Zu neuem Leben erweckt
Die Innenarchitektur des Luxushotels am Rödingsmarkt inszeniert eine subtile Zeitreise
Das denkmalgeschützte Gebäude der Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt wurde von 1907 bis 1911 von Albert Erbe in Anlehnung an den Form- und Materialkanon des alt-hamburgischen barocken Bürgerhauses erbaut. Da nicht nur die Fassade, sondern neben der Eingangshalle auch Treppenhäuser, Türen, Leuchten und Bodenbeläge originalgetreu erhalten waren, entwickelten die Innenarchitekten von JOI-Design ein schlüssiges Konzept für die neue Nutzung als Hotel, das sich behutsam mit der Historie des Bestands auseinandersetzt und in eine neue Ära der luxuriösen Gastlichkeit aufbricht – als Hommage an den Lebensstil der Entstehungszeit. Als Inspiration dienten vorgefundene Art Déco Ornamente und Bordüren. Die Innenarchitekten entwickelten eine Design-Leitlinie, die bewusst verspielt für Leichtigkeit und auch eine Portion Lebenslust im altehrwürdigen Gemäuer sorgt. Die neue Farbpalette verschiedener Blautöne spielt auf den Standort Hamburg an und setzt auf frische Art den historischen Brauntönen des wuchtigen Gebäude eine mühelose Eleganz entgegen. Beim näheren Hinsehen entdeckt man auch immer wieder Anklänge an die 1950er-Jahre, die auf die Zeit des letzten größeren Umbaus verweisen. Durch die Innenarchitektur werden die verschiedenen Epochen wieder zum Leben erweckt, miteinander verbunden und sensibel in die heutige Zeit transportiert.
Die zweistöckige Empfangshalle besticht durch den reichen Einsatz wertiger Materialien. Der Blick schweift durch die historischen Flügeltüren auf das warme Licht des Restaurants. In dem ovalen Raum, der früher die Bibliothek der Oberfinanzdirektion beherbergte, ergänzen filigrane Möbel in frischen Türkis-, Blau- und Grautönen sowie ein künstlerischer Teppich die alten Holzvitrinen. Das Hotel verfügt über 154 Apartments. Nahezu jedes ist anders geschnitten, es gibt 98 verschiedene Typen. Als Reminiszenz an typische Hamburger Altbauwohnungen statteten die Innenarchitekten sie mit hellen Wandverkleidungen und der „Hamburger Fußleiste“ aus. Den Gästen werden charakterstarke und stilistisch eigenständige Räume geboten. Das Design hält sich – typisch hamburgisch – vornehm zurück und zeichnet sich dennoch durch eine selbstbewusste und individuelle Note aus. Im 2. Obergeschoss befinden sich mehrere Konferenzräume, unter anderem der ehemalige Sitzungssaal, dessen Originalmobiliar der 1950er-Jahre restauriert wurde.
(Erschienen in CUBE Hamburg 03|19)