Ein atmendes Haus

Das mehrgeschossige Holzhaus in Haltern am See hat nicht nur für NRW Vorbildcharakter

Seinen Seltenheitswert sieht man diesem mit Klinkern verkleideten Haus, das am Gänsemarkt in Haltern am See steht, nicht auf den ersten Blick an. Das liegt hauptsächlich daran, dass es seine inneren Werte vor dem Betrachter verbirgt. Doch was den Augen verborgen bleibt, kann man sehr wohl spüren, denn das mehrgeschossige Haus wurde in Massivholzbauweise gebaut und sorgt damit für ein gesundes und angenehmes Wohnklima. Diese spezielle mehrgeschossige Holzbauweise gibt es bislang nur wenige Male, beispielsweise in Stuttgart, England, Australien, Norwegen und Österreich, wo Wien seit 2018 mit einem über 80 m hohen Hochhaus aus Massivholz aufwartet. In NRW sorgte erst eine Mitte 2018 verabschiedete neue Bauordnung dafür, dass bis zu 22 m Höhe mit Holz gebaut werden darf.

Somit waren der Architekt Carsten Krafft und das Planungsbüro 3Grat Pioniere, als sie nach der Fertigstellung 2019 mit ihrer Bürogemeinschaft Carsten Krafft & Bernd und Maike Berse in das selbst geplante Massivholzhaus einzogen. 121 t Holz waren bis dahin verbaut, 174 Einzelelemente aus verleimten Fichtenlamellen fanden als Massivholzwände oder Geschossdecken Einzug, wobei alles auf einem soliden Fundament aus 200 laufenden Metern Betonstele steht. Das Holz hatte bis dahin bereits eine längere Reise hinter sich. Es wurde in Österreich geschlagen und bearbeitet, im bayerischen Adelsried zugeschnitten und schließlich in Haltern zusammengebaut. Dadurch, dass das Holz an entsprechenden Stellen eingefräst und vorgeschlitzt war, konnten die Holzelemente inklusive des Daches in nur zehn Tagen fertiggestellt werden. Und damit deutlich schneller als bei herkömmlicher Bauweise, wie der Architekt konstatiert. Auch die Nachfolgearbeiten der Handwerker, Installateure und Elektriker sparten durch die Bauweise Zeit ein. Um das Holz vor Witterungseinflüssen zu schützen, wurde es außen mit Klinkern ummantelt, bei der Innenverkleidung kamen die extrem stabilen und festen Gipsfaserplatten „Greenline“ mit besonderem baubiologischen Nutzen zum Einsatz. Die Holzkonstruktion ist daher nicht mehr sichtbar, die Bewohner jedoch profitieren von den positiven Eigenschaften: Holz ist ökologisch wertvoll, atmungsaktiv, nimmt Feuchtigkeit besser auf und bietet einen guten Wärme- und Schallschutz. Vier Wohnungen mit großzügigen Loggien, zeitlos eleganten Bädern, Fußbodenheizung und eigenen Gas-Brennwert-Geräten, dreifach verglasten Fenstern, Aufzug, Tiefgaragenstellplätzen mit Starkstromsteckdosen sowie Abstellräumen komplettieren den Neubau. Im gesamten Haus wurde auf jegliche gesundheitsschädliche Bauchemie verzichtet. Auch barrierefreie Zugänge zum und im Haus wurden berücksichtigt.

www.holzhaus-hochhaus.de

Fotos:

Michael Trappmann
www.mt-fotos.de

(Erschienen in CUBE Ruhrgebiet 02|20)

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