Kunstfabrik an der Spree
Der Neubau der weltbekannten Skulpturengießerei Noack ist seit Oktober dieses Jahres vollendet
Die Skulpturengießerei Noack ist in Berlin eine Institution. Seit vier Generationen werden dort Skulpturen von Künstlern aus der ganzen Welt gegossen. Kunstgrößen wie Käthe Kollwitz, Henry Moore, Neo Rauch oder Georg Baselitz haben hier ihre Werke fertigen lassen. Noack gießt ebenso die Bären für die Berliner Biennale. Mit der Quadriga auf dem Brandenburger Tor oder der Restaurierung der Viktoria auf der Siegessäule hat das Unternehmen auch das Stadtbild der Hauptstadt nachhaltig geprägt. Bis 2009 war die Skulpturengießerei Noack in Friedenau ansässig. Im Jahr 2010 hat die Firma einen neuen Standort auf der Mierendorf Insel im Norden Charlottenburgs bezogen.
Verantwortlich für die Planung des neuen Firmensitzes war Reiner Maria Löneke, der nicht nur als Architekt, sondern auch als Künstler arbeitet. Der in zwei Bauabschnitten fertiggestellte Neubau befindet sich auf einem 10.000 m² großen, ehemaligen Kohlelager, direkt am Ufer der Spree. Der erste bereits 2010 vollendete Bauabschnitt umfasst das 4.800 m² große Produktionsgebäude. Wichtig für den Umgang mit Kunstwerken sind die Lichtverhältnisse. Deshalb erhalten die großen, geschossübergreifenden Hallen neben der verglasten Nordfassade zusätzlich eine Sheddachkonstruktion. Im Innern führt ein „Skywalk“ durch alle Teile des Produktionsgebäudes und ermöglicht der Firma und den Besuchern einen Überblick über die verschiedenen Arbeitsbereiche Sandformerei, Modellbereich, Wachsformerei, Gießerei, Schmiede, Ziselierwerkstatt oder Patina.
Die Architektur orientiert sich an der Typologie der Industriebauten, wie sie in Berlin im Übergang von 19. zum 20. Jahrhundert vielfach entstanden sind. Man findet die charakteristischen Sprossenfenster aus Stahl. Die beiden neu entstandenen Innenhöfe nehmen die Tradition der Berliner Werkhöfe auf. Für die Fassade verwendet der Architekt nicht mehr Backsteine, sondern Betonfertigteile. Die Bauten erhalten dadurch nicht nur eine industrielle, sondern auch eine klassisch moderne Anmutung. Mit der Gebäudekonstruktion verweist der Architekt auch auf den Guss von Skulpturen. Betonteile werden vorab in verschiedene Schaltafeln gegossen und dann zu einer vom Architekten geplanten Kubatur zusammengefügt. Skulpturen werden ebenfalls ab einer gewissen Größe nicht als Einzelstück gefertigt, sondern aus verschiedenen Gussteilen zusammengesetzt.
Seit Oktober dieses Jahres ist mit dem Skulpturenzentrum auch der zweite Bauabschnitt der neuen Noack Gießerei vollendet. Das Gebäude tritt geschlossen auf und fügt sich städtebaulich in den Straßenraum Spreebord/Sömmeringstraße ein. In der Fassade findet sich eine weitere Referenz an die Kunst und die Gießerei. Die Balustraden der eingeschnittenen Balkone sind mit Bronzeblech beschlagen. Neben Ateliers und einer Eigentümerwohnung sind dort ein Restaurant, eine Galerie sowie ein Museum zur ereignisreichen Firmenhistorie entstanden. Die insgesamt 15 großflächigen Ateliereinheiten haben mit ihren Größen von 90 bis 280 m² und einer Deckenhöhe von 3,80 m Loftcharakter. Repräsentativer Höhepunkt des gesamten Ensemble bildet der nach Westen ausgerichtete verglaste, halbrunde Kopfbau. Dort sind der 7 m hohe zweigeschossige Restaurantbereich mit Außenflächen sowie ein Café untergebracht. Vor dem Restaurant ist ein Skulpturengarten angelegt.
www.loeneke-berlin.de
Architekten:
Löneke Architekten
www.loeneke-berlin.de
Fotos:
bullahuth Fotografie und Gestaltung
www.bullahuth.de