Wahrer Luxus
Neugestaltung einer Wohnung zeigt gelungenen Umgang mit anspruchsvollem Kontext
Die zur Internationalen Bauausstellung 1957 errichteten Bauten im Berliner Hansaviertel haben allesamt den Status von Denkmälern erlangt. Bei der Neugestaltung einer Wohnung stellt sich für den Architekten zwangsläufig die Frage, inwieweit er sich auf den bedeutungsschweren Kontext einlässt. Der Architekt Gisbert Pöppler liefert eine mögliche Antwort. Sein Projekt befindet sich im oft mit einer Kommode verglichenen Bau von Walter Gropius an der Händelallee. Der Architekt hatte die Aufgabe, dort eine 90 m² große Wohnung zu modernisieren und neu einzurichten.
Baulich führt Pöppler nur eine einzige Maßnahme durch: Er öffnet die Küche hin zum Wohnzimmer. Die Wand, die er dafür entfernen lässt, hatte statisch keine Relevanz. „Fast könnte man meinen, Gropius hätte diese Grundrissvariante bereits mitgedacht“, meint Pöppler. Bei der Küche arbeitet der Architekt mit einfachen Komponenten von Ikea; den Küchenblock gestaltet er allerdings sehr hochwertig als Maßanfertigung. Die Rahmenkonstruktion ist vom Tischler gefertigt und darauf ist ein hochwertiger Stoff des italienischen Herstellers Dedar gespannt. Im Badezimmer entscheidet sich der Architekt für Mosaikfliesen und versteht dies als eine Referenz an die Entstehungszeit des Gebäudes. Beim Boden wurde ebenso Bezug auf die fünfziger Jahre genommen und ein Belag aus rotem Linoleum gewählt. Die Küche ist in chinesischem Rot gestrichen, das Wohnzimmer in Zitronengelb, das Arbeitszimmer in einem Smaragdgrün. Farben verwendete Gropius an vielen Stellen des Hauses, zum Beispiel im Eingangsbereich, den Treppenhäuser oder bei den Balkonbrüstungen. Pöppler verweist zusätzlich auf Sichtbezüge zu den farbigen Fassadenelementen des Nachbargebäudes. Alle Türrahmen sind schwarz gestrichen, wodurch der Effekt einer Rahmung entsteht, was an die Bilder des Malers Piet Mondrian erinnert.
Auch die Möblierung der Wohnung lag größtenteils in der Hand des Architekten. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, die Wohnung komplett im Stil von Walter Gropius einzurichten. Es sollte kein Museum entstehen, trotzdem haben die Möbel, Leuchten und Accessoires Geschichte.“ Vieles wurde bei Vintagehändlern gekauft. Daneben fanden aber auch eigene Entwürfe Beachtung. Man achtete darauf, die Wohnung weder mit bedeutungsschweren historischen Bezügen noch mit teuren Statussymbolen zu überfrachten. Damit trug man dem begrenzten Budget Rechnung, aber auch der Besonderheit des Ortes. Das Wohnen in einem Architekturdenkmal sollte Luxus genug sein.
www.gisbertpoeppler.com
Innenarchitekten:
Gisbert Pöppler Architektur . Interieur
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Fotos:
Wolfgang Stahr
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