Landhaus im Kiefernhain
Großzügigkeit und verspielte Geometrien auf kleinem Raum
Es geschieht nicht so selten, dass Menschen an der Schwelle zum Alter noch einmal bauen. Die Bauherren des von claim Architekten in Groß Glienicke errichteten Gebäudes, ein Paar in den Sechzigern, legten dabei Wert auf ein Haus ohne Kompromisse, das bis ins Detail auf den eigenen Lebensstil zugeschnitten ist. Das eingeschossige Haus variiert das Thema des Bungalows und steht in einem lichten Kiefernhain, der typisch ist für die grünen Randgebiete Berlins.
Etwa auf der Mitte des länglichen Baukörpers befindet sich ein Knick, der es erlaubt, die zwei jeweils 60 m² großen Haushälften gegeneinander zu verschwenken. Diese volumetrische Gliederung des in Ost-West Richtung gestreckten Raums entspricht auch der funktionalen Teilung in "Wohnhaus" und "Schlafhaus". Trotz dieser Zweiteilung entsteht im Inneren ein offener Grundriss.
Auffällig sind die Dachgeometrie und die Farbe des Gebäudes: Seine Verkleidung aus Fichtenholz ist mattschwarz gestrichen; nur die an der Südseite in die Schale des Baukörpers eingeschnittene Veranda mit den Hauptwohnräumen ist weiß und bildet damit das Bindeglied zu den ebenfalls von Weiß dominierten Innenräumen. Deren enge räumliche Verbindung mit dem umgebenden Waldgarten lag Bauherren wie Architekten am Herzen; dazu gehören auch Wandverkleidungen aus Kiefernholz, die in den sonst nüchternen Räumen einen behaglichen Akzent setzen.
Das asymmetrisch geformte Dach steigt von drei Seiten zeltartig auf eine Höhe von immerhin 5,5 m an; an der nördlichen Eingangsseite ist es dagegen als Giebel ausgebildet. Diese Form gibt dem Gebäude eine leicht kubistische Note und man denkt an die kristallinen Architekturphantasien der 1910er-Jahre. Die unkonventionelle Dachform entspringt keiner gestalterischen Laune, sondern rührt aus dem räumlichen Konzept: Wohnräume, Küche, Schlafzimmer, ein Gästezimmer sowie ein Arbeitsraum – um dieses Raumprogramm auf einer Nutzfläche von nur 120 m² unterzubringen und dabei Großzügigkeit zu wahren, setzten die Architekten Olga Skaba und Hartmut Flothmann auf die Potentiale hoher Räume – sie messen zwischen 3,10 und 5,5 m lichte Höhe.
Damit nichts die Räume verstellt und ihre Klarheit stört, integrierten die Architekten Schränke und Regale als wandbündige Einbaumöbel. Noch ein anderer Kunstgriff sorgt für Großzügigkeit: Abgesehen vom Gästeszimmer und zwei Nebenräumen gibt es im Haus keine Türen. Es ist eine offene Wohnlandschaft. Die Separierung der Räume geschieht alleine durch räumliche Zäsuren, etwa in Form des Gästezimmers, das zwischen Wohn- und Schlafbereich geschoben wurde und den offenen Raum hier zu einem schmalen Gang verengt. Unter dem hohen Dach an der Nordseite des Gebäudes findet zudem ein Galeriegeschoss mit einer zusätzlichen Schlafgelegenheit Platz. Die Gäste können kommen, sie werden ihren Aufenthalt im Waldhaus genießen. Das Haus erhielt den BDA-Preis des Landes Brandenburg.
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