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Sprechende Architektur

Prestigeobjekt und Symbol: Das neue Springer-Gebäude

Die Verlagsgebäude des Axel Springer Verlages haben sich zu einem Campus entlang der... mehr

Die Verlagsgebäude des Axel Springer Verlages haben sich zu einem Campus entlang der Zimmerstraße ausgeweitet – da wo einst die Mauer verlief und es schon zu DDR-Zeiten gleichsam ein Affront war, die Hauptzentrale der „Freien Presse“ an diesem Ort zu verankern und der gläserne Bau 1968 bei den Studentenunruhen als Sinnbild für die Presse des Establishments bekämpft wurde. Heute haben wir eine fast ähnliche Situation – ein Widerspruch in sich scheint die Tatsache zu sein, dass ausgerechnet Rem Koolhaas, Leitfigur der kritischen Avantgarde des Bauens der Post-Postmoderne, die Aufgabe zukam, das neue Hauptquartier des Springer-Konzerns zu entwerfen.

Die Großform des neuen Headquarters ist kaum zu beschreiben, sie gleicht schlicht Nichts, was man je zuvor gesehen hätte. Das Gebäude auf dem 9.260 m² großen Grundstück an der Ecke Zimmer-/Axel-Springer-Straße scheint nun als ein Tempel dem digitalen Zeitalter gewidmet zu sein. Koolhaas und sein Rotterdamer Büro ließen es sich nicht nehmen, einen Baukörper zu erdenken, der architektonisch umzusetzen versucht, was man als digitale Revolution bezeichnen kann: Eine grundlegende Modifizierung der Printmedien am Übergang in das elektronische Zeitalter. Dafür eine sinnbildliche und funktionale Form zu finden, macht wohl die eigentliche Qualität des neuen Gebäudes auf verschiedenen Ebenen aus: Sein Volumen repräsentiert die mediale Macht des Springer-Konzerns. Sein äußeres Erscheinungsbild symbolisiert das Zusammenwachsen zweier ehemals getrennter Staatshälften. Sein gläserner Kern mit seinem riesigen, 42 m hohen Atrium, quillt aus den beiden dunklen Gebäudehälften hervor, als breche sich die glorreiche mediale Zukunft Bahn. Koolhaas wäre nicht Koolhaas, würde er nicht auf verschiedenen Metaebenen auch kritische Komponenten in seinen Entwurf verpacken. Doch funktional ist ihm ein Meisterwerk gelungen – wie eine Skizze des Organigramms der inneren Organisation des Gebäudes veranschaulicht: Als räumlich ausgeweitete Raute sind die Büros der einzelnen Redaktionen terrassenförmig um das Atrium angeordnet. Sie gruppieren sich um den zentralen Luftraum und haben hier gleichsam ihr Zentrum. Diese Anordnung der Arbeitsräume soll die vereinzelte isolierte Arbeit vor den Computerbildschirmen aufheben, sie in ein Coworking zusammenführen. Der riesige Luftraum, der scheinbar einer Raumverschwendung gleichkommt, ist die gemeinsame Zentrale mit Newsroom, Veranstaltungsfläche, Meetingpoint, öffentlich zugänglichen Flächen, Casino und Foyer – und Zugang zur Dachterrasse, die ebenfalls „open to the public“ zum Publikumsmagneten werden dürfte.

www.oma.com


Photograph by Laurian Ghinitoiu, Courtesy OMA

(Erschienen in CUBE Berlin 04|20)

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