehring-architekten.de Fotos: Stefan... mehr

Architekten:

Möhring Architekten
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Fotos:

Stefan Melchior 
www.stefan-melchior.de