Alles fließt
Wohnhaus in Köpenick in außergewöhnlicher Lage am Zusammenfluss von Spree und Dahme
Köpenick ist berühmt für seinen Hauptmann und seine Wasserlandschaft, die sich bis hin zum Müggelsee erstreckt. Die aus dem Mittelalter stammende Altstadt befindet sich genau dort, wo Dahme und Spree ineinander fließen. Die dort entstehende Wasserfläche wirkt so groß wie ein See und bietet gegenüber anderen Gegenden am Fluss eine ungewöhnliche Weite.
Ein Haus in dieser Lage zu bauen, dürfte für den Architekten Peter Deluse ein Glücksfall gewesen sein. Das Grundstück bietet neben viel Wasser auch noch eine pittoreske Nachbarschaft. Direkt nebenan befindet sich eine klassizistische Villa im Schinkel-Stil, ebenso eine neugotische Kirche aus Backsteinen. Der Besitzer der Villa ist auch der Eigentümer des Grundstückes. Zusammen mit einem Investor hat er das Wohngebäude mit zwölf Wohnungen von 60 bis 120 m² erbaut. Es gab mehrere Vorplanungen für das viergeschossige Gebäude. Die Kubatur war ursprünglich noch größer geplant, durfte aber wegen der historischen Umgebung ein vorgegebenes Maß nicht überschreiten. Vor dem Haus befindet sich eine Straße mit Straßenbahnverkehr über die nahe Brücke. Um die Bewohner davon abzuschirmen, sind sämtliche Nebenräume sowie das mittige Treppenhaus zur Straße hin angeordnet. Auf den einzelnen Geschossebenen war zu Beginn der Planung nichts festgelegt. So konnten bei der Vermarktung auf allen Geschossen unterschiedliche Grundrisstypen von Zwei-, Drei- oder Vierraumwohnungen angeboten werden.
Zum Wasser und nach Süden hin planten die Architekten weit auskragende Balkone. Die weitläufigen Außenflächen sind direkt ans Wohnzimmer angegliedert und vergrößern im Sommer den Wohnraum hin ins Freie. Höhepunkt sind die beiden Penthouses im Staffelgeschoss mit fantastischem Rundumblick. Das Gebäude erhielt eine Putzfassade mit Wärmeverbundsystem. Bei den Penthouses sowie bei den Balkonen auf der Südseite findet sich zusätzlich eine Verkleidung mit Klinker. Beim Ausbau der Wohnungen planten die Architekten nur die Grundausstattung. Die Ausgestaltung der Bäder, Küchen oder bei den Böden war den Bewohnern selber überlassen. So konnte jeder seinen individuellen Stil verwirklichen.
Die Bewohner haben unmittelbaren Zugang zum Wasser. Zwar gibt es offiziell einen Uferweg, der ist aber nicht angelegt. Man kann so mit seinem Stand Up Paddle Board direkt in See stechen. Schön ist es auch, einfach dort zu sitzen und das umgebende Naturschauspiel zu genießen. Das unaufhörliche Fließen des Wassers und das damit verbundene existenzielle Gefühl der Unendlichkeit hat bekanntlich eine ungeheuer entspannende Wirkung.
www.delusearchitects.com
Fotos:
Klemens Renner
klemensrenner.com
Branislav Jesic
branislav-jesic.com