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Nur für Nachtschwärmer

Die New York Bar macht ihrem Namen alle Ehre

New York in Neukölln – what a challenge! Das Hotel Estrel in der Ziegrastraße wagt den Spagat,... mehr

New York in Neukölln – what a challenge! Das Hotel Estrel in der Ziegrastraße wagt den Spagat, im Untergeschoss eine völlig andere Welt zu erschaffen. Die Berliner Architektin Tanja Lincke hat sich dieser herausfordernden Aufgabe gestellt. Der fast museale Raum hat bereits optisch eine Ausstrahlung, von der ein gewisser Sog ausgeht. Die Harmonie der Farben wirkt wie ein homogenes Ganzes: Gedämpftes Rosé mischt sich mit dem dunklen Grün des Barblocks und den Lichtstreifen an der Decke.  

Der Auftrag lautete, die Bar neu zu gestalten und umzubauen. Der erste Schritt war, den Raum gänzlich umzuorganisieren. Das Wesentliche einer Bar, ihr Zentrum, ist die Bartheke. Diese war bislang an einer der beiden Längswände des rechteckigen, fensterlosen Raumes angeordnet. Die Architektin rückte sie in die Mitte. Der wie ein Lichtschrein wirkende, ebenfalls rechteckige Barblock ist nun eindeutig der Eyecatcher des Etablissements. Bei dem neuen Arrangement ließ sich Tanja Lincke nicht von den Störelementen mitten im Raum beirren: Eine Lüftungsanlage und ein Stützpfeiler sind nun beide integriert und selbstbewusster Teil des Barkörpers. Die Verkleidung mit schwarzem Spiegel dient als Hintergrund für die Regale voller Gläser und Flaschen. Durch die neue klare Strukturierung des Raumes wirkt dieser mit seinen 150 m² deutlich größer als vor dem Umbau. Die Erweiterung der Deckenhöhe über dem Barbereich leistet ebenfalls einen Beitrag dazu.

Atmosphäre ist das A und O einer Bar. Sie ist eine Art Schatulle, von der Außenwelt abgeschlossen – eine eigene Welt. Das schafft Lincke mit fein aufeinander abgestimmten Materialien und einem raffinierten Farb- und Lichtkonzept. Die Lichtstimmung ist eher dunkel, bedingt durch die vielen schwarzen, spiegelnden und glänzenden Flächen. Boden und Wände verstärken das Gefühl, in einem gläsernen Schrein zu sein. Zusätzlich gibt es im hinteren Bereich nun eine Tanzfläche – ein weiterer Zugewinn. Das Sitzmobiliar aus den 1980er-Jahren wurde übernommen, aber sehr geschmackvoll neu bezogen. Die ausladenden Sofas wurden mit einer gewagten, aber hervorragend gut zusammenpassenden Farbmischung neu gestaltet: Senffarbener Samt für die Lehnen und pinkfarbener für die Sitzflächen. Nüchtern, nicht plüschig. Tische mit goldfarbenem Fuß und schwarzer, gläserner Tischplatte mit dekorativen Messingbändern eingefasst stehen zwischen den Sofas. Der Korpus des Barkörpers ist mit hauchdünnem grünem Marmor verkleidet. Das ebenfalls grüne Lichtband an der Decke verdoppelt den malachitgrünen Effekt. Alles ist in grünliches Licht getaucht – ein letzter Drink hier wird zur Krönung des Abends.

Irgendwie fühlt man sich beim Anblick der New York Bar von Tanja Lincke an das Gemälde „Nighthawks“ von Edward Hopper erinnert. Auch die Wahl der Farben hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der Farbstimmung des Bildes. Ein Zeitsprung zwar von heute zurück in die 1940er-Jahre – aber ganz entfernt, auch ohne Menschen, strahlt diese Bar die gleiche Stimmung aus: Spätnächtliche Intimität, leise Barmusik, auch alkoholisierte Melancholie – all das macht die Atmosphäre dieser Bar aus.

www.tanja-lincke-architekten.com

Fotos:

Noshe
www.noshe.com

(Erschienen in CUBE Berlin 01|22)

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